Willkommen auf Tagtt!
Thursday, 28. March 2024
Tagebücher » c. » News, Bilder, Videos - Online
Tagebuch c.
2010-07-20 11:02
Kontrolle

Ich bin im Moment so ein Chaos. Auf und ab und auf und ab und auf und ab. Die reinste Achterbahn. Das ist ganz schön anstrengend.

Gestern Abend…mal wieder eine Kleinigkeit, die sich zwei Minuten, nachdem ich die Kurzmitteilung schrieb, auch relativierte.

Ich hatte mir dieses Mal fest vorgenommen, den Montagabend erst einmal nach meinen Wünschen zu gestalten. Ich mag die Pro7-Serien am Montag. (Auch die am Mittwoch, aber gestern war ja Montag.) Eigentlich versuche ich ja, möglichst nicht das Fernsehprogramm echten Menschen vorzuziehen. Aber in diesem Fall dachte ich mir, dass es auch nicht sein kann, dass ich meine Gewohnheiten vernachlässige, nur um vor dem PC zu hängen und mit jemandem, den ich noch nie gesehen habe, „sprechen“ zu können. Kaum war Eureka vorbei, war der Herr dann nicht mehr online. Und ich fand alles auf einmal hoch dramatisch und war ein bisschen sauer auf mich selbst. Denn er gestern weg und ich da und ich heute auf jeden Fall nicht da, das hätte bedeutet, frühestens dann tatsächlich morgen erst wieder Kontakt zu haben. Und irgendwie drehte sich mein Kopf dann doch sehr um die Frage, was wohl wäre, wenn so relativ lange Stille das Interesse abebben lassen würde.

Aber alles nur halb so schlimm, man kam kurz nachdem ich die KM gespeichert hatte wieder online und alles war gut und ich war merklich erleichtert.

Ich finde mich selber gerade ganz schön anstrengend. Tausend Gefühle an einem Tag. Gefühle der unterschiedlichsten Art. Noch eine Woche und zwei Tage bis zu einem Treffen. (Das Wetter sieht so weit gut aus.) Ich weiß, merke es, wie dringend ich so ein Treffen einfach brauche. Je länger der Kontakt mit dem Musiker rein virtuell andauert, desto unsicherer und ängstlicher werde ich, desto mehr bremse ich mich, desto mehr suche ich nach Kontrolle und finde sie doch nicht.

„Was ist, wenn du loslässt, dich einlässt und es geht dann bei einem richtigen Treffen alles schief?“

Ja. Was ist dann? Scheiße ist‘s dann.

Ich merke, ich muss einfach wissen, was passiert, wenn wir uns sehen. Eigentlich wäre es für mich die beste Lösung, bis dahin so selten online zu sein wie nur möglich. Aber andererseits macht mir das dann auch andere Sorgen.

Er ist die ganze Zeit derjenige, der „Was-Wäre-Wenn-Szenarien“ spinnt. Die positiven. Ich glaube, zum ersten Mal kam so ein „Wenn-ich-dein-Freund-wäre-Ding“ schon Anfang letzter Woche. Das ist anziehend und abschreckend zugleich. Anziehend, weil es so viel verspricht, Hoffnung auf so viel macht, abschreckend, weil die Angst nur größer wird, je mehr dann tatsächlich bei Schiefgehen nicht eintreten könnte.

Gestern der Heart-Opener schlechthin.

Ich erzählte ihm von Sonntag und meinem Dad und dem Schlampensatz. Und er, der Musiker, war völlig entrüstet. Der entscheidende Satz:

„So was darf nicht sein, so was darf echt nicht sein. Wenn ich könnte, wenn alles gut läuft mir uns, würde ich dich da gerne soweit es geht im Positiven rausziehen.“

So hat noch niemand reagiert. Dieses Versprechen dahinter…ich stehe dir bei, ich bin für dich da, ich bin stark für dich, ich unterstütze dich…Irgendwann ist wohl ein erstes Mal für alles. In diesem Fall das erste Mal, dass ich so etwas überhaupt höre.

Ich meine, im Grunde bin ich es ja gewohnt. Mein Dad. Ich weiß, wie ich es zu verstehen habe, ich weiß, wie es gemeint ist, er meint es ja nicht böse, er ist eben einfach so. Man kennt ihn ja, den ganzen Sermon, den man sich als Kind einfallen lässt, um Fehlverhalten der Eltern zu entschuldigen. Und normalerweise komme ich ja auch ganz gut mit so etwas klar wie jetzt vorgestern. Aber irgendwann trifft es dann eben doch mal. Immer kann man es auch nicht weglächeln. Und natürlich wäre alles anders, wenn der Tonfall zu Hause anders gewesen wäre. Es ist wie gesagt nicht das Einzige, was ich mir zu Hause anhören musste und bei weitem auch nicht das Schlimmste. Aber man gewöhnt sich an alles. Aber es prägt einen ja doch.

