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Tagebuch c.
2011-05-20 15:18
Welcome to the Dollhouse

 

Es gibt Träume, die sind durchaus realistisch, durchaus erfüllbar. Und dann gibt es Träume, die sind so fernab jeglicher Realität, dass sie sich wohl nie erfüllen werden.

 

Die dieswöchige Glee-Folge unter der Regie von Joss Whedon beschäftigt sich mit solchen Träumen, solchen Herzenswünschen, die wohl doch am Ende unerfüllbar bleiben. Die dieswöchige Glee-Folge hat mir den entscheidenden Impuls gegeben, endlich diesen Eintrag zu schreiben.

 

(Ja, ich stehe auf Glee. Und dass, obwohl die Serie nichts als eine hammerharte Moralkeule ist, die gnadenlos jedes Klischee und jeden Stereotypen ausschlachtet und das Ganze dann in eingängige Popsongs verpackt. Aber manchmal braucht man einfach ein Stückchen wirklich seichter Unterhaltung. Ach, und wenigstens die ersten paar Minuten der dieswöchigen Glee-Folge sind allein schon wegen dem 80er-Jahre-Flashback-Vokuhila von Neil Patrick Harris meiner Meinung nach sehenswert….)

 

Einer meiner Lebensträume wird sich wohl nie erfüllen. Sag niemals nie, es geschehen immer wieder die unglaublichsten Dinge. Und doch, ich halte es für unwahrscheinlich, dass ich jemals im Leben so weit kommen würde.

 

Und doch, einmal im Autorenteam einer Joss-Whedon-Serie dabei zu sein….das wäre schon was.

 

Im März habe ich „Dollhouse“ für mich entdeckt. Ein Jammer, wirklich, dass eine Serie wie diese schon nach zwei Staffeln abgesetzt wurde. Eine deutsche Erstausstrahlung der Serie ist meines Wissens nicht mal in Planung und wenn, dann wird sie vermutlich auch an einen unmöglichen Sendeplatz verbannt wie damals Firefly. (Samstagsnachts auf Super RTL? Welcher Spacko kam denn auf so eine geniale Idee? Kein Wunder, dass dann die Einschaltquoten nicht stimmen.)

 

Das erste, was mir an der Serie auffiel, war die Ähnlichkeit zwischen dem Dollhouse in Los Angeles und dem Büro von Wolfram&Hart in der 5.Staffel von Angel. Die Sets sehen sich schon extrem ähnlich, die Treppen, die Galerie, die große Halle, die Farbauswahl und dann die Büros von Angel und Adelle DeWitt, ein bisschen war das, wie nach Hause zu kommen, zurück an vertraute und geliebte Serienorte.

 

Es gibt Momente, in denen ich es mir gerne einfach machen würde, in denen ich gerne meinem Leben entfliehen möchte, alles auf Null, alles Geschehene auslöschen will und noch einmal ganz neu anfangen möchte.

 

Seit dem März denke ich in solchen Situationen gerne, dass es vielleicht gar nicht so verkehrt wäre, wenn es eine Institution wie das Dollhouse tatsächlich gäbe.

 

Die Reize, die Verlockungen liegen klar auf der Hand. Man gibt fünf Jahre seines Lebens und erhält am Ende einen nicht unerheblichen Geldbetrag in Millionenhöhe. Man behält garantiert keine Erinnerung an diese fünf Jahr e zurück. Den Großteil seiner Zeit verbringt man in einer Art Spa, in dem man von vorne bis hinten gepampert und gepudert wird, Wellness, Sport, Lowfatfood, von vorne bis hinten bedient und dabei befindet man sich in einem wunderbar kindlich naiven Geisteszustand. Zurück in die wohlig warme Geborgenheit der Kindheit und zwischendurch darf man spannende Abenteuer erleben. Die dir zugedachten Rollen reichem vom Highclass-Sexspielzeug über die Geheimagentin bis hin zum Traum von der wahren Liebe.

 

Ja, doch, in Momenten, in denen ich an meinem eigenen Leben verzweifeln mag, wäre ich wohl mehr als empfänglich für ein solches Angebot. Es klingt so schön einfach, so aufregend, so spannend zugleich.

 

Aber so einfach ist es natürlich auch nicht. Sich selbst, seine ganze Persönlichkeit, alles was einen ausmacht, einfach so auslöschen zu lassen ist schon ein extrem Schritt. Dein ganzes Ich auf einer Festplatte gespeichert. Handlich, praktisch, gut. Ein merkwürdiger Gedanke. Übrig bleibt nur ein Körper, eine Hülle und ein, ja, was eigentlich, ein Geist, ein Bewusstsein, ein Ding, das alleine der Welt ausgeliefert völlig hilflos wäre.

