2 mm
Nun sind einige Tage ins Land gegangen. Zeit, meine Gedanken und Gefühle zu ordnen.
Wie fühle ich mich? Irgendwie ist das Ganze noch sehr abstrakt. Da gibt es nichts, was man greifen, sehen oder irgendwie sonst mit seinen Sinnen erkennen und somit begreifen kann. Meine Frau und ich sitzen oft zusammen, halten unsere Hände... schauen uns in die Augen. Versuchen das alles zu verstehen.

Noch weiß keiner Bescheid. Zumindest nicht aus dem Familien- und Freundeskreis. Auf der Arbeit musste meine Frau Bescheid geben, da sie als Krankenschwester nun von einigen Diensten fernbleiben muß.

Heute fahren wir zu C. Wie wird sie reagieren? Natürlich wird sie sich wahnsinnig freuen. Aber ihren Blick möchte ich sehen. Wird bestimmt klasse.

Nächsten Dienstag haben wir unseren ersten Termin beim Arzt. Danach wollen wir es langsam (?) öffentlich machen. Aber ich denke mal, es wird wie ein Lauffeuer rumgehen. Ich, der eingefleischte Junggeselle, werde Vater. Und das noch mit 43 Jahren.

Mittlerweile haben wir wie pubertierende Jugendliche alte Biologie-Bücher rausgekramt, weil wir wissen wollen, wie das Kind jetzt wohl schon aussieht. Meine Frau beginnt jetzt mit der 6. Woche (die genaue Rechnung dazu habe ich bis jetzt nicht verstanden). Auf jeden Fall sieht dieser Zellklumpen aus wie ein kleiner Tintenfisch und ist 2 mm groß. Seitdem heißt das Tel eben „Tintenfisch“. Wann immer ich vom Büro aus anrufe, frage ich, wie es unseren kleinen Tintenfisch geht.

Wir wissen aber, dass wir noch bis zur 12. Woche warten sollten, um ganz sicher zu gehen, dass alles in Ordnung ist. Davor kann noch einiges passieren. Vielleicht unterdrücken wir desalb noch unsere Erwartungen und Freude.

Wie so ein kleiner Tintenfisch doch mein Gefühlsleben durcheinander bringen kann...