Generationswechsel
Es war ein schöner Geburtstag, auch wenn uns wieder mal diese schmerzliche Lücke bewußt wurde; aber eigentlich bedarf es diesbezüglich keinen Anlaß. Nur in Momenten wie diese fehlt nun mal jemand...

Trotzdem war er schön, dieser Geburtstag. Wir, die Erwachsenen, saßen um den Tisch herum, tranken Kaffee und redeten. Die Kinder (es werden komischerweise immer mehr) rannten um uns herum und spielten aus Leibeskräften. Als ich mit meinem Bruder so inmitten des Wohnzimmers stand, ein Glas Wasser in der Hand haltend, fiel unser Blick in den verglasten Wintergarten. Dort hatten sich die Kinder zurück gezogen, um ausgiebig zu toben. Nach einiger Zeit seufzte mein Bruder: „Ach, ist das nicht schön?“ Ja, da konnte ich ihn nur beipflichten und nippte nickend an meinem Glas. Da liefen nun kleine Personen herum, die es vor ungefähr fünf Jahren noch nicht gaben. Innerhalb dieser doch recht kurzen Zeit hat sich ein Generationswechsel vollzogen. Ist es wirklich schon so lange her, als ich mit meinen Freunden und Verwandten so rumgetobt habe, mich kopfschüttelnd über die Erwachsenen ausgelassen hatte wegen ihres ständigen Gequassel? Wie kann man, so fragte ich mich damals, sich so lange unterhalten, ohne spielen zu wollen? Wird das nicht langweilig? Diese Erwachsene kamen mir unendlich alt vor! Ist das wirklich schon so lange her? In Zahlen ausgedrückt, ja; vom Gefühl her, nein.

Als sich mein Bruder später mit seiner ganzen Familie ins Auto verfrachtete (die Kinder schrien und lachten durcheinander, liefen hier- und dorthin, mein Bruder immer hinterher, um sie einzufangen) setzte ich mich alleine in meinen kleinen Twingo, machte das Radio an und fuhr durch die Nacht nach Hause. Komisch, irgendwie wollte sich dieses Gefühl der Unabhängigkeit, der Freiheit vor Familienverantwortung nicht so recht einstellen. Eher so das Gefühl von ... Leere, von ... ach, ich weiß auch nicht. Die laute Bluesstimme von Joe Cocker aus meiner Anlage vertrieb recht schnell diese Gedanken...