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Tagebuch c.
2011-05-23 13:27
Herr Ober, ein Drama, bitte!

Es gibt so Momente, da fühlt man sich einfach nur verarscht. Oder nein, vielleicht wird es einem in diesem Moment einfach nur bewusst, dass man verarscht wurde. Oder dass zu mindestens eine große Wahrscheinlichkeit besteht, dass es so war.

 

Ich glaube, inzwischen vermisse ich weniger ihn aus dem letzten Sommer. Ich glaube, inzwischen geht es gar nicht mehr so sehr um ihn, er ist in die Ferne gerückt, kaum mehr greifbar.

 

Ich glaube, ich vermisse einfach das Gefühl aus dem letzten Sommer. Die Hoffnung. Die Möglichkeiten.

 

Fast ein bisschen so wie mit dem Job aus Bayern, der mich nicht los lässt.

 

Die perfekte Gelegenheit.

 

Natürlich gibt es andere Möglichkeiten, andere Chancen, aber nie schien eine so perfekt zu passen.

 

Jetzt, wo die Nächte wieder kürzer und wärmer werden, vermisse ich es.

 

Diese sehnsuchtsvollen Sommernächte, gewitterschwere, schwüle Luft und dazu dieses Kribbeln im Bauch.

 

Und nichts und gar nichts war wichtiger in diesem Moment als ein kleines, dummes Chatfenster.

 

Ich habe das Gefühl, ich könnte durchaus bereit sein für eine Neuauflage. Nicht mit ihm. Nicht unbedingt auf diese Art und Weise. Aber einfach eine Neuauflage dieses Gefühls des letzten Sommers. Mit irgendwem und irgendwie anders.

 

Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, sie zu löschen, die Bilder, den Nachrichtenverlauf. Beides habe ich seit letztem August nicht mehr angesehen. Sie stören nicht weiter, nehmen ein wenig Platz ein auf den Festplatten, aber ansonsten….sind sie einfach da und werden kaum wahrgenommen. Wenn sie eh nicht mehr gebraucht, beachtet werden, könnte man sie ja auch eigentlich löschen. Eigentlich.

 

Und uneigentlich? Das Löschen hat so was endgültiges, so etwas radikales. Wofür? Das ist doch gar nicht nötig. Auch die Bilder von Filipe habe ich bis heute noch. Ich weiß, dass sie da sind. Aber auch sie habe ich über ein Jahr nicht mehr angeschaut und doch sind sie noch nicht gelöscht.

 

Aber vielleicht, vielleicht ist es doch noch nicht so absolut und auf immer erledigt. Ab und an bemühe ich die gängigen Suchmaschinen doch mal wieder, auf der Suche nach Neuigkeiten. Wenn ich dann Bilder sehe, Fotographien und bewegte Bilder, lässt es mich nicht kalt, es sticht und sehnt dann doch ein wenig in mir. Ein Stückchen bittersüßes Erinnerungsweh. Ich spreche von ihm aus dem letzten Sommer.

 

Da gibt es so Momente, in  denen kann ich mir ein paar zynische Gedanken gepaart mit einem mehr als schiefen, mehr als unechtem Grinsen nicht verkneifen. Da denke ich dann schon mal, dass es wirklich unvorteilhaft ist, eine Handynummer als Geschäftsnummer anzugeben, wenn auf dieser Nummer wichtige Nachrichten einfach nicht durchgestellt werden. Böse, böse Technik aber immer auch. Das sind so die Momente, in denen ich doch schockiert erkennen muss, dass ich mich ganz schön hab verarschen lassen. Möglicherweise. Schließlich war es das böse, böse alte Handy schuld, damals, inzwischen könnte man sich zur alten Nummer ja durchaus ein neues, schickes, modernen Gerät besorgt haben und alles ist in Butter, auch mit den Geschäftskontakten.

 

So etwas ärgert mich. Am meisten ärgere ich mich dann über mich selbst. Ich sollte die Finger von (Person en)Suchmaschinen lassen. Das ist langfristig doch gesünder.

 

In letzter Zeit denke ich öfters an den einsamen Trompetenspieler, der in einer lauen Sommernacht im letzten Jahr auf dem Bahnhofsvorplatz spielte.  Das Ding neben mir auf der Treppe sitzend, meine Gedanken irgendwo in den weiter südlicheren Gefilden des Landes, er schien so magisch, so perfekt zu sein, dieser Moment.

 

Perfektion wird überbewertet. Und doch strebe ich viel zu oft danach, suche nach perfekten Umständen, im Job, im Leben, in meiner eigenen Persönlichkeit.