 

Allein schon die Frage finde ich interessant, gibt es eine Grundausstattung für die Seele eines Menschen. Biologisch lässt sich die Frage natürlich ganz einfach beantworten, wir funktionieren alle gleich, unsere Körper laufen alle mit demselben Betriebssystem. Und ob die Nase dann gerade oder krumm, die Augen blau oder Braun, die Haare blond oder brünette sind, dass sind die Apps, die Extrafeatures, die Individualisierungsmöglichkeiten.

 

Aber gibt es so etwas auch für das Bewusstsein, funktionieren wir dann unter all dem, was uns ausmacht, auch immer noch gleich. Würde man unsere Persönlichkeit völlig ausradieren, auslöschen, bliebe dann tatsächlich so eine gewisse Basis noch übrig, die fühlen, sehen, hören, denken, schmecken kann, aber das auf einen sehr niedrigen Level?

 

Das Besondere an Echo/Eliza/der weiblichen Hauptfigur ist, dass sie nach und nach ein Bewusstsein des eigenen Ichs entwickelt, nachdem ihr immer wieder neue, künstlich programmierte Persönlichkeiten eingespeist und wieder gelöscht  wurden. Wie ein Programm, ein Spiel. Und doch haben sie alle Spuren hinterlassen, aus den vielen Versatzstücken entwickelt sich ein ganzes, eine neue Persönlichkeit. Echo, die Puppe wird zu Echo, der Person.

 

Allein schon diesen einen Aspekt der Serie finde ich ungemein faszinierend, ihm hätte man noch viel mehr Raum widmen können, aber letztendlich werden Serien von Sendern in Auftrag gegeben und die wiederum sind weniger an der Förderung der Kunst als vielmehr am schnöden Mammon interessiert. Zu vieles Philosophieren kommt vermutlich in der Zielgruppe solcher Sci-Fi-Serien nicht an. Meint man, glaubt man, wird man durch irgendwelche Ergebnisse irgendwelcher schlauen Markt- und Zielgruppenforschungen auch ganz klar untermauern können. Das Gros der Zuschauer will Unterhaltung zum Nulltarif in der Währung mit Namen Anspruch. Berieselung statt selber denken. Deswegen funktioniert das eingangs erwähnte Glee-Spektakel wahrscheinlich auch so gut.

 

Nicht nur die Beschäftigung mit der Frage „Wer bin ich?“ macht Dollhouse sehenswert. „The Dollhouse deals in fantasies, but that is not their purpose.” Die Schattenseiten einer Technologie, mit der man Menschen zu Robotern machen kann, kommen auch nicht zu kurz und münden in einer typisch whedonschen Apokalypse mit wirklich einigen äußerst ästhetischen Endzeitbildern.

 

Ein Jammer, wirklich ein Jammer, dass die Serie nach nur zwei Staffeln abgesetzt wurde. Es wäre noch so viel zu erzählen gewesen. So viele Fragen bleiben offen. Aber trotzdem hat man es dann am Ende doch noch geschafft, ein rundes Bild abzuliefern.

 

Für mich hat sich die Anschaffung der Serie auf jeden Fall gelohnt. Ich bin absolut begeistert. Nun bin ich auch wirklich ein Fan von Joss Whedon und daher alles andere als unvoreingenommen, wenn ich ein Loblied auf ihn singe, aber dennoch denke ich, dass es viele Aspekte in der und um die Serie herum gibt, die sie abhebt von anderen Formaten, die ausgestrahlt werden. Ich finde sie toll. Ich bin begeistert.

 

Und warum schreibe ich heute über Dollhouse und heule nicht in Sachen Job herum? Weil ich gestern eine Email aus Bayern bekam. Die Entscheidung um die Stelle fällt erst in der kommenden Woche. Also darf ich noch ein bisschen länger warten. Juchhu. Und weil man ja nicht immer nur schwarz denken soll, erkenne ich zu mindestens schon mal positiv an, dass ich offenbar noch nicht so aussortiert und abgesagt war, wie ich selbst vermutete. Wenn ich völlig aus dem Rennen wäre, hätte man mir das ja auch jetzt schon mitteilen können statt mich auf die kommende Woche zu vertrösten. Na ja, aber knapp daneben ist auch vorbei. Gejubelt wird erst, wenn es tatsächlich Grund zum Jubeln gibt.

 

Den anderen Job habe ich abgesagt. Ja, die Nachteile überwogen dann doch. Natürlich gibt es auch noch andere Optionen, andere Praktikumsstellen auf die ich mir bewerbe und die irgendwie in Frage kommen. Aber München ist bisher die mit den besten Perspektiven für die Zukunft. Von daher…na ja, es bleibt spannend, oder so.

 

 

 

 

Video

Kommentare

14:49 24.05.2011
Hm, ich hab mal in einem Portal nachgeschaut, aber sie dort nicht gefunden. Von daher schätze ich, dass man schon eher länger suchen muss, ehe man eventuell fündig wird. Wenn überhaupt.
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15:05 22.05.2011
die serie hört sich gut an... kann man die irgendwo im netz gucken?
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c. Offline

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2011-05-20 15:18