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Tagebuch c.
2011-07-21 02:17
Was nicht sein sollte, sollte eben einfach nicht sein.

 

In Momenten wie diesen frage ich mich ja doch, wie es wohl gewesen wäre, unser Treffen, das vor fast genau einem Jahr geplant war. Am Freitag in einer Woche jährt er sich, jener schicksalshafte Tag, an dem mir Herzrasen und Panikattacken einen Strich durch die Rechnung machten.

 

Vor gut einer Stunde bin ich nach Hause gekommen. Mein Dad hatte Geburtstag. Vor einem Jahr saß ich an diesem Tag bei meinen Eltern auf der Terrasse und grinste dümmlich, dämlich in mich hinein, hin und her gerissen zwischen Ängsten, Zweifeln und Hoffnung. Bangen und Sehnen prägten meine Tage.

 

Und dann…..puff….Zwei Stunden vor Abfahrtszeit die Absage. Einfach so. Wenigstens saß ich nicht schon im Zug. Das wäre wohl wirklich völlig für den Arsch gewesen, weil ich dann entweder irgendwo im Nirgendwo meine Zeit hätte totschlagen müssen oder noch mal für extra Geld eine Fahrkarte für eine frühere Heimfahrt hätte kaufen müssen.

 

Ja, doch, manchmal wüsste ich doch gerne, was nach einem Treffen passiert wäre.

 

So kann ich sagen, ich habe mich verändert in dem Jahr. Ich habe völlig dicht gemacht. Habe sämtliche meiner sozialen Kontakte gekappt und auf Eis gelegt. Von mir aus hört niemand mehr etwas, es sei denn, die Höflichkeitsglückwünsche zu Geburtstagen stehen an. Hin und wieder bequeme ich mich, denen zu antworten, die mir quasi nachlaufen. Für den Fall, dass ich mir die Welt rund um meine sozialen Kontakte doch noch mal irgendwann anders zusammenbasteln möchte, kann das ja nicht schaden.

 

Stückchen für Stückchen habe ich mich selbst immer weiter isoliert in diesem Jahr.

 

Neues wird nicht dazu kommen.

 

Jeden Tag für ein paar Stunden aus dem Haus zu kommen, unter Leute zu gehen, Geld zu verdienen, auch noch mit einer Tätigkeit, die tatsächlich so richtige Kommunikation erfordert….Das passt eigentlich nicht ins Bild.

 

Aber irgendwie ist es….nur ein Zeitvertreib, eine Spielerei. Auch die Kontakte vor Ort. Eine kleine Abwechslung im  ewigen Einerlei. Aber ich würde niemanden von ihnen wirklich in mein Leben lassen wollen. Ich erzähle niemandem von ihnen mehr als Oberflächlichkeiten aus meinem Leben. Ich möchte sie nicht näher kennen lernen. Ich möchte ihnen nicht mehr von mir erzählen.

 

Manche bemühen sich um mich. Sähen es ganz gerne, wenn ich nicht nur Teil ihres Arbeits- sondern auch ihres Privatlebens würde. Freundschaftlich. Spaßig.

 

Ich habe nichts gegen sie, mag es, auf der Arbeit meine Zeit mit ihnen zu verbringen, die Zeit vergeht tatsächlich dann nicht mehr so quälend langsam. Und im Großen und Ganzen ist auch nichts dagegen einzuwenden, hier und da und dort mal die eine oder andere Minute des Privatlebens für sie zu opfern.  Und ich werde es wohl tun. Weil ich ein höflicher Mensch bin und weil man meine Abneigung nicht erklären könnte, ohne zu viel von sich zu erzählen. Denn das ist genau der Punkt. Ich mag mich niemandem öffnen, will niemandem etwas von mir erzählen.

 

Es ist nett, über das Hier und Jetzt zu tratschen. Und Tratsch und Klatsch gibt es dort tatsächlich in beachtlicher Menge. Aber bitte immer nur schön an der Oberfläche bleiben.

 

Bonding, jegliche Form davon, ich habe sie mehr oder weniger abgelegt im Verlauf des letzten Jahres. Ich lasse niemanden mehr an mich heran, sie alle beißen sich die Zähne an mir aus und wenn manch einer dann verstimmt reagiert…Wer könnte es ihm denn ernsthaft verübeln?

