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Tagebuch DarkOwl
2006-09-28 18:09
Der Tod
Ich habe mich hier schonmal damit auseinandergesetzt, aus gegebenem Anlass jedoch möchte ich die Gedanken einfach wieder aufgreifen und wieder oder neues erzählen.

Der Tod ist eine Sache, über die ich nicht gerne rede. Vielleicht sogar einfach nur totschweige. Oftmals zumindest. Ich bin oft dem Tod begegnet. Als Sanitäter. Gerade erst verstorbene Menschen. Menschen, die erst nach einer Woche in ihrer Wohnung gefunden worden sind. Alte Menschen. Junge Menschen. Den jüngsten Todesfall hatte ich mit einem 4 jährigen Kind. Ein entgegenkommendes Auto (Porsche) wollte überholen, hat sich überschätzt, ist in den Gegenverkehr rein. Auf einen Schlag eine 4-köpfige Familie ausgelöscht. Einfach so. Ich bin damals als einer der Sanitäter beim Unfall gewesen.

Menschen auf der Sterbehilfestation. Wie ich sie hingebracht habe. Ihre letzte Station. Menschen, die mir unter eigenen Händen verstorben sind. Da ist das jüngste, was ich erlebt habe, 19 Jahre alt gewesen. Ein Kerl, vor einer Disco. Verdacht - Drogenintox. Reanimation - erfolglos.

Alte Ehepaare, die noch genauso verliebt gewesen sind, wie am ersten Tag - durch den Tod plötzlich getrennt.

Diese Liste könnte ich so eine ganze Weile fortsetzen. Aber warum komme ich auf sowas? Ich habe mich heute mit meinem Bruder über das Thema Tod unterhalten. Dieser Monat war ein schlechter Monat. Ein Freund von ihm ist gestorben - 27 Jahre alt, auf dem Fussballfeld einfach umgekippt. Verdacht - Tod aufgrund eines Herzklappenfehlers. Ein alter Mann ist gestorben, den meine Familie und ich auch sehr gemocht haben - er war sowas wie ein Ersatz-Opa - zumindest für die Familie, ich selber hatte leider nicht so einen regen Kontakt mit ihm wie die anderen. Meine Mutter hat jede Woche bei ihm sauber gemacht, Wäsche gemacht und gebügelt - schon seit Jahren. Er hat meinen Schwestern immer was geschenkt. Ich bin zu ihm hin, wenn er Probleme mit technischen Geräten wie mit dem Fax-Gerät oder dem Videorekorder. 90 Jahre alt ist er geworden und bis zum Schluss war er topfit. Er war geistig noch da, hat viele Reisen gemacht, war ein sehr rüstiger Mann. Sehr sympathisch auch. Er ist einfach umgekippt und war tot. Gut so. Er hatte ein erfülltes Leben, hat viel erreicht, war bis zum Schluss fit - und ist ohne Schmerzen, ohne Kampf einfach auf der Stelle gestorben. Wenn es bei mir mal soweit ist... dann wäre ich sehr glücklich darüber wenn es bei mir auch so wäre. Und das ist eines der Dinge, vor denen ich Angst habe.

Der Vater von einem Bekannten meines Bruders ist auch gestorben - kurz danach ein weiterer. Ein Arbeitskollege hier von mir ist jetzt für 2 Wochen weg gewesen, ist nach Argentinien geflogen... warum? Sein Vater ist gestorben.

Der Tod ist eine Sache, über die kann man endlos diskutieren. Wir höhren auf, zu Leben. Tun wir daS? Hierzu müsste man erst anfangen, den Begriff "Leben" zu definieren. Was kommt nach dem Tod? Meiner eigenen religiösen Überzeugung her kehren diese Leute zurück zum ganzen, zurück zu Mutter Natur, sie gehören wieder dazu. Um sich vielleicht mit den anderen zu vermischen und irgendwann wieder als Menschen geboren zu werden.

Das Gespräch mit meinem Bruder hat mich sehr nachdenklich gemacht. Und mich dazu gezwungen, wieder über das ganze Nachzudenken. Auch die alten Erinnerungen auszugraben. Sie haben mich nicht geschädigt, aber geprägt, mir in meiner Entwicklung geholfen - ich denke mal, da habe ich ein paar Leuten auch ein bischen was voraus, um mal arrogant zu klingen. An Erfahrung.

Und dann sehe ich hoch in den Himmel, sehe die Sterne - und wie kurz kommt mir dann plötzlich das menschliche Leben vor...

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leben 

Kommentare

18:40 29.09.2006
hm, nein ich denke man hat bestimmte aufgaben im leben, da alles schicksal ist. entflieht man dem, muss man noch einmal leben und ähnliche situationen durchleben.
wie bei super mario schafft man das Level nicht fängt man von Vorne an!
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11:00 29.09.2006
Ich denke eher, dass die Selbstmordkandidaten gleichberechtigt sind mit den "normalsterbenden". Denn auch wenn das Leben ein Geschenk ist, so hat jeder die Möglichkeit, mit diesem Geschenk zu machen, was er will. Genauso im Endeffekt wie mit "normalen" Geschenken, die man im Leben kriegt... An diesen Determinismus glaube ich nur beschränkt... zum Teil sind viele Dinge bereits festgeschrieben, jedoch eben nur viele und nicht alle. Ich seh schon, das ist bei Gelegenheit eine Diskussion wert
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18:27 28.09.2006
Was für ein schöner aber auch trauriger Text!
Eine schöne Vorstellung,dass man nach dem Tod wieder eins mit der Natur wird.
Ich denke es ist sehr heftig, jemanden zu sehen,der tot ist und vorallem jemandem nicht mehr helfen zu können der stirbt. Das hat dich auf jeden Fall geprägt.
Ich glaube allerdings, dass Menschen nicht zufällig geboren werden und sterben. Der Tag an dem jemand stirbt, steht quasi schon bei Geburt fest. Allerdings vertrete ich auch die Ansicht, dass Menschen die Selbstmord begehen ihr Leben noch einmal Leben müssen. Ja, es passt nicht zusammen...ich könnte da stundenlang drüber nachdenken. Aber wenn ich mir über etwas sicher bin dann darüber, dass der Tod etwas sehr schönes sein muss.

lg
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2006-09-28 18:09