Na, wie auch immer, tut mir leid, ich bin heute ein wenig ungeordnet, so jedenfalls mein Gefühl beim Schreiben gerade…

Was ich sagen wollte…Mehr als ein „Ja, stimmt, haste Recht, da hast du mit deinem Vater nicht immer Glanzzeiten erlebt.“ habe ich nie gehört. Freunde können Trost aussprechen und sich empören. Aber mehr auch nicht. Für mehr sind sie gar nicht in der richtigen Position. Zwei Männer aus meinem Leben habe ich vor dem Musiker davon erzählt. Alle beide waren sie vielleicht auch bestenfalls als Could-Be-Beziehung einzustufen. Im Grunde ähnlich wie jetzt.

Der eine, DER EINE, der sagte am Ende nicht viel mehr als: „Ja, ist blöd gelaufen, das tut mir auch unheimlich leid für dich, aber ändern kann man es ja nicht, mit so was muss man wohl klar kommen und darf sich nicht zu sehr davon beeinflussen lassen.“

Der andere meinte: „Ja. Das ist beschissen. Aber du musst kämpfen. Du musst dich an deinen eigenen Haaren aus deinem eigenen Sumpf herausziehen. Ganz alleine freikämpfen musst du dich.“

Sicher, beide hatten auf ihre Weise recht. Natürlich kann man nicht ändern, was in der Vergangenheit geschehen ist. Natürlich sollte man Vergangenes auch mal loslassen können, damit es einen nicht ewig verfolgt. Und natürlich ist am Ende jeder selbst für sich verantwortlich und somit auch dafür verantwortlich, seine Probleme alleine zu lösen.

Alleine war ich in solchen Situationen immer. Von klein auf. Nie jemand da, der für mich Partei ergriffen hätte. Woher auch? Es gab ja nur uns drei. Keine Geschwister. Keine Onkel, Tanten. Und die Großeltern hielten sich raus. Dass es da jetzt jemanden gibt, der bereit wäre, sich auch mal vor mich zu stellen, ist eine komplett neue Erfahrung für mich.

Neben vielen anderen Dingen ist es das, diese Stärke, diese Bereitschaft, für mich stark zu sein, die mich am Musiker so anzieht.

Ich weiß nicht, was bei einem Treffen passiert. Ich vermag den Musiker nicht völlig einzuschätzen. Gut möglich, sicher, dass er so ein „wenn bei unserem Treffen mit uns alles gut geht“ nur aus Vernunftgründen einfügt, während tatsächlich für ihn schon alles klar ist. Aber es ist ebenso gut möglich, dass er auch erst ein Treffen für die endgültige Gewissheit braucht. Wer weiß das schon?

Ich weiß es nicht. Ich persönlich bin zu manchen Zeiten so verunsichert, dass ich die Chancen darauf, dass so ein Treffen gut läuft, bei nicht mehr als 10% sehe. Ich rechne viel eher damit, dass alles wie eine große Seifenblase zerplatzt. Wenigstens weiß ich es dann, wenn es passiert. Das hat auch Vorurteile. Die Gewissheit, gescheitert zu sein, ist besser als die winzige Möglichkeit, noch gewinnen zu können.

Ich bin so was von konfus im Moment. Auf der einen Seite sind da so viele Kleinigkeiten, die mich regelrecht aufschließen. Gestern sein einer kleiner Satz…es fühlte sich an, als würden da lang verschlossene Türen in mir weit aufgestoßen. Aber gleichzeitig habe ich so sehr das Bedürfnis, das alles zu begrenzen, zu kontrollieren, einzudämmen, wegzuschließen.

Die Wirkung, die der Musiker auf mich hat, ohne dass wir uns je gesehen haben, beunruhigt mich zutiefst. Denn wie gesagt, ich halte ein Scheitern eines Treffens immer noch für möglich.

Und so fahre ich seit Tagen auf meiner inneren Achterbahn hin und her zwischen Sehnen und Bangen.

Gerade dieses völlig unkontrollierte Chaos in mir trägt nicht dazu bei, meine Zuversicht zu steigern. Ich bin alles andere als unkompliziert. Bei mir liegt so viel im Argen. Es genügen solche Kleinigkeiten, um mich aus der Bahn zu werfen. Da könnte man(n) es doch wesentlich einfacher haben. Warum soll man(n) sich eigentlich freiwillig so einen Emotionsballast ans Bein binden?

