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Tagebuch CharlieB
2006-06-11 12:36
Hochzeitstag Teil 2
Die Zeremonie beginnt. Die ganze Aufmerksamkeit richtet sich nach vorne zum Brautpaar. Ich stelle mich schräg vor ihnen, hinter dem Standesbeamten. Mit diesem Beamten hatten C. und J. im Vorfeld so einige Schwierigkeiten. Dieses gipfelte sogar darin, dass er sie, nachdem C. ihn Vorschläge über den Ablauf machen wollte, mehr oder weniger unfreundlich anraunzte, dass sie doch bitteschön ihn die Zeremonie überlassen sollen.

Bevor der Beamte also nun beginnt, richtet er sich an die Gäste mit den Worten: „Das Brautpaar baten mich, Ihnen allen mitzuteilen, die Handys bitte auszuschalten.“ Allgemeines Gelächter und hektische Suchbewegungen zu den diversen Aufenthaltsorten der Geräte. Dann richtet sich sein kalter Blick auf mich. „Mir macht es nichts aus, dass während der Zeremonie fotografiert wird. Allerdings bitte ich, dieses nicht hinter meinem Rücken zu tun.“ Rumms, schon ist er wieder einige Punkte unsympathischer. Er fängt an, erzählt von der Geschichte dieses Parks und des Gebäudes. Während er spricht, ordnet er die Blätter und Büroklammern auf dem geschmückten Tisch. Ich bin total durchgeschwitzt. Die Kamera kommt nicht zur Ruhe. Wie ein entfesseltes Gewitter ergießt sich der Blitz immer und immer wieder über das Brautpaar, bis C. mich anschaut und kurz mit dem Kopf schüttelt. Okay, nun habe ich etwas Pause. Aber nicht lange. Denn schon stehen sie auf, um die berühmten Worte zu sagen. Und da der Kuß. Nun ist alles amtlich. Allgemeine Erleichterung macht sich breit.

Ich gehe etwas zur Seite, höre den Beamten über irgendwelche Formalitäten mit dem Paar reden. Die Gäste stehen, unterhalten sich und wirken alle fröhlich. Ich schaue mir die letzten Bilder in meiner Kamera an. Soweit sieht alles sehr gut aus. Plötzlich spüre ich Blicke auf mich. Ich schaue auf, und höre noch, wie C. zum Standesbeamten sagt: „Unser Fotograf fehlt noch.“ Mist, die Ringübergabe! Ich wußte doch, dass irgendwas noch fehlte. Nun war die Kamera natürlich nicht richtig eingestellt, ich fotografierte trotzdem (für Interessierte: ich fotografierte in RAW-Modus, konnte also die Bilder später wieder aufbessern).

Nun ist der offizielle Teil wirklich vorbei. Es bilden sich lange Schlangen vor dem Brautpaar um herzlich zu gratulieren. Irgendwann drücke ich P. die Kamera in die Hand, damit ich auch mal zum Zug komme. (auf dem Foto erkennt man später, dass C. meine Umarmung mit sehr viel Gefühl entgegen nahm).

Ich fotografiere die Menschen, fotografiere ihre fröhlichen Gesichter. C‘s. Mutter ist alleine etwas Abseits. Doch sie freut sich, sagt sie mir.

Außenaufnahmen haben sich nach einem schnellen Blick aus dem Fenster erledigt. Es regnet ohne Unterlaß aus grauen Wolken.

Draußen schlendere ich mit P. und meinem Cousin zurück zum Auto, fahre nach Hause. Dort angekommen sichte ich die Fotos. Ärgerlich, dass einige doch etwas unscharf sind, und gerade die Fotos, die die beide nach dem Ausstieg aus dem Auto zeigen, haben in der Mitte ein Regentropfen auf dem Objektiv. Dann geht mein Handy. C. ist dran und fragt, wann wir denn ins Hotel kommen. Wir haben uns darauf geeinigt, etwas früher da zu sein, um noch in aller Ruhe Fotos machen zu können.
Ich wecke meine Freundin, und wir fahren los.

Das Hotel befindet sich etwas abseits der B1. Das Hotelzimmer ist schnell gefunden und wir, C. und ich, schaffen es, uns einige Minuten zu unterhalten. Dabei schaue ich in braune Augen, aus denen das Glück nur so strahlt. Zugleich aber auch... Dankbarkeit. Diesen Blick habe ich schon mal gesehen. Damals war auch Dankbarkeit zu erkennen, doch statt Glück fand ich da Melancholie in ihren Augen. Wir befanden uns in einem kleinen Hotelzimmer in der Britagne. C. saß auf einem Sessel, ich stand hinter ihr und hielt sie in meinem Arm. Wir schauten auf den Atlantik, dessen Wellen sich an der Küste in Myriaden kleine glitzernde Tropfen brachen. Wir wußten, dass unsere Beziehung nun zu Ende war, kamen uns wie am Ende eines langen Kapitels vor. Ein Kapitel unseres Lebens. Ich weiß nicht mehr, wer von uns beiden zuerst „Ich liebe dich“ sagte. Ich ging um den Sessel herum, schaute in ihre braune Augen, sah Trauer, aber auch Dankbarkeit darin. Die Welt versank in Tränen...

Nun sitze ich ihr wieder gegenüber, sehe die selben Augen. Diesmal paarte sich zur Dankbarkeit das lebensbejahende Glück frisch Vermählter. Ob sie das selbe denkt wie ich? Denkt sie ebenfalls an dieses kleine Zimmer über dem Atlantik?

Wir lösen uns voneinander, als ihr Mann und meine Freundin ins Zimmer treten. Der Rest des Abends versinkt in einer Party, die so gelöst und fröhlich ist, wie ich sie bis dahin noch nie erlebt hatte...

Kommentare


unbekannt
15:51 19.06.2006
*megasmile*

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11:27 15.06.2006
*seufz* das war aber auch schön.
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unbekannt
15:23 12.06.2006
*seufz*...du kannst die Dinge aber auch beschreiben...schön!

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2006-06-11 12:36