James Joyce
„Stattlich und feist erschien Buck Mulligan am Treppenaustritt, ein Seifenbecken in den Händen, auf dem gekreuzt ein Spiegel und ein Rasiermesser lagen. Ein gelber Schlafrock mit offenem Gürtel bauschte sich leicht hinter ihm in der milden Morgenluft. Er hielt das Becken in die Höhe und intonierte: - Introibo ad altare Dei.“

Der Anfang von „Ulysses“ von James Joyce. Der Anfang eines rund 1000seitigen Buches, dass sich um genau einen Tag dreht. Einen einzigen, nämlich den 16. Juni 1904. Wie kann man 1000 Seiten über einen Tag schreiben. Es geht ja auch nur um eine bestimmte Person, Leopold Bloom aus Dublin. Na ja, ich habe schon tapfere 70 Seiten hinter mir, bleieben noch etwa 930. Jeden Tag 70 Seiten, das würde bedeuten, ich bräuchte ungefähr 2 Wochen. Das geht noch. Die Frage ist, ob ich jeden Tag 70 Seiten schaffe, aber mal gucken, vielleicht wird es ja auch interessanter. Wieso mach ich das eigentlich? Nur, damit ich das mal gelesen habe, aber interessieren tut mich das nicht. Wenn Herr Wendland meint, es gehöre dazu, das einmal gelesen zu haben, dann tu ich das halt.
Mein Tag heute war ganz okay, ich hatte ja nur SoWi, da war die Schule ganz schnell wieder vorbei, aber wäre auch nicht schlimm gewesen, wenn Religion nicht ausgefallen wäre, ich mag den Unterricht von Frau Wendland, wir diskutieren ja eh nur über ethische Fragen, das ist immer ganz lustig.
Heute Abend waren wir wieder was trinken. Ich hab sogar diesmal die Hanne gefragt, ob sie nicht mitkommen will, aber Hanne geht in die Mausefalle. Ich mein, ich hab da ja kein Problem mit, aber der David hat schon Recht, wenn er sagt, dass wir die Hanne immer fragen, ob sie mit uns mitkommt, die uns nicht. Aber gut, dass mir so Alex, Jasmin und Maike erspart bleiben, auf die kann ich ja überhaupt gar nicht im Moment. Die haben alle drei so eine alberne, arrogante Art an sich, genau das, was ich an Leuten nicht mag. Hinterfotzigkeit, Arroganz, Scheinheiligkeit und gespielte Naivität. Aber egal, ich will nicht über die nachdenken, reg mich dann nur wieder auf.
Ich muss Schluss machen, James Joyce wartet auf mich und muss gelesen werden...