Wenn ich dann noch anhand der Online-Benutzer-Liste „unserer Seite“ sehe, wie oft  und wie lange der Musiker auf dieser Seite eingeloggt ist, trägt das nicht gerade dazu bei, die Ängste kleiner werden zu lassen. Was, wenn er bis nächste Woche dort jemanden kennen lernt, der viel unkomplizierter ist als ich?

Die Zeit schleicht. Ein Treffen könnte alles besser machen. Wenn ich weiß, dass er danach immer noch will, wäre mir ja schon sehr geholfen.

Denn so…Ein Teil von mir denkt, dass es am besten für mich wäre, ich würde nur noch online gehen, um die genauen Details zum Treffen zu besprechen. Denn ich merke, dass ich jegliche „Genieße-Den-Moment-Lebe-Für-den-Augenblick-Stimmungen“ immer mehr abblocke. Ein Stück von mir zu geben, fällt mir im Moment so rein virtuell immer schwerer. Jeder Schritt auf den Musiker zu bedeutet ein winziges Stückchen mehr, das ich mich einlasse. Je größer die Erwartungen im Vorfeld, desto gefährlicher die Möglichkeit, so richtig auf die Fresse zu fallen.

Ein anderer Teil von mir scheut den Rückzug zum Selbstschutz. Denn wie gesagt…es sind noch neun Tage. Da kann noch viel passieren. Was, wenn er im Verlauf dieser neun Tage jemanden kennen lernt, der näher bei ihm wohnt und wesentlich unkomplizierter ist.

Verdammte Entfernung. Alles im Umkreis von 100 Kilometern, alles, wo man maximal eine Stunde Anfahrt (mit öffentlichen Verkehrsmitteln) gehabt hätte, wäre ja gar kein Problem für ein schnelles Treffen gewesen. Aber 370 Kilometer sind verdammt viel. Vier Stunden Fahrt pro Strecke mit dem Auto. Selbst die genaue Mitte mit vier Stunden Fahrtzeit insgesamt wäre in dieser Woche einfach nicht gegangen. Der Donnerstag nächste Woche ist tatsächlich der früheste Termin, der möglich ist.

Die genaue Mitte zwischen uns wäre übrigens die Stadt mit den vielen Glaspalästen. Aber dort kennt sich keiner von uns aus. Also haben wir uns auf die Stadt geeinigt, die 230 Kilometer von mir entfernt ist, weil wenigstens er sich dort ein bisschen auskennt.

Es zerrt an meinen Nerven. Die ganze Situation zerrt an meinen Nerven. Ich brauche Gewissheit. Sicherheit. Die kriege ich nur durch ein Treffen. Im Moment bin  ich ein einziges, ungeordnetes Chaos. Und besonders die ganzen Unsicherheiten, die Zweifel, die Ängste nerven, die machen es besonders anstrengend. Höhenflüge, gerne auch mehrere pro Tag, sind ja tatsächlich ganz schön. Aber gleich mehrere Abstürze pro Tag nerven einfach nur, sind kraftraubend und verdammt anstrengend.

Themawechsel und irgendwie auch doch nicht:

Gestern Abend bekam ich noch eine interessante Antwort von dem Ding. Ich hatte ihm geschrieben, dass ich sein Angebot schmeichelhaft und irgendwie auch reizvoll finde, aber noch nicht klar zu- oder absagen kann. Außerdem habe ich mal nachgefragt, wie er da ausgerechnet auf mich gekommen ist. Es ist doch schon interessant, wenn man hört, wie man auf andere Menschen wirkt. Da er ja letztendlich geschrieben hat, wie er mich sieht, denke ich, es ist ok, wenn ich den Wortlaut hier tatsächlich auch so einbinde, wie er ihn geschrieben hat. Würde ich es inhaltlich zusammenfassen, stünde ja immer noch dasselbe da. Aber so gefällt es mir gerade besser.

Ausschlaggebend für meine Mail war unser Chat gestern. Wie gesagt hab
ich dabei den Eindruck gewonnen, dass dir Kontrolle sehr wichtig ist.
Das war für mich wie ein Augenöffner. Von deiner leicht distanzierten
Art auf Menschen, oder besser gesagt auf mich, zu zugehen, glaube ich
jetzt, dass sie die ganze Zeit darauf ausgelegt war die Kontrolle zu
behalten. Im Nachhinein glaube ich sogar, dass mich das bei unserem
Treffen verwirrt und verunsichert hat, da ich überhaupt nicht mit so
einer beherrschenden Art gerechnet hatte. Und wie gesagt, ich glaube
erst jetzt sie überhaupt zu erkennen. Ich glaube aber auch, dass mich
deine Art unbewusst schon damals fasziniert hat.
 
