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Tagebuch Bunny_Hop
2006-01-14 13:55
Warten auf den Schmerz
er ist bei seiner Mum und er weiß nicht wann er wieder kommen wird. Natürlich weiß er das nicht. Ich verstehe, dass er jetzt bei seiner Mutter sein will und auch sein muss, dennoch fehlen darf er mir doch, oder?
Wir reden, reden über seine Mutter, er sagt, dass er es noch gar nicht realisiert hat, dass es jetzt das Ende ist, die letzten Tage, dass er immer noch hofft. Ich denke an Stefan, ein halbes Jahr später habe ich es noch nicht so richtig realisiert.
Er sagt, er freut sich mich wieder zu sehen. Ich bleibe stumm. "Freust du dich denn nicht?"
"Doch natürlich..." Ihn wiederzusehen, bedeutet, dass seine Mutter gestorben ist. Stille, als er es realisiert. Jetzt sitze ich da und denke an ihn, hoffe das es ihm soweit gut geht, dass er stark ist. Und ich denke an unser nächstes Treffen, zwei Gefühle in mir, die so widersprüchlich sind. Und wieder ist da diese Hand, die sich um mein Herz legt, ganz langsam zudrückt und dann Schmerz der mich erfüllt. Denn ein Teil sehnt sich danach, ihn wieder zu sehen, mit ihm zusammen zu sein und der andere Teil, wünscht sich nichts sehnlicher, als dass er seine Mutter noch ein bisschen länger hat.
Und verdammt, ich habe Angst vor seinen Anrufen, aber auch Angst, wenn er nicht anruft. Denn beides kann bedeuten, dass es passiert ist.
Das Bild von meinem Opa, wie er auf dem Sterbebett liegt. Die Familie um ihn herum, Hände haltend, meinen Opa berührend, darauf bedacht, die letzte Verbindung zu halten. Die Stille und dann der erste Schluchzer, Verzweiflung. Den ganzen Tag hatten wir uns darauf vorbereitet, aber als der Moment gekommen war, mussten wir alle bemerken, dass man sich nicht vorbereiten kann. Denn die Erkenntnis ist vernichtend und ihre Wirkung verheerend.
Jemand musste meinem Vater Bescheid sagen und meinem kleinen Bruder, die beide nicht im Krankenhaus waren. Die anderen konnten es nicht, also nahm ich das Telefon, kümmerte mich um das notwendige. Ich werde diesen Moment nie vergessen, als ich die Nachricht überbrachte, als ich zum ersten Mal aussprechen musste, was geschehen war.
Und so sitze ich da, stumm und warte.
Ich denke an Manuel und weiß, dass er dasselbe tut. Dasitzen und hoffen, warten. Warten auf den Schmerz.

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