Vielleicht bin ich ja doch zu gut für diese Welt. Vielleicht ist mein Gerechtigkeitssinn zu stark ausgeprägt. Vielleicht bin ich so dumm, unangemessenes Verhalten auch noch zu entschuldigen. Gab einige, bei denen ich das in meinem Leben schon vorher mit Bravour geschafft habe.

Vielleicht bin ich der geprügelte Hund, der trotzdem immer treu zu seinem Herrchen hält.

Aber dann ist das eben so. Ich kann es auch nicht ändern.

Maya erwähnte es in ihrem letzten Kommentar, das Ding und andere nannten ihn schon so.

Stichwort „Arsch“.

Ich persönlich finde es falsch, ihn als solchen zu bezeichnen.

Natürlich kennt mein Umfeld, ob nun ihr hier oder mein „reales“ Umfeld, nur meine Sicht der Dinge. Und wer mich mag, wer Sympathien für mich hegt, ist auf meiner Seite, das ist schon klar.

Aus meiner Sicht habe ich nun einmal wieder so richtig einen in die Fresse bekommen. Volle Breitseite. Ein Schlag, der mich so schnell nicht mehr aufstehen lassen wird. Jedenfalls was das Wieder-Öffnen des Herzens betrifft.

Und ihr hier speziell „kennt“ mich auf eine Weise, auf die mich nicht viele kennen. Nicht, dass ich nicht ähnlich offen mit Freunden sprechen würde über mich. Aber die Emotionen, die habe ich dabei doch wesentlich besser unter Kontrolle, jahrelange Übung hat mich gut werden lassen in sachlicher Berichterstattung.

Na ja, was ich sagen will, manche von euch „kennen“ mich nun schon so lange. Havanna noch aus Zeiten, als sie noch einen anderen Nickname trug, Maya, wir sind uns ja glaube ich nicht nur hier über den Weg gelaufen…

Ich weiß ja wie das ist, das Mitfiebern im Leben einer anderen Person. Ihr habt natürlich alle eine sehr subjektive Sicht auf die Situation. Meine Sicht. Kennt meinen Hintergrund. Und natürlich trägt das nicht dazu bei, größte Sympathien für ihn zu hegen.

Versteht mich nicht falsch, ich freue mich sehr über eure Kommentare, sie helfen immer wieder und es tut gut zu wissen, dass jemand Anteil nimmt, es tut gut Loyalität zu erfahren.

Aber kann man ihn deswegen als Arsch bezeichnen, wenn man nur weiß, wie sich die Situation aus meiner Sicht darstellt. Gestern beim Ding beispielsweise hat mich das auch schon so gestört. Nur mag er ja vielleicht auch wieder noch andere Motivationen haben, die Sache so zu sehen als ihr.

Was ich sagen will….Ich heiße die Entscheidung des Musikers nicht gut. Sie hat mich verletzt und es tut weh und ich verstehe es nicht. Ich kann sie absolut nicht nachvollziehen, gerade vor dem Hintergrund seiner eigenen Worte. Es geht mir wirklich nicht gut dabei und ich wünschte, ja, im Moment wünschte ich mir wohl vom Universum, dass es es vielleicht einrenkt, dass es doch noch mal anders kommt.

Ich will das so nicht. Ganz ehrlich. Ich will das nicht und es geht mir schlecht dabei und ich finde es nicht gut und es kotzt mich an und so weiter.

Aber weder ihr noch ich wissen, was letztendlich der Grund für seine Entscheidung war. Niemand weiß, wie sich die Situation für ihn dargestellt hat. Ich nicht. Ihr nicht. Niemand kennt seine Vergangenheit. Nicht so, wie hier die meine bekannt ist. Niemand weiß, was er erlebt hat. Letztendlich kennt niemand das „Warum“ zu seiner Entscheidung.

Er hat sich anders entschieden. Anders als erwartet. Aber vermutlich ist seine Entscheidung aus seiner Sicht auch die einzig logische Konsequenz. Wer weiß denn schon, ob es hier lediglich um Feigheit und Bequemlichkeit geht? Keiner weiß es. Und selbst wenn…Auch dann ist es irgendwo sein gutes Recht.

Es ist sein Recht, anders zu entscheiden, anders zu denken, so zu handeln.

Zwei Menschen in derselben Situation müssen nicht zwangsläufig derselben Meinung sein. Ist deswegen die eine Person wirklich moralisch schlechter zu bewerten als die andere?

Vielleicht macht es ja für ihn so alles auch tatsächlich Sinn.

Und…am Ende ist ihm und mir ja dann doch eines gemein. Trotz meines Schmerzes sage auch ich, dass es wohl am Ende rettungslos verkorkst war. Ob das noch mal hätte gut gehen können.

Ich komme mir ein bisschen seltsam und ein bisschen blöd vor, weil ich hier eine Verteidigungsschrift auf ihn schreibe. Wo es ja vielleicht nicht mal nötig ist. Vielleicht sieht man das gar nicht so eng.

Aber…es ist so…Ich will mit einfach das, was war, nicht durch negative Gefühle kaputt machen lassen. Ich will ihn nicht verfluchen, nicht verdammen, nicht verteufeln. Will keine Hasspredigten auf ihn schreiben. Will ihn nicht verachten. Es würde im Nachhinein wirklich alles noch mehr kaputt machen. Denke ich. Denn er hat mir ja auch eine Weile sehr gut getan, der Musiker. Es war sehr schön, ihn kennen gelernt zu haben.

Ich will mich ganz sicher nicht so fühlen, wie ich mich fühle und ich bin ihm auch alles andere als dankbar dafür.

Aber am Ende…hatte er einfach eine andere Meinung. Wer weiß schon, warum. Vielleicht ist seine Entscheidung für jeden, der ihn persönlich kennt, genauso plausibel nachvollziehbar wie meine Sicht der Dinge es für euch ist. Wer weiß das schon?

Nein, ich mag ihn nicht hassen. Ich mag ihn nicht beschimpfen. Aller Groll dieser Welt ändert auch nichts daran, dass es mir gerade verdammt beschissen geht. Er macht das alles nicht mal leichter zu ertragen. Also warum sollte ich mich überhaupt damit abgeben?