Zu Füßen


Ich war heute mal wieder am Grab von Stefan, das heißt, eigentlich bin ich sowieso jede Woche da. Die Kränze sind schon lange weg, die Erde hat sich abgesenkt und wir haben Blumen und eine Hecke gepflanzt. Sein Name steht nun auf dem Grabstein und dieses unmögliche Sterbedatum, viel zu nah an dem von seinem Geburtstag.
Ich bleibe immer lange bei ihm, pflücke die herabgefallenen Herbstblätter von der dunklen Friedhofserde und spreche mit ihm. Nicht laut, nur in Gedanken, ich erzähle ihm von Andi und Dominik. Ich erzähle ihm von Alex, dem es zur Zeit wunderbar geht, er hat eine neue Freundin und sie ist wirklich nett.

Wegen ihr hat er weniger Zeit, aber das ist kein Problem für mich, ich komme auch alleine klar, bin ich schon immer.
Ich vermisse Stefan und wie immer, wenn ich sein Grab besuche stehlen sich ein paar Tränen über meine Wangen. Er war mein Bruder, aber was noch viel wichtiger war, er war mein Freund!
Er fehlt mir unendlich und auch wenn ich hier vor seinem Grab stehe, bei seinen sterblichen Überresten, dem Beweis seines Todes. So habe ich noch immer nicht verstanden, dass Stefan für immer von uns gegangen ist. Da ist dieses Gefühl, dass mir suggeriert, dass er nur verreist ist, eine Weltreise vielleicht, aber irgendwann wird er wieder kommen.
Und da ist diese Stimme, die wie ein kleines Messer immer hervorsticht und flüstert: "Er kommt nicht wieder, wann kapierst du das endlich?"