Hochzeitsfotos
Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Und darin trage ich eine große Verantwortung. Zumindest sehe ich das so, während C. ständig alles sehr locker sieht. Klar, sie wird „nur“ am Altar stehen, während ich die Fotos mache. Vor vielen Wochen bat sie mich darum, die offiziellen Fotos ihrer Hochzeit zu machen. Es wäre ihr ein Herzenswunsch. Natürlich habe ich zugestimmt. Es ist mir ja auch eine große Ehre, schließlich waren wir ja über 12 Jahre ein Paar, und eigentlich hatten wir ja gedacht, zusammen irgendwann den Bund fürs Leben zu schmieden. Dass ich auf ihrer Hochzeit der Fotograf sein würde, wer hätte das gedacht...

Eigentlich ging ich ja davon aus, dass ich mit fotografieren würde, dass ich aber der Hauptfotograf sein würde, fiel mir erst später auf. Die, die mich bzw. meine Fotos kennen, wissen, dass ich nicht sehr gerne blitze. Auf meinen Fotos herrschen die Schatten vor. Blitzlicht zerstört meines Erachtens nach die natürliche Harmonie. Außerdem liebe ich es, in schwarz/weiß zu fotografieren. Nun, das Ganze ist natürlich bei einer fröhlichen Hochzeit nicht so willkommen. Jeder, der sich mit Fotografie über dem Knipsen hinaus beschäftigt, weiß auch, dass weiße Brautkleider vor dunklem Hintergrund dem Fotografen einiges abverlangt. Ich will jetzt nicht ins Technische abschweifen, aber da heißt es mehr, als nur draufhalten und abdrücken. Es folgte Wochen intensiver Diskussionen in Fotoforen im Internet bzgl. TTL-Automatik und deren manuelle Beeinflussung. Gestern habe ich mit meiner Freundin verschiedene Situationen fotografisch durchgespielt; den Film gebe ich heute ab. Morgen werde ich das Ergebnis mit meinen Notizen vergleichen und hoffentlich einige Richtlinien ableiten können. Darüber hinaus bat C. mich auch darum, meine geliebten SW-Fotos zu machen. Da bin ich dann wieder in meiner Welt, da kenne ich mich aus.

Bei dieser ganzen theoretischen Vorbereitung sickerte erst ganz langsam die Erkenntnis durch, dass es sich hierbei um C., meine „Lebensgefährtin“ handelt. Ist es wirklich schon vier Jahre her, als wir uns getrennt hatten? Was hat sich alles in diesen Jahren in meinem Leben verändert? Ich bin ein gänzlich anderer Mensch geworden. C. und ich sind zum Glück wieder „zusammen gekommen“; sie ist mittlerweile mein bester Freund bzw. Freundin geworden. Das liegt daran, dass wir über ein Jahrzehnt zusammen waren, „in guten wie in schlechten Tagen“. Das soll natürlich nicht meine Beziehung zu meiner jetzigen Freundin qualitativ mindern. P. ist und bleibt meine Freundin, Geliebte und (wie es aussieht) meine zukünftige....

Aber C. kennt mich wie kein anderer Mensch auf dieser Welt, und ja, ich liebe sie, so, wie sie mich liebt. Doch meine Liebe zwischen C. und P. sind zwei verschiedene. Und damit können wir sehr gut leben. C. und P. haben immer etwas zu reden, wenn wir drei mal zusammen sind. Für mich nicht immer angenehm.

Zurück zum eigentlichen „Problem“. Mittlerweile habe ich schon gesagt bekommen, dass ich nicht der einzige Fotograf auf der Hochzeit sein werde, jedoch eben der Hauptfotograf. Bis dahin heißt es für mich, in meinem Fotostudio etwas kürzer zu treten, und dafür mit Blitz bei etwaigen Familientreffen zu üben.

Naja, bisher haben meine Fotos (die schnell „geknipsten“, als auch die lang ausgearbeiteten (Akt)-Studioaufnahmen) immer ein sehr positives Echo bekommen. Denke mal, dass ich mir viel zu viel Sorgen darum mache...