Ich hatte dir ja geschrieben, dass ich deine Augen so toll fand. Jetzt
meine ich zu verstehen warum. Sie sind nicht nur einfach schön, sondern
in ihnen stand "Ich hab die Kontrolle und so leicht gebe ich die nicht ab!".
 
Ich kann auch gut verstehen, dass jemand wie du, der sehr viel Wert auf
Kontrolle legt, die devote Seite auch faszinierend findet. Aber wie
gesagt, eben nicht nur.
 
Deswegen hab ich dir diese überraschende Mail geschrieben. Ich glaube,
dass du schon auf der dominanten Seite bist, wenn vielleicht auch
unbewusst. Hinzu kommen die Dinge, die ich schon gestern geschrieben
habe, die es für mich besonders reizvoll machen, mich gerade dir
auszuliefern.

 Mal so direkt und ungefiltert zu erfahren, wie man auf manche Leute wirkt, ist doch schon recht interessant. In Teilen hat es sicherlich recht, das Ding. Wobei ich nie seine Schlüsse gezogen hätte.

 Ja, ich bin schon tatsächlich in gewisser Weise ein kleiner Kontrollfreak. Ich habe mich selbst und meine Gefühle immer sehr im Griff. Ich bin extrem kontrolliert. Und ja, ich begegne fremden Menschen doch eher mit höflicher Distanz. Und speziell bei dem Treffen mit dem Ding war ich sehr darauf bedacht, keine Zeichen zu senden, die womöglich übermäßiges Interesse gezeigt hätten.

 Es hatte schon etwas, ein nervöses Schlucken bei ihm zu beobachten, wann immer ich ihm einmal intensiver in die Augen schaute. Und mir war bewusst, dass nur ein paar winzige Gesten und Zeichen genügt hätten, um dem Abend, um dem Abschied, einen ganz anderen Ausgang zu geben. Wenn ich das gewollt hätte.

 Es war eine Situation wie jede andere in den letzten Jahren, wenn ich mich denn mal mit jemandem auf ein Date getroffen habe. Das Interesse meines Gegenübers war schnell klar und die Entscheidung lag bei mir. Das ist nett, aber auch irgendwie reizlos. Gereizt hat mich eigentlich immer nur die Ungewissheit.

 Wie gesagt, ich würde durchaus zustimmen, wenn man sagt, dass ich mich sehr unter Kontrolle habe. Aber muss man nicht überlegen, was der Grund für diese Kontrolle ist? Bei mir ist es eigentlich immer Unsicherheit und die Angst, verletzt zu werden, wenn ich mich zu sehr öffne. Kann man daraus denn schließen, dass ich in irgendeiner Form, ob nun bewusst oder unbewusst, auf der dominanten Seite stehe? Es ist ja nicht Kontrolle aus Spaß an der Freude. Es ist Kontrolle als Schutz.

 Ja, wie auch immer, ich fand sie interessant, die Einschätzung vom Ding.

 Bei dem Musiker fehlt mir wirklich jegliche Kontrolle, ich kriege mich nicht wirklich geordnet. Das ist zwar beängstigend, aber irgendwie auch reizvoll. Reizvoller als das Ding. Oder? Ich weiß es nicht. Ich fühle mich ausgelaugt.

 Mensch, Mensch…Noch mehr als eine Woche…Wie kriege ich die Zeit bloß halbwegs erträglich für mich herum?

Kommentare

11:25 20.07.2010
Ja, ich weiß. Wie gesagt, deswegen hätte ich mich auch lieber so schnell wie möglich getroffen, um das zu verhindern, aber das war zeitlich bei mir einfach nicht möglich. Na ja, hilft ja nix. Da kann man sich wohl nur ablenken, das stimmt schon.
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
Löschen | Abbrechen

11:06 20.07.2010
ich konnte jetzt nicht bis ganz zum ende lesen, aber ich glaube bei dir kann ich gut schreiben was die anderen sonst immer bei mir schreiben: du machst dir viel zu viele gedanken mit dem treffen. das ist schon vorab so überfrachtet... mach irgendwas anderes, die woche lang.
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
Löschen | Abbrechen

Kommentieren


Nur für registrierte User.

c. Offline

Mitglied seit: 05.06.2010
DE mehr...
Wirklich beenden?
Ja | Nein

2010-07-20 11:02