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Tagebuch c.
2010-07-30 10:55
Eine Nacht voll Schlaf macht auch nichts besser

Eine Nacht drüber geschlafen und die Welt sieht noch nicht rosiger aus als gestern.

Natürlich ist da was dran, Doc, es wäre nur fair, wenn er mir zu mindestens die Hälfte der Fahrtkosten ersetzt. Aber dazu müsste ich entweder meine Bankdaten oder meine Adresse herausrücken, und beide Möglichkeiten finde ich gerade nicht so prickelnd, oder müsste warten, bis wir uns doch persönlich treffen.

Und ehrlich gesagt ist das Geld auch nicht mein Hauptproblem. Natürlich wächst mein Geld auch nicht auf Bäumen und die 100 Euro waren verdammt viel Geld für meine Verhältnisse. Aber andererseits: Es war meine Entscheidung. Das Treffen. Die Investitionen. Und auch, dass ich das Angebot der Bahnbeamtin nach einer Art Reiserücktrittsversicherung ablehnte. Dann hätte ich nämlich auch unabhängig von den 24 Stunden noch Geld zurückkriegen können. Es war eine Entscheidung, es ist schief gegangen und gut ist. Punkt.

Gestern kamen erst die Zweifel an den Zweifeln. Er reagierte recht heftig, als ich ihm sagte, dass ich nun misstrauisch bin und Probleme mit dem Vertrauen habe.

„Ich habe nichts Schlimmes gesagt oder gemacht. Ich war immer ehrlich. Es ist doch nichts passiert. Es ist einfach blöd gelaufen. Es tut mir unheimlich leid. Ich kann es nicht ändern. Ich will dich immer noch sehen. Es macht mich traurig, dass du so denkst.“

In dem Moment hatte ich das unheimliche Bedürfnis, sämtliche Zweifel über Bord zu werfen und ihm uneingeschränkt zu glauben. Ich weiß auch nicht, wie er das macht.

Vermutlich bin ich einfach nur sehr empfänglich für solche „Wegen-Dir-Bin-Ich-Jetzt-Traurig-Ansagen“. (Die „Du-bist-Schuld-Dass-es-Mir-Schlecht-Geht-Ansagen“ haben in meinem Leben ja eine lange Tradition…) Ich hatte doch gestern schon fast ein schlechtes Gewissen wegen meinen Zweifeln.

Ich meine, ok…War es bei ihm tatsächlich alles so, wie er es erzählte, ist es vielleicht auch ein bisschen blöd, wenn ich ihm nicht glaube. Ich fände das dann wohl auch nicht so prickelnd. Aber andererseits: Übertrieben ist meine Reaktion wohl auch nicht. Ich kenne von ihm nur Bilder, seine Stimme und das, was er so geschrieben hat. Er ist irgendwo ja doch ein Fremder. Um die Situation wirklich bewerten zu können, müsste ich ihn wenigstens einmal tatsächlich gesehen haben.

Ich hab schon x-mal die Mailboxnachricht gehört. Er klingt schon verdammt geknickt, so, als wäre es ihm wahnsinnig unangenehm, das Treffen absagen zu müssen. Andererseits ist da dann der Gedanke an seinen zukünftigen Job…Ich erwähnte es noch nicht, oder? Der Musiker studiert Schauspiel…

Hm, wie auch immer, nachdem ich nun also eine Nacht darüber geschlafen habe, glaube ich, dass ich sagen kann, dass es zwei Probleme gibt: Das eine ist greifbar und recht gut nachvollziehbar und sicher auch berechtigt, das andere ist so ein typisches Psychoproblemchen von mir  und somit doch vielleicht tendenziell irrational.

Greifbar und nachvollziehbar und berechtigt ist, dass ich ihn nicht persönlich kenne und nur so tatsächlich bewerten könnte, was ich von gestern zu halten habe.

Das irrationale Psychoproblemchen ist die Erinnerung an die Vergangenheit. Been there, done that…In gewisser Weise bringt die Absage von gestern üble Erinnerungen wieder ans Tageslicht. Erinnerungen an DEN Ex. Ihr wisst teilweise, wen ich meine.

Wie oft hatte ich das da schon in all den Jahren? Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, damit ein Treffen möglich ist und am Ende platzt es dann doch.

Natürlich ist es nicht wirklich vergleichbar. Der Ex hat Treffen nie abgesagt. Er hat sich einfach gar nicht mehr gemeldet. Immer dann, wenn im Grunde nur noch die Uhrzeit und der genaue Treffpunkt auszumachen gewesen wäre, herrschte Funkstille und er war nicht mehr erreichbar. Und das mehr als einmal. Selbst vor zwei Jahren bei unserem Supergau war es so. Am Ende hatte ich mich doch dazu durchgerungen, ihm noch einmal meine Nummer zu geben, doch noch einen Schritt auf ihn zuzugehen und dann hieß es wieder: „Och nö, jetzt doch nicht mehr.“

Ja, rückblickend betrachtet war das auch gut so. Ich hätte wahrscheinlich nie den Absprung geschafft, wenn er es nicht für mich entschieden hätte. Und zum ersten Mal seit langer Zeit schwirren nun beim Kennenlernen von neuen Leuten, ob sie nun Musiker sind, Dinger, Nachbarstädtler oder sonstwer, nicht mehr die ewig selben Gedanken durch meinen Kopf: „ Das ist ja alles gut und schön und nett mit dem aktuellen Whoever, aber was wäre wohl mit dem Ex gewesen, eigentlich will ich ja nur ihn, er war eh der Beste, das hat alles kein Sinn, tröh, tröh, tröh.“

Ich glaube doch, nun ehrlich und aufrichtig und nicht ohne Stolz verkünden zu können: Der Ex ist Vergangenheit.

Zu mindestens klammere ich mich nicht mehr an den Gedanken an eine Zukunft mit ihm.

Es ist irrational, die Vergangenheit mit der aktuellen Situation in Verbindung zu bringen. Filipe war Filipe und der Musiker ist der Musiker. Zwei unterschiedliche, völlig unterschiedliche Personen. Nicht vergleichbar. Und selbst wenn….Der eine sagte wenigstens gestern ab, scheinbar auch mit einem richtig schlechten Gewissen, der andere stellte sich plötzlich einfach tot und war nicht mehr erreichbar. Schon das ist im Grunde ein elementarer Unterschied zwischen den beiden.

Und trotzdem…Die Situation ist so was von nicht neu. Dass ich mir für nichts ein Bein ausgerissen habe. Und das erschreckt mich. Und es erschreckt mich auch, wie schnell ich gestern bereit war, alle Zweifel aufzugeben und ihm wieder uneingeschränkt zu vertrauen. Das letzte Mal hat mich so was enorm viel verschwendete Lebenszeit gekostet.

„Vorbei ist vorbei und jetzt ist jetzt.“ VS. „Ein gebranntes Kind scheut das Feuer.“

Vernunft gegen blödes Psychogedönse.  

Fakt ist: Das ganze Treffen war völlig überfrachtet und das von beiden Seiten.

Fakt ist: Ich steigere mich manchmal zu schnell in Kleinigkeiten hinein und mache ein riesiges Problem daraus.

Vielleicht sollte man einfach noch einmal alles auf Anfang stellen. Es wenigstens einmal versuchen, ein bisschen locker zu lassen.

Kommentare

11:35 30.07.2010
auf eine komische art ist es vielleicht gar nicht so schlecht....es nimmt die erwartungen ein bisschen raus, den druck, dass alles perfekt laufen sollte/könnte/müsste. ich hoffe, er bemüht sich jetzt extra um dich!
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
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2010-07-30 10:55