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Tagebuch CharlieB
2005-10-26 16:35
Frankfurter Buchmesse
Ein absolutes Muß für mich in jedem Jahr ist der Besuch der Frankfurter Buchmesse. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich da zum ersten Mal war. Doch erst mit diesem Besuch beginnt für mich der Herbst, endet der Sommer. In den ersten Jahren fuhr ich mit diversen Gruppen mit einem Bus nach Frankfurt, in letzter Zeit allerdings selbst mit dem Auto. So auch letztes Wochenende.

Wenn die Frankfurter Skyline am morgendlichen Horizont auftaucht, weiß ich, dass es nun nicht mehr lange dauert. Schnell ist ein Parkplatz gefunden, der Shuttle-Bus bringt mich zu den Messehallen. An der Kasse ist das Ticket schnell gelöst und schon nimmt mich der erste lange Flur auf. Für Laufmüde sind diese mit einem Laufband für beide Richtungen versehen, die gerade für den Rückweg von mir dankend angenommen werden. Doch noch bin ich voller Elan, schnappe mir einen Hallenplan und beginne natürlich in den Hallen 3. So früh am Morgen ist noch nicht viel los, so dass man wirklich noch bequem durch die Gänge schlendern kann. Es ist für mich immer ein absolut tolles Gefühl, in diesem Meer von Büchern zu versinken. Und alle um mich herum teilen mein Gefühl, aber manche auch aus mehr wirtschaftlichen Gründen, andere nur als notwendiges Übel. Die ersten sieht man mit Anzug und Krawatte im hinteren Teil ihrer abgetrennten Parzellen eifrig auf andere Personen einreden. Ein Exemplar der „muß-ich-denn-da-hin-Fraktion“ begegnete mir am Ehapa-Stand, wo der neue Asterix-Band vorgestellt wurde. Mir fielen plötzlich die breitschultrigen Anzüge auf, die hin und wieder in ihre rechten Fäuste quatschten während die Zeigefinger der anderen Hand im Ohr steckten. Locker gruppierten sie sich um einen abgesperrten Bereich herum. In der Hoffnung, dass Mr. Stahlschulter nicht nur mit seiner Faust (verstecktes Mikrofon), sondern auch mit mir spricht, fragte ich ihn, was denn hier los sei. Die Auskunft kam prompt und zackig: Monsieur Uderzo persönlich wird hier gleich erscheinen. Meine Augen wurden groß, und schon kramte ich in meinem Rucksack, um mir meinen Block herauszuholen, den ich seit Jahren bei der Buchmesse herumschleppe. Viele Comic-Zeichnungen hängen bei mir Zuhause an der Wand, ein original Asterix wäre natürlich die Krönung. Doch da enttäuschte mich der Bodyguard, Monsieur Uderzo gäbe heute keine Autogramme, sagte er zu mir, und leider sollte er Recht behalten. Und dann kam diese Frau. Mit ihr im Schlepptau einen Kameramann mit entsprechendem Equipment. Aus der lautstarken Unterhaltung entnahm ich, dass sie nicht innerhalb des abgegrenzten Bereichs filmen durfte (dieses wurde ausschließlich einem Team des Tigerenten-Clubs gestattet). So plazierte sie sich recht rüpelhaft neben mir und bellte einem Mitarbeiter des Verlages an, ihr eins „von diesen Scheiß Comics“ zu geben. Unglaublich! Über die inhaltliche Qualität des neuen Asterix-Bandes kann man sich streiten, aber allgemein so ein Urteil lautstark kundzutun... nein, diese Frau hat sich in meinen Augen ganz tief disqualifiziert.

Sei’s drum. Ich schaute mir das Interview an und ging danach weiter.

Dann entdeckte ich den Perry-Rohdan-Stand. An diesem signierte ein Schriftsteller, der nicht nur in dieser Serie mitarbeitet, Romanhefte für die Fans. Schnell kamen wir ins Gespräch. Er schreibt nämlich nicht nur für PR, sondern auch für meine Lieblingsserie „Maddrax“. So standen wir da minutenlang und diskutierten über die aktuelle Entwicklung. Absolut entspannend das Ganze. Natürlich duzt man sich innerhalb der „Szene“, was meine Freundin, die etwas Abseits stand, verwunderte.