 

Ich war auf einem echt guten Weg vor einem Jahr. Ich hatte so eine verdammte Scheißangst, aber ich wäre in diesen Zug gestiegen, an diesem 29.07.2010. Auch wenn es mich verdammt viel Überwindung gekostet hat, auch wenn da viele Ängste und Zweifel waren, auch Panik, ja, aber ich war bereit, mich auf jemanden einzulassen, richtig einzulassen.

 

Selbst ein missglücktes Treffen wäre wohl noch ein großer Schritt nach vorne gewesen. Und jetzt? Zehn Schritte zurück und mehr. So isoliert wie schon lange nicht mehr, wenn nicht sogar noch nie. Selbstgewollt. Ausgesucht, durchgeführt. Alle werden immer so weit wie möglich auf Abstand gehalten. Dann kann mir auch nichts passieren. Ich fühle mich sicher so. Aber die Vernunft, die Vernunft, die sagt mir, dass es so ja nun auch nicht ein Leben lang weitergehen kann.

 

Manchmal wüsste ich gerne, wo ich wohl heute stehen würde, wenn damals alles ganz anders gelaufen wäre. Manchmal, da bin ich einfach nur ein wenig sentimental und wüsste einfach nur gerne, wie das Treffen ausgegangen wäre. So viel Herzklopfen im Vorfeld. Und dann? Nix mehr.

 

Überfrachtet. Es ist eigentlich kein Wunder, dass es so ausging. Es war alles einfach in jeder Hinsicht völlig überfrachtet damals. Vielleicht sollte man einfach noch einmal einen neuen Versuch starten. Ohne das ganze Herzklopfen. Spontan. Neutral. Wobei….Neutralität ist in diesem Fall wahrscheinlich nichts weiter als nur eine Illusion…

 

Morgen, oder nein, heute, am heutigen Donnerstag, ist mein erster Tag für mich, nur für mich, seit einer Woche. Morgen habe ich frei. Sieben Tage lang war ich jeden Tag vor der Tür, unter Menschen, für mehrere Stunden, für die Hälfte der Tage. An diesem Donnerstag werde ich meine Wohnung nicht verlassen. Ich freue mich darauf. Ich brauche diesen Tag. Ich fühle mich ausgelaugt, angestrengt. Normalerweise baue ich mir alle zwei, drei Tage einen solchen Ruhetag ein. Der ist auch wirklich bitter nötig. In den vergangenen sieben Tagen musste ich darauf verzichten. Es ist gut so, wie es ist. Bis zum Wochenende hätte ich nicht warten können. Und so werde ich immer kauziger. Wohl oder übel.


Für den Moment ist es im Großen und Ganzen gut so, wie es ist. Aber hin und wieder frage ich mich ja dann doch: Ist das wirklich eine Perspektive für die nächsten zehn, zwanzig, dreißig, vierzig Jahre?

 

 

Kommentare

09:46 28.08.2011
Liebe C. Ich kann es gut nachvollziehen... dieses "nicht loslassen können" und "nicht offen sein können für andere(s)"...
Ich krampfe mir ja auch einen damit ab... du weißt es...

Ich vermisse dich hier - hoffe, es geht dir gut?!
Lieben Gruß!!!
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09:54 24.07.2011
@KaB: Danke dir. Wahrscheinlich ist es nur nötig, dass ich jemandem begegne, der mich so nachhaltig beeindruckt, dass das Loslassen kein Thema mehr ist. Dummerweise bin ich gerade absolut nicht offen dafür, mich nachhaltig beeindrucken zu lassen.
@Lore: Es ist schon mehr eine Isolation aus Selbstschutzgründen vielerlei Art denn aus Überzeugung.
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09:58 22.07.2011
geht es dir denn gut damit, mit deiner selbstgewählten isolation? oder ist es nur der punkt, dass du nicht mehr verletzt werden möchtest?
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08:43 22.07.2011
Man meint ganz gern, dass man durchs Leben geht, und nur die Menschen wirklich berührt, die es auch aussprechen / zeigen; was wir aber in Wahrheit vielleicht so alles anrichten, mit dem, was wir tun oder lassen oder sagen... dessen sind wir uns gar nicht bewusst - und es erschreckt mich ein bisschen.

Ich wünsche dir, dass du das (bzw. ihn) beizeiten loslassen kannst. Es/Er hat dir nichts gegeben, was es wert sein könnte (leider, obwohl es sich ja damals so anließ.) DU bist mehr wert (viel mehr / dafür zu viel)!!!
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2011-07-21 02:17