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Tagebuch c.
2010-09-19 23:13
So war das nie geplant

Um ein Haar hätte ich eben ein Kaninchen überfahren. Armes Ding. Hoppelte da einfach über eine dreispurige Autobahn. Ich tat, was man auf der Autobahn nicht tun sollte. Ich bin ausgewichen, nach rechts rüber gezogen. Zum Glück war es so spät und zum Glück war nicht viel los. Ich weiß noch, damals in der Fahrschule hat man uns eingeschärft: „Draufhalten, nicht ausweichen.“ Klar…Da geht ein sicheres Fahrverhalten im Straßenverkehr vor. Vor dem Wohl eines Tieres.

Gut. Aber ist ja nichts passiert. Mir nicht. Niemandem sonst. Nur dem Kaninchen wohl nicht. Ich habe es nicht erwischt. Aber hinter mir kamen ja noch genügend andere Leute. Ich glaube kaum, dass es den Weg sicher geschafft hat auf die andere Seite. Armes Tier.

Ich hab ja noch nie ein Tier überfahren. Selbst den Kadavern weiche ich ja gerne bestmöglich aus. Aber Anfang des Sommers hätte ich fast einen Igel überfahren. Auch abends um diese Zeit. Aber da nicht auf der Autobahn, sondern in unserer Wohngegend. Auch in dem Fall bin ich der Meinung, dem Igel ausgewichen zu sein. Ich habe jedenfalls kein Huckeln gespürt.

Zwei Tiere in so kurzer Zeit, die mir vors Auto sprangen…Soll mir das etwas sagen? Man weiß es nicht.

Ansonsten war wohl heute der Tag der Nachrichten, die mich nicht wirklich froh machen.

Heute erfuhr ich, dass meine Ex-Beste-Freundin im Mai heiraten wird. Die, von der ich letztens erzählte. Das andere Pferdemädchen.

Ich hätte im Leben nicht gedacht, dass ich ihre Hochzeit nicht miterleben werde. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie mich einlädt. Das wäre zu seltsam.

Außerdem erfuhr ich, dass es ihrer Familie sehr schlecht geht. Mein Vater traf letzte Woche zufällig ihre Eltern. Über die zwei Gerinsel im Gehirn ihres Bruders weiß niemand genaueres zu sagen. Wie es sich entwickeln wird. Was es für Folgen hat. Ihre Mutter hatte mittlerweile ihren zweiten Schlaganfall und kann kaum noch laufen. Ist quasi auf den Rollstuhl angewiesen und kann nur dank der Phsysiotherapie mal notdürftig ein paar staksige Schritte machen. Ihr Vater ist nach dem Schlaganfall der Mutter wochenlang krank gewesen. Die Psyche. Ihre Eltern wohnen nicht mehr in ihrem Haus. Sie mussten in eine behindertengerechte Eigentumswohnung ziehen.

Das zu hören hat mich vor allem traurig gemacht. Ich habe so viel Zeit bei ihr zu Hause verbracht, mit ihrer Familie verbracht. Ich habe ihre Familie immer auch ein stückweit als meine zweite Familie betrachtet. Ersatzfamilie. Zufluchtsort. Ich habe mich dort oft so viel wohler gefühlt als zu Hause.

Auch das ist seltsam. Zu wissen, dass sie alle schon so lange nicht mehr Teil meines Lebens sind. Und umgekehrt. Vor zehn Jahren noch wäre es anders gewesen. Da wäre ich mittendrin gewesen. Irgendwie tut es mir leid, dass ich nicht für sie da sein kann. Für sie. Die Familie. Für alle.

Und mein Vater…kann es nicht lassen, auch in dieser Erzählung seine Spitzen einzufügen. Nein. Für den Außenstehenden nicht erkennbar. Das ganz gewiss nicht. Aber ich weiß, was er dachte. Er hat es mir vorher so oft schon gesagt. Schon damals, als sie und ich noch mehr miteinander zu tun hatten. Schon da hieß es: „Selbst die strohdoofe Pute macht was aus sich und hat am Ende ein besseres Abitur als du, dabei ist sie doch dumm wie Brot.“ Und so erzählte er heute von ihrem kometenhaften Aufstieg in ihrer Arbeitsstelle, von allen Prüfungen, die sie nur mit Einsen absolvierte und dem Weg zur Chefetage, den sie sich Stückchen für Stückchen frei gearbeitet hat und frei arbeitet. Und in seinen Augen lese ich dabei die Frage: „Warum hat sie das geschafft und du nicht? Wo du doch die viel besseren Anlagen hattest. Warum ist aus dir nichts geworden?“

So ist er. Nein, er hat es nicht ausgesprochen. Aber ich weiß, sollte es jemals wieder eine Situation geben, in der er sich extrem über mich aufregt, werde ich genau das aufs Brot geschmiert bekommen.

Na ja. Aber noch ist es ja noch nicht soweit. Ich hab schon wieder jemanden mit dem Vornamen des Musikers kennen gelernt. Langsam wird es unheimlich. Zumal ich vor diesem Sommer kaum Menschen mit diesem Namen kannte oder näher mit ihnen zu tun hatte.

Es macht mich traurig, dass ich nicht mehr Teil ihres Lebens bin. Sie. Die Ex. Es macht mich traurig, dass ich ihr nicht in ihren schweren Tagen beistehen konnte. Es macht mich traurig, dass ich an ihrem glücklichsten Tag nicht dabei sein werde. Ja, ja. In guten wie in schweren Tagen. Drama, Drama. Aber was für eine Ehe gilt, gilt für eine Freundschaft nicht weniger. Es hätte anders laufen sollen. So sollte es nie sein. So nicht. Das ist irgendwie nicht richtig.

Kommentare

23:27 19.09.2010
Wir leben seit dem Abi vor acht Jahren getrennte Leben, die sich nur am Geburtstag einer gemeinsamen Freundin noch überschneiden können und das tun sie nicht mal regelmäßig jedes Jahr. Dreimal passierte es in den letzten acht Jahren, um genau zu sein. Vor drei Jahren unternahm ich noch mal den Versuch, den Kontakt aufleben zu lassen und fragte sogar, ob wir uns nicht mal auf einen Kaffee treffen mögen. Aber das kam nie zustande. Von ihrer Seite aus. Wir sind heute einfach nicht mehr dieselben Menschen, die wir damals einmal waren. Sie ist eine Fremde mit dem vertrauten Gesicht einer lieben Freundin. Ich glaube, zwischen uns liegt mittlerweile zu viel Leben, als dass man da noch was machen könnte.
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unbekannt
23:17 19.09.2010
Und wenn du ihr das (deine Gedanken) mitteilst?

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2010-09-19 23:13