Etwas weiter das nächste Highlight. Schlendern, Blick nach rechts und Vollbremsung. Ein Stand mit Originalzeichnungen aus der Comic-Kultur. Der Blickfang für mich war die Originalzeichnung einer Seite aus der Serie „Prinz Eisenherz“. Während mich der Verkäufer einlud, hinter dem Tisch zu kommen, um mir dieses anzuschauen, bremste hinter uns wieder jemand abrupt ab und näherte sich mit glänzenden Augen dem Stand. Seine Frau und meine Freundin fingen beide an zu lachen. Wir Männer waren erstmal in einer anderen Welt und ließen uns durch nichts stören. Kindheitserinnerungen wurden wach, ob der ganzen Comics. Ich war inzwischen der Zeichnung näher gekommen und unterwarf sie einen prüfenden Blick. Sofort erkannte ich, dass es eine Arbeit des Nachfolgers von Harold Foster war. Diese werden in der Szene nicht unbedingt so sehr gewürdigt; das erklärt den günstigen Preis von 850 Euro. Allerdings ist diese Seite aus der Übergangsphase, in der Foster noch mitgearbeitet hat. Vielleicht sind da noch Originalzeichnungen von ihm mit drin. Nebenbei: eine Originalseite von Foster würde locker das 20fache bringen. Schon kamen wir wieder ins Gespräch. Meine Freundin wunderte sich hier nicht mehr, dass auch wir uns duzten. Mein Traum ist es, eine Originalzeichnung von Charlie Brown bzw. eines Tagesstrips zu bekommen. Er versprach mir, sich darum zu kümmern. Mail-Adressen wurden schnell ausgetauscht.

Wenn ich mir überlege, wie ich die ersten Male hier auf der Messe war, muß ich im nachhinein mit dem Kopf schütteln. Damals versuchte ich, so viele Hallen wie möglich in den gegebenen acht Stunden Aufenthalt zu besuchen. Darunter litt aber die Qualität der Standbesuche. Dieses Mal (inzwischen schon älter...) habe ich in diesen knappen 10 Stunden lediglich fünf Hallen besucht, diese aber sehr exzessiv durchforstet. Nebenbei traf ich dieses Jahr Mario Adorf, dem ich ein Autogramm abquatschte.

Zum Abschluß besuchten wir noch die Halle der internationalen Verlage. Diese ist weniger besucht, macht aber um so mehr Spaß, weil man da einen Blick in ausländische Bücher werfen kann. Außerdem kann man hier wieder mal sein Englisch üben.

Für mich ist die Messe auch irgendwie ein Punkt des Zeitenwechsel. Ich sitze dann meistens in einem noblen Café auf dem Messegelände, schlürfe einen überteuerten Kaffee und lasse das vergangene Jahr Revue passieren. Andere machen das zu Silvester, ich auf der Buchmesse. Viel ist in den vergangenen Jahren passiert, auf einiges hätte ich sehr gerne verzichten können. Was werden meine Erinnerungen in den nächsten Jahren sein? Was wird das Leben noch an Überraschungen für mich bieten? Einen Seitenblick auf meine Freundin zeigt mir, dass es auch positive gibt...

Kommentare


unbekannt
14:18 28.10.2005
Was wird es an Überraschungen zu bieten haben, das Leben...eine Frage, die du dir für wenigstens ein Lebensjahr auf der nächsten Buchmesse beantworten werden kannst.....dann wirst du die magische Zahl 40 erreicht haben....und wer weiß, was das alles verändert....

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16:48 27.10.2005
@ Lav: vielleicht haben wir uns ja gesehen

@ marianne: Wenn du so dicht an der Messe arbeitest, dann ist es doch wirklich ein Muß, dorthin zu gehen, oder? So oft ich schon da war, im Messeturm war ich noch nie...
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unbekannt
21:59 26.10.2005
Hey CharliB, hast Du Mario auch geduzt?
Alle Achtung, dass Du mit der Zeit einen Weg gefunden hast, die Buchmesse zu genießen.... für mich war dreimal nur so stressig, dass ich es danach habe bleiben lassen. Dein Bericht und die Art und Weise, wie Du vorgehst, inspirieren mich jedoch für nächstes Jahr... immerhin blicke ich Tag für Tag auf der Arbeit auf den Messeturm... da sollte ein kurzer Abstecher doch noch mal drin sein, oder?
m


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16:51 26.10.2005
schön zu lesen.. jaa, die Buchmesse, ich war auch wieder dort und es ist doch immer etwas ganz Besonderes! :) lg
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2005-10-26 16:35