 

Vielleicht liegt es einfach an der Jahreszeit, die Sehnsüchte und Lust weckt. Vielleicht ist es einfach nur das. Die Jahreszeit verknüpft mit Erinnerungen.

 

Die großen Dramen und die wirklich außergewöhnlichen Dinge scheinen in meinem Leben gerne mal zwischen Mai und September/Oktober zu geschehen. Wenn ich so die letzten Jahre zurückblicke, wären da einige Beispiele zu nennen.

 

Insbesondere das Frühjahr vor zwei Jahren, die Polizistin, einfach nur süße, süße, unerfüllte Sehnsucht ohne ein bisschen Bitterkeit, auch heute nicht. Ihre Karte, die letztes Jahr so völlig überraschend in meinem Briefkasten steckte, hat immer noch einen Ehrenplatz, sie ist das letzte wirklich greifbare Erinnerungsstück an die Klinikzeit. Zwei Jahre sind seitdem schon vergangen. Kaum zu glauben, wie die Zeit vergeht.

 

Sie kehrt zurück, so langsam, die verschollene Libido, fest verknüpft mit dem Gedanken ihn, den Kollegen. Das tadellos höfliche Benehmen gepaart mit der wirklich rauen Schale. Ein Hauch von Gefährlichkeit umweht ihn, wie ein gebändigtes Tier, das Gefühl, da könnte unter der Oberfläche noch der Geist eines ganz anderen Mannes brodeln, nur darauf wartend, herausgelassen zu werden. Es ist eine nette Abwechslung diesem Mann, den es vielleicht gar nicht gibt, in Gedanken Gestalt zu verleihen. Es amüsiert mich unheimlich, ihm dann am Tag darauf ganz unschuldig lächelnd in die Augen zu schauen.

 

„Wenn du wüsstest, wenn du wüsstest….“

 

Und es ist doch so viel besser, wenn er nicht weiß. Denn am Ende malt man sich die Dinge ja doch immer viel bunter aus, als sie dann tatsächlich sind. Und ich glaube, dieser Fall wäre ein Paradebeispiel dafür. So wäre es. Ganz sicherlich.

 

Worauf will ich eigentlich hinaus? Auf nichts? Auf alles?

 

Ich freue mich auf den Sommer. Und ich hätte Lust, wieder einen ganz persönlichen Abenteuersommer zu erleben. Ich hab Lust auf ein wenig Dramatik, ich vermisse sie, die großen Dramen aus der Vergangenheit, weil sie trotz der vielen wirklich beschissenen Aspekte vor allem das Gefühl vermittelten, so richtig intensiv zu leben. Ich vermisse das. Ja, doch, ich glaube, ich bin an einem Punkt angekommen, an dem ich nichts gegen ein kleines Sommerdrama einzuwenden hätte. Es ist mal wieder Zeit für ein bisschen Spannung.

 

Ach ja, und bevor ich mich gleich ab drei wieder hinter den Telefonhörer schwinge, hier eine Frage, die mich schon seit letzter Woche beschäftigt:

 

Was zur Hölle sind „Großkopferten“?

 

Und warum verwendet man dieses Wort in einem offiziellen Fragebogen?

 

Aus dem Zusammenhang ist mir schon klar, was gemeint ist, aber gibt es dafür nicht genügend hochdeutsche Entsprechungen? Und auch wenn bei der Studie nur die Bewohner eines bestimmten Bundeslandes befragt werden sollen, würde ich mich als Befragter irgendwie verarscht fühlen, wenn im Laufe des Fragebogens gefühlte 100 Male dieses Mundartwort auftaucht.

 

Gibt es andere Verwendungsmöglichkeiten?

 

Kann man sagen:

 

„Herr XY benimmt sich seit seiner Beförderung aber arg großkopfertig?“

 

Oder so was in der Art wie:

 

„Der Vorstand großkopferte auf der Betriebsfeier ganz schön vor sich hin.“

 

Fragen über Fragen, aber vor allem eine: Was soll das eigentlich???

Kommentare

22:09 23.05.2011
Das endgültige Löschen. Ja. Etwas, das ich auch immer noch vor mir herschiebe. Ich werde es tun... nachdem ich alles auf eine CD gebrannt und diese irgendwo sicher versteckt habe. Irgendwie noch da, aber noch weiter weg.
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
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19:40 23.05.2011
ich kenn das wort auch nicht.
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17:37 23.05.2011
Ich kenne das Wort überhaupt gar nicht
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17:35 23.05.2011
Ich hab das Wort noch nie gehört.
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2011-05-23 13:27