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Tagebuch CharlieB
2005-05-03 19:57
Vergangenheit... Teil 2
Nun befand sie sich in meinen Armen und ich merkte, wie ihr ganzer Körper zitterte. Sie hielt mich fest, als ob sie mich nie wieder gehen lassen wollte. Leise auf sie einredend, löste ich ihren Griff und wir beide gingen zu meinem Auto. Dort verstaute ich ihre Koffer und wir fuhren zu mir. Unterwegs plauderte ich nur so vor mich hin, fragte sie dies und das... eben das, was man halt so fragt: Wie war die Reise? Bist du müde? etc... Ich war recht stolz darauf, dass ich mein Englisch soweit noch beherrsche, dass ich mich ausdrücken und ich andere noch besser verstehen kann.

Zuhause angekommen zeigte ich ihr meine Wohnung, aber da es draußen sehr angenehm warm und sonnig war, entschlossen wir uns, im nahen Park spazieren zu gehen. Um uns herum erwachte die Natur, Vögel zwitscherten und wir schlenderten zum See. Verdammt, ich fühlte mich so verwirrt. Es ist nunmal ein Unterschied, mit jemandem im Internet zu chatten, oder eben plötzlich leibhaftig vor mir zu haben. Wir blieben stehen, schauten uns an und ich sagte irgendeine Belanglosigkeit. Da plötzlich packte sie mich im Nacken und zog mich zu ihr herunter; schließlich war sie ein Kopf kleiner als ich, und wir küßten uns zum ersten Mal. Ab da war das Eis gebrochen, und für uns begann eine schöne Woche. Vieles wollte sie sehen. Als typisch deutsch und sehr romantisch wird im asiatischen Ausland der hiesige Schwarzwald gesehen. Ich kann diese Einstellung nicht ganz so teilen, auch wenn ich Wälder schön finde. Dorthin war es aber zu weit, so beschlossen wir, lediglich bis nach Hanau und den dort befindlichen kleinen Ort Steinau zu besuchen. Das hatte den Hintergrund, dass dort die Gebrüder Grimm aufwuchsen und ihre Karriere begannen.
Am Abend machten wir es uns erstmal so richtig gemütlich. M. machte was zu Essen (sie wollte von mir keine Hilfe annehmen), so deckte ich dann den Tisch, drapierte noch einige Kerzen darauf und alles war fertig für den romantischen Abend. Ich war immer noch etwas zwiespältig bei der ganzen Sache. Gut, es waren schon mehrere Monate her, wo meine langjährige Freundin und ich uns getrennt hatten. Wir pflegten aber damals (wie auch noch heute!!!) ein sehr freundschaftliches Verhältnis. Aufgrund dessen konnte ich mich nicht 100%ig fallen lassen. Trotzdem wurde es ein fröhlicher und ausgelassener Abend, und wir gingen bald ins Bett...

Am nächsten Morgen saßen wir dann gemeinsam wieder am Tisch. Ich war noch recht müde, während M. sehr wibbelig war. Das lag wohl auch daran, dass bei ihr noch der Jetlag nachwirkte und abends recht wenig Schlaf brauchte. Ich hingegen fand auch nicht nur in dieser ersten Nacht keinen richtigen Schlaf...

Nach dem Frühstück gingen wir durch meine Heimatstadt. Ich zeigte ihr alles, und sie war sehr wißbegierig. Auch hier leben einige Asiaten, die mir vorher nie so aufgefallen sind. Am Abend überraschte sie mich mit einer Lern-CD, mit deren Hilfe sie versuchte, Deutsch zu lernen. Auf meine Frage, warum sie das den tue, lächelte sie nur und schaute mich mit ihren dunklen Augen an.

Am nächsten Tag ging es auf die Autobahn Richtung Frankfurt. Nach ca. 4 Stunden kamen wir in Hanau an und fanden recht schnell das Denkmal der Gebrüder Grimm. Für sie war es die Erfüllung eines Kindheitstraumes, hier zu stehen. Ich fotografierte sie ohne Ende. Unweit davon sollte das Haus stehen, wo die beiden später gearbeitet haben sollten. Den Straßennamen wußten wir und gingen auf die Suche. Schnell fanden wir diese. Allerdings erwies sich der Rest schwieriger. Meine Anfrage im Rathaus erbrachte nichts. Mehr zufällig erblickten wir einen großen dunklen Stein, der am Rand eines Parkplatzes lag und auf eine gegenüberliegende Häuserfront verwies, in dem sich einst das Haus eben der Brüder befand, ehe es im 2. Weltkrieg weg gebombt wurde. Wir beide waren sehr betrübt darüber, dass die Stadt ihrer berühmten Söhne so wenig Beachtung schenken. Dafür wurden wir aber am anderen Tag in Steinau um so mehr belohnt...

Danach ging es auf Zimmersuche. Einige Hotels boten uns Zimmer an, die wir so schnell wie möglich wieder verließen. Hier schien die Zeit in den 70ern stehen geblieben zu sein. Seitdem schien hier auch nicht mehr gelüftet worden zu sein. Nach ca. einer Stunde fanden wir ein Hotel, dass ich sehr annehmbar fand. In der hoteleigenen Bar fand sich auch der typische Geschäftsmann wieder, der mit gelockerten Krawattenknoten seinen Frust mit Whisky runterspülte. Aber es war alles recht groß und sauber, und das war sehr angenehm. Leider war der Preis recht hoch, und das Budget von M. war nicht sehr hoch. Da ich aber wollte, dass ihr Aufenthalt so angenehm wie möglich werden sollte, habe ich gentlemanmäßig den größten Teil der Rechnung bezahlt.
Am Abend gingen wir (wie könnte es anders sein?) chinesisch essen. Da saß ich Deutscher mit einer Taiwanerin in einem chinesischen Restaurant in Hanau. Verrückte Welt. Beim Chinesen benutze ich grundsätzlich Stäbchen beim Essen und war bis dahin auch recht stolz auf meine Handhabung. Hier saß mir aber nun eine wahre Meisterin gegenüber! Ich lächelte etwas gequält ob meiner Leistung. Sie hingegen lobte meine krampfhaften Versuche, den Reis oben zu behalten.
Zurück im Hotel erfüllte sich der Satz aus einem alten Lied von Stefan Waggershausen:“...doch da habe ich es leider nicht mehr gebracht, ich schlief ein, die Luft ging mir aus.“ Der Körper holte den Schlaf zurück, den ich den ganzen Abenden zuvor ihn vorenthalten habe. M. staunte nicht schlecht, als sie vom Duschen wieder kam, und mich noch in Straßenklamotten auf dem Rücken liegend im Bett vorfand...

(Fortsetzung folgt)

Kommentare


unbekannt
21:52 03.05.2005
Bin noch immer gespannt...

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2005-05-03 19:57