Morgendliche Beobachtungen und Gedanken
Ich quäle mich aus dem Bett, nachdem ich zum x.ten Mal meinen Wecker um 5-10 Minuten vorgestellt habe - und das über den Zeitraum von knapp über einer Stunde. Alles ist dunkel, ich habe die Rolläden immer geschlossen, wenn ich schlafe. Und wenn ich arbeite bin ich manchmal zu faul dazu, sie einfach aufzuziehen. Ich ziehe doch meine Balkontür auf - es ist heute kälter als gestern, aber wenigstens scheinen es keine Minusgrade zu sein.

Ich blinzle zur Balkontür raus, es ist grau - ein schöner Kontrast zu den letzten sonnenreichen Tagen. Ich muss leicht lächeln, während ich mir meine erste Zigarette für den Tag anstecke und einfach an der Balkontür stehe und nach draussen schaue. Ich rauche oft gleich in der früh eine Zigarette, bald nach dem Aufstehen - ich weiss nicht warum, aber es passiert nur, wenn ich alleine bin. Ab und zu fährt ein Auto vorbei, ab und zu läuft ein Passant vorne an der Strasse entlang - manche sind etwas dicker angezogen, es scheint zu regnen, aber nur ganz leicht.

So mache ich mich im Badezimmer fertig - duschen, rasieren, Zähne putzen, anziehen. Es wird nicht heller, die Wolken verziehen sich nicht - ich muss immernoch leicht lächeln, und weiss nicht warum - ich fühle mich nicht schlecht, auch nicht euphorisch - nur ein leichtes Gefühl des Wohlbefindens macht sich in mir breit. Es gibt keinen Grund dafür, es ist einfach so. Ich nehme meinen Rucksack, verlasse meine Wohnung, schliesse die Tür ab und setze mich in mein Auto. Es ist immernoch grau. Und schön. Schöne Musik kommt aus dem CD-Radio, ich habe Lieder ausgesucht, die ich schon länger nicht mehr gehört habe. Alte Klassiker, romantische Lieder, auch flottere sind dabei.

Meine Fahrt beginnt - über die Landstrasse - hier und da sitzt ein Bussard an der Strasse und betrachtet verschlafen das Geschehen auf der Strasse, schliesslich erreiche ich die Autobahn. Schon nach 15 Minuten Autobahnfahrt stehe ich im Stau - eigentlich sehr unüblich für diese Strecke. Es stört mich nicht im geringsten. Das Thermometer zeigt +6 Grad an, ich mache das Fenster auf und schaue einfach raus. Es ist schön, die Welt in diesem Grau zu sehen - es wirkt so friedlich und ruhig. Weit hinten eine Baumgruppe, die sich bis zur Autobahn zieht. Hier und da hängt noch der Nebel zwischen den Bäumen. Ich geniesse diesen Anblick immer mehr, will davon Fotos machen - aber in diesem Moment geht der Verkehr zögerlich, aber stetig voran.

Ich fahre an Parkplätzen vorbei - der Nebel hat sich mittlerweile bis zur Autobahn getastet und verschlingt diese Parkplätze - aber er scheint Respekt vor der Autobahn zu haben, denn diese meidet er noch. Der Verkehr ist dicht, viele Autofahrer agressiv. Ich nicht - ich bin sehr ruhig. Sehr ruhig und sehr geduldig. Ich geniesse es einfach, auch wenn es mal nicht so schnell vorangeht. Ich komme schliesslich in der Arbeit an - ich fühle mich immernoch wohl.

Und nun sitze ich hier - und schaue oft aus dem Fenster - der Nebel scheint zunehmend an Macht zu gewinnen, die Sonne wird ihren Kampf gegen die Wolken und das Graue zumindest heute wohl nicht mehr gewinnen. Aber das macht nichts. Es sieht so schön aus. So friedlich.