Karneval... auch ich...
So, jetzt war ich zum ersten Mal so richtig bewußt beim Karnevalsumzug. Beim ersten und bisher einzige Mal war ich... mal überlegen, so knapp 10 Jahre. Und jetzt „mußte“ ich mit, da meine Freundin im Spielmanzug ist und sie mich bat, sie zu fahren (da sie auch etwas trinken möchte). Vorab muß ich sagen, dass ich Karneval (so es nicht in Rio ist) nicht unbedingt haben kann. Nicht, dass ich es hasse, nein. Aber von mir aus können die in Köln, Düsseldorf oder wo auch immer feiern, solange sie mich in Ruhe lassen. Nunja, diesmal war ich mittendrin im Umzug von Werne.
Selbstredend habe ich mich tapfer gegen jede Art von Verkleidung und Schminken gewährt. Lediglich so einen Kußmund hat frau mir aufgedrückt (aber sie brauchten derer gleich drei Frauen, die mich festhielten). Nun gut, alsbald ging der Zug vom Marktplatz los. Im Vorfeld hatten sich schon viele in Stimmung geschunkelt und reichlich Alkohol zu sich genommen. Ich müßte lügen, wenn ich sagte, dass es nicht interessant war. Alle Leute hielten mich für einen Pressephotographen und ließen mich bereitwillig überall durch. Am Wegesrand standen unglaublich viele Menschen. Kleine Kinder wurden in den unglaublich peinlichsten Verkleidungen gesteckt. Okay, manche sahen aber wirklich süß aus... Früh wurden diese Kinder ans karnevalistischen Betteln gewöhnt. Mit flehendem Blick und offener Tüte schrien sie ein „Helau“ in Richtung der Wagen, um diese billigen Bonbons abzubekommen. Komisch, genau das habe ich damals auch getan...

Im Wagen vor mir fährt ein hübsches Mädchen... nein, mehrere. Das waren richtige Karnevalsnärrinen. Einmal sprang ich auf ihren Wagen, um mein Film in der Kamera zu wechseln. Prompt waren sie bei mir und „bombardierten mich mit Fragen: „Wo kommst du her?“ „Wer bist du denn?“ usw. Im Laufe des Umzuges (der Alkoholpegel stieg langsam) kam man halt so ins Gespräch. War schon spaßig. Emailadressen wurden ausgetauscht zwecks Übersendung der Photos. Meine Freundin, die flötenderweise hinter den Wagen herlief, lächelte ständig und schüttelte ihren Kopf. Sie kennt mich...

Irgendwann war die Blase voll und ich suchte am Marktplatz eine Örtlichkeit auf. Nach wenigen Minuten verließ ich es unverrichteter Dinge wieder. Nicht, dass es mich gestört hätte, neben Frauen im Klo zu stehen (außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen, da wurden die Klos schon gemischt benutzt), aber es war einfach zu voll. Also mußte meine Blase bis Zuhause warten. Auf einen kleineren Parkplatz abseits des Umzuges beobachtete ich einige Jugendliche, die wohl jetzt schon einen erheblichen Alkoholpegel hatten. Dort der sich-nicht-mehr-unter-kontrolle-habene Typ, der sich von jeden und alles provoziert fühlte, da ein ihn-zu-beruhigen-versuchendes Mädchen. Etwas abseits eine kleine Gruppe von Jugendlichen, die sich in jeweils zwei Gruppen aufgeteilt hatten: die einen versuchten ihren Mageninhalt zu behalten, die anderen sprachen beruhigend auf diese ein (nicht auf den Mageninhalt, auf die Personen).

Irgendwann ging der Zug dann seinem Ende entgegen. Wir versammelten uns auf den großen Parkplatz, wo alles begann. Dort gab es noch das eine oder andere Getränk. Aus Gesprächen schnappte ich auf, dass meine Freundin mit der einen oder anderen schon Termine für unsere Hochzeit gesprochen hat. Komisch, sollte ich es nicht auch wissen? Auf Rückfragen diesbezüglich erntete ich nur wissendes Grinsen...

Alles in allem hat es mir widererwartend Spaß gemacht. Ich bin weit davon entfernt, ein Karnevalsjeck zu werden! Allerdings könnte ich mir vorstellen (natürlich ohne Verkleidung) den Kölner Umzug mal real anzuschauen....