Zeit...
Ich habe einen großen Hang zur Philosophie. Manchmal sind es so tiefgreifende Gedanken, die irgendwann keiner mehr nachvollziehen kann (so ich denn jemanden finde, der sich darauf einläßt, mir zu zuhören). Und dann habe ich Gedankengänge, die einfacher strukturiert sind, dennoch in ihrem Ergebnis einen kleinen wohligen Schauer hinterlassen. Dieses ist mir gestern geschehen.

Vorab muß ich sagen, dass mich ebenfalls die Grippe oder deren abgeschwächte Form, die Erkältung erwischt hat. Trotz der daraus resultierenden Nachteile (laufende Nase, Muskel- und Knochenschmerzen etc.) gibt es auch eine positive Erscheinung: der Kopf scheint wie in Watte gepackt. Also quasi ein Rauschzustand auf natürlicher Weise, ohne zutun diverser Drogen wie Alkohol. Mit etwas elektronischer Musik kann ich so schön auf dem Sofa vor mich hin dämmern (jaja, Frauen würden jetzt wieder über die Männer im Allgemeinen stöhnen, dass sie ach so wehleidig sind. Ja gut, ich bekenne mich dazu.)

In so einem Zustand, losgelöst von Alltagsgedanken, kann ich mir die wildesten Gedankenkonstrukte ersinnen, so wie gestern abend auf meinem Sofa. Plötzlich, ich weiß nicht warum, mußte ich an meine Lehrerin denken. Ich war damals so 11 oder 12 Jahre, sie schätzungsweise Mitte oder Ende 20 (für mich damals seeehr alt). Von den männlichen Kameraden meiner Klasse wurde sie, je nach deren Reife, als süß oder sexy bezeichnet. Wir waren einer ihrer ersten Klassen, die sie unterrichtete. Sie erzählte, dass sie als Geschenk zu ihrer bestandenen Prüfung zur Lehrerin von ihren Eltern eine Reise nach Ägypten geschenkt bekommen hatte. Sie zeigte uns die Dias. Ich kann mich noch an das eine oder andere Bild erinnern, vor allem an die schreiende Farbkombination der Mode, die alles historisch-kulturelle auf diesen Fotos überdeckte. Wie gesagt, es waren die 70er.

Ich selber war vor zwei Jahren ebenfalls in Ägypten (ich hoffe, dass meine Klamotten auf den Fotos nicht so sehr vom Hauptmotiv ablenken). Das Lächeln auf meinen Lippen gefror aber, als ich anfing, nachzurechnen. Von den Dias damals zu meinen Fotos liegen gut und gerne mindestens 25 Jahre. Ich bin nun 39 Jahre, sie müßte nun... so um die Mitte 50 sein! Oh Gott, und ich habe meine Fotos meine Neffen gezeigt, die vielleicht auch in zwei oder drei Jahrzehnten darüber reden oder schreiben werden. Ob es mich dann noch gibt?

Die weiche Watte meines umnebelten Gehirns nahm mich auf und entließ mich gnädig in einen traumlosen Schlaf.