Gestern um diese Zeit war ich schon lange von meinen Erledigungen außer Haus zurück.

Als ich nach Hause kam, stand bei meinem Nachbarn die Wohnungstür weit auf.

Das ist verständlich, denn bei diesem Wetter und bei diesem Schnitt unserer Wohnungen, lässt sich Durchzug überhaupt nur mit offener Wohnungstür bewerkstelligen.

Für mich war die offene Wohnungstür noch nie eine Option. Weil ich mich zu beobachtet fühlen würde und keine ruhige Minute mehr hätte, die ganze Zeit angespannt hier herumsitzen würde. Dann lieber die absolut stickige Luft in der Wohnung aushalten, die so ein Ventilator auch nur geringfügig erträglicher macht. Aber das bin ich.

Na, wie auch immer, so eine offene Wohnungstür ist zwar ein bisschen kurios, aber durchaus nachvollziehbar in unserem Haus.

Deswegen wunderte ich mich gestern auch eigentlich weniger über die geöffnete Tür meines Nachbarn. Was mir aber sofort auffiel und extrem störend auffiel, war dass mir im ganzen Flur, kaum dass ich ihn betreten hatte, der stechende Geruch von altem Schweiß entgegenschlug. Quelle des Übels: Eindeutig die Nachbarswohnung.

Ein bisschen tut er mir ja leid, mein Nachbar. Die für dieses Wetter angemessene Körperpflege ist für ihn sicher nur schwer zu bewerkstelligen. Aber...irgendwie glaube ich fast, dass er immer noch extrem ungepflegt durchs Leben gehen würde, wären die Umstände anders.

So was kann ich ja nicht wirklich nachvollziehen. Bei dieser Hitze in den letzten Tagen stand ich ständig unter der Dusche. Allein schon deswegen, weil sie dann für einen Moment besser auszuhalten war. Lebensumstände unter denen für mich die tägliche Dusche und Haarwäsche nicht möglich wären, wären der blanke Horror für mich.

Na ja. Jedem das seine. Wenigstens kann sich mein Nachbar rühmen, der Umwelt etwas Gutes zu tun. Wir verschwenden ja sowieso alle viel zu viel Wasser. Vielleicht will er ja einen anderen Trend dagegen setzen. Man weiß es nicht.