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Tagebuch Bunny_Hop
2005-12-29 12:59
Wenn Monster wachsen
Manuels Mum ist im Krankenhaus, er besucht sie jeden Tag. Sie hat seit drei Jahren Krebs, sie hatte Magenblutungen. Jetzt geht es ihr schon wieder besser, "sie ist ansprechbar", sagt Manuel.
Ich sage dazu nichts, ich denke an Stefan, ich denke an meinen Opa, der letztes Jahr an Weihnachten mit einer Gehirnblutung ins Krankenhaus eingeliefert wurde, die Ferien auf der Intensivstation. ich bleibe stumm, zu solchen Nachrichten kann man nichts sagen, denn niemand versteht, wie man sich in einem solchen Moment fühlt. Also höre ich ihm zu, bete insgeheim für seine Mutter und wünsche ihm ganz viel Kraft.
Im Mai schreibe ich mein Abitur, ich habe Angst davor und Angst vor der Facharbeit, mit der ich einfach nicht beginnen kann. Ich sitze da, starre auf die ausgedruckten Seiten von Büchern, starre auf den Bildschirm, meine ellenlange Gliederung. Aber meine Hände bewegen sich nicht, meine Finger beginnen nicht auf die Tasten zu schlagen, ich sitze einfach nur da und denke an meine Facharbeit.
Denken, statt Handeln.
Und dann schweifen meine Gedanken ab und ich denke an Manuel. Heute Abend gehen wir weg, gehen wieder in die Disco (also wahrscheinlich). Was wird heute geschehen? Was wird heute zwischen uns sein?
Die letzten beiden Tage haben wir telefoniert, heute will er mich wieder anrufen. Wir haben Kontakt, aber wir kennen uns nicht. Das heißt, ich habe das Gefühl zu wissen, wer er ist. Der ehemalige Schülersprecher, der Partymensch (wir haben früher so einige Seccion miteinander bestritten), der Zuhörer, der Freund von vielen Mädchen aus meiner Stufe. Ich habe das Gefühl ihn zu kennen und wenn nicht "ihn", dann kenne ich zumindest seinen Typ. Aber er, er weiß eigentlich nichts über mich, er weiß nichts von den Problemen in meiner Familie, die mich geprägt haben, er weiß nicht wieviel Stefan mir bedeutet hat. Er kennt meine Vergangenheit nicht, weiß nichts über die Existenz von Monstern. Es gibt Menschen, die soetwas nicht verstehen, vielleicht einfach, weil diese Mensch niemals auch nur annähernd in solchen Situationen waren, vielleicht, weil diese Menschen so stark und von sich eingenommen sind, dass sie das auf andere übertragen. Ich habe viele der Monster aus meiner Vergangenheit schon einmal besiegt, manche sind wieder aufgetaucht, begleiten mich. Manche habe ich ganz hinter mir gelassen, manche aber, sind zu gefährlichen, feuerspeienden Drachen herangewachsen. Diese sitzen mir ständig im Nacken, bereiten mir Angst und wachsen mit dieser.
"Es ist besser sich den kleinen Monstern zu stellen, als es solange aufzuschieben, bis sie zu Drachen heranwachsen..", sagt meine innere Stimme und ich gebe ihr so recht.
Also denke ich an Manuel und denke an die Küsse, die ich ihm für die meisten wohl grundlos verweigere. Aber ich weiß, was dahinter steckt. Anfangs, vor Jahren, war es ein kleines Monster. Ich habe es schon zweimal bewältigt, aber in den letzten Monaten, ist dieses Monster gewachsen, wurde immer größer. Heute sitzt ein Drache hinter mir und ich weiß, dass dieser Drache immer größer werden wird, weiß, dass ich mich stellen muss.
Und zwar bald!

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leben 

Kommentare

16:26 29.12.2005
ich möchte dir gegenüber sitzen und einfach nur deine hände halten, dir in die augen schauen und dir mut und zuversicht zusprechen. live gehts nicht, also dann virtuell!
meine gedanken: das schreiben hier hat viele vorteile, man kann gefühle artikulieren und sich manchmal beim schreiben über etwas klarer werden. aber man kann auch des guten zuviel tun. und sich schreibend in sich hineinvergraben, winkel durchwühlen, und sich im kreise drehen , die vergangenheit über- und überzubewerten und dabei nicht mehr (oder zu lange nicht) den ausgang ins leben von heute und der zukunft zu finden.
kick the dragons and monsters of yesterday away! mach gar kein großes drama draus. hier in den diaries wird viele überdramatisiert.
versuche doch mal, alles viel leichter zu nehmen, und manches zu tun, ohne zu lange nach- bzw. zurückzudenken.
freu dich auf das neue jahr. es wird prima. inkl. abitur und facharbeit, so wie du hier flott schreibst, so wird es auch dabei gehen!
und manuel. ob jetzt geküsst wird, später oder früher oder garnicht, weder so noch so muss es dramatisch sein, er ist nicht der erste und nicht der letzte. also warum so viele gedanken machen?
ich wünsch dir noch schöne und leichte tage bis zum jahreswechsel!
Good luck! :)
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2005-12-29 12:59