Vor dir und hinter dir..
Wir gehen in die Shishabar, eigentlich zu dritt, doch irgendwie taucht der Dritte niemals auf. Hat er ihm wirklich Bescheid gesagt oder wurden wir eiskalt versetzt?
Naja, eigentlich egal, es wäre wahrscheinlich sowieso komisch gewesen, wenn da noch einer da gewesen wäre und so reden wir, reden über drei Stunden miteinander und rauchen Shisha mit Apfelgeschmack. Ich verstehe mich gut mit ihm, wir haben teilweise die gleichen Ansichten, wir reden über vergangene Beziehungen, was wir daraus gelernt haben, was uns nicht gefallen hat. Seine Exfreundin, er hat sich ja auch erst vor kurzem getrennt, ist glaube ich 15, auf jeden Fall um einige Jahre jünger wie er. Ich kenne sie kaum, nur oberflächlich, aber besonders weit bzw. reif erschien sie mir niemals. Da fragt man sich natürlich ob er so reif und weit ist? Aber derartige Gedanken verdränge ich, ich denke nicht an eine Beziehung, ich möchte meinen Spaß haben.. und zwar nur den!
Und mehr ist mit ihm auch nicht drin, füge ich hinzu.
So wurde also aus der einfachen Verabredung mit Freunden, ein Treffen zu zweit.
Um ein Uhr liege ich in meinem Bett und beschließe, zwar meinen Spaß zu haben, aber aufzupassen, dass es nicht in andere Richtungen geht. Schließlich wollte ich mit Manuel anfangs auch nur Spaß haben und dann kam er plötzlich von einem Tag auf den anderen daher und sprach von einer Beziehung. Während ich in meinem Bett liege und über das rasante Tempo von manchen Männern und gelegentlich auch von mir reflektiere, geht mir durch den Kopf, dass ich Manuel eigentlich niemals gefragt habe, warum er denn eigentlich mit mir zusammen kommen wollte. Freilich hat er immer gesagt, dass er glücklich mit mir ist, aber braucht es für eine Beziehung nicht mehr, wie die bloße Tatsache, dass man sich irgendwie beglückt?
Und so nehme ich diese Erkenntnis auf in meinen neuen, nach der Beziehung mit Manuel, erweiterten Erfahrungsschatz.
Die Nacht ist unruhig, der Regen prasselt viel zu laut über meine Dachwohnung und so wache ich mehrmals auf. Mehrmals mit der Erinnerung an einen Traum, in welchem Manuel zu mir zurückgekommen ist, vor mir stand, sich entschuldigte, mir seine Gefühle offenbarte, in den verschiedensten Varianten. Und ich, gegenüber von ihm, mit keiner Regung, ungläubig und nicht bereit zu vergeben.