Willkommen auf Tagtt!
Friday, 19. April 2024
Tagebücher » Bunny_Hop » News, Bilder, Videos - Online
Tagebuch Bunny_Hop
2008-10-18 16:45
Vor die Hunde
Er ist okay.
Groß, intelligent, humorvoll, liebenswürdig. Er liest mir jeden Wunsch von den Lippen ab.

Aber reicht okay aus?

Oder ist Okay einfach nur Durchschnitt? Nicht schlecht, aber auch nicht gut?
Passend. Passender wie andere womöglich, aber nicht so passend wie der Eine, wie Mr Right.
Zwei Puzzelteilchen die sich ineinanderfügen, aber nicht selbstverständlich, sondern nur durch einen Schlag mit der Faust. So ähnlich, was die Umrisse betrifft, aber an kleinen Stellen minimal anders. Kleine Unstimmigkeiten mit einer großen Wirkung.
Passend, aber womöglich nicht so passend wie andere.
Ist der Durchschnitt also genug, kann man sich mit Okay zufrieden geben?
Bestimmt!
Mr Right zu finden ist schließlich kein leichtes Unterfangen und durchschnittlich hat wohl so gut wie jeder eine Reihe von Beziehungen bevor er sich ewig bindet & selbst dann... Die Bereitschaft eine Ehe einzugehen heißt schließlich nicht, dass man "besonders passend" ist oder mehr als "okay".
Vielleicht hat man einfach den Erstbesten geheiratet, weil man sich nicht vorstellen konnte, dass es noch eine Steigerung gibt. Vielleicht hat man sich von einem anfänglichen Gefühlshoch, der rosaroten Brille täuschen lassen. Vielleicht war man irgendwann das Warten müde und hat sich mit "Passend" abgefunden, als sein Leben noch weiter mit dem Warten auf "Mehr als passend" zu verschwenden.
Vor kurzem noch war er für mich Mr Right. Alles war so wunderschön, prickelnd und strahlend und dann...
Plötzlich wurde das belebende Prickeln zu einem faulen Blubbern. Das strahlende Licht zu einer durchaus angenehmen, aber leicht schummrigen Leuchte.
Dafür gab es Gründe. Vorfälle, die ich nicht benennen möchte, weil ich sie einfach nicht in Worte fassen kann. Kleine Vertrauensbrüche, Dummheiten.
Jetzt erscheint er mir nur noch okay, als durchaus ähnliches Puzzelteilchen, aber nicht das richtige.
Tief in meinem Inneren weiß ich, dass ich noch zu jung bin um aufzuhören nach Mr Right Ausschau zu halten. Ich wünsche mir einfach mehr. Mehr Liebe, mehr Leidenschaft, mehr Seelenverwandschft und mehr Lachen. Einfach mehr. Am besten mehr von allem.
Dennoch halte ich an dieser Beziehung fest.
Weil es bequemer ist. Weil ich neben dem Stress in der Arbeit keinen zusätzlichen Stressfaktor brauche. Weil wir im selben Studiengang und nächstes Jahr auch an derselben Universität im Ausland sutideren werden. Weil wir momentan eine Wohnung miteinander teilen. Auch weil ich ihn mag und nicht verletzen möchte.
Vor allen Dingen aber, weil ich meinem Urteilsvermögen nicht traue und Angst habe vielleicht doch Mr Right von der Bettkante zu stoßen. Immerhin hat es sich vor kurzem noch so richtig angefühlt.
Deshalb bleibe ich in dieser Beziehung und ändere nichts.
Es ist ja auch nicht so, dass ich leiden würde. Wir streiten uns ja nicht einmal besonders häufig. Im Grunde scheint alles gut und sehr harmonisch zu laufen.
Die Beziehung ist normal, aber nicht gesund.
Viel zu häufig schlüpfe ich ihm gegenüber in die Mutterrolle. Nicht gewollt, zumindest meiner Ansicht nach nicht, gezwungen. Ich ärgere mich über ihn, weil er es soweit hat kommen lassen und immer wieder kommen lässt.
Ich zeige ihm wie man ein Badezimmer in zehn Minuten putzt, erinnere ihn den Müll zu trennen und versuche ihn davon zu überzeugen seine Klamotten am Abend aufzuhängen anstatt in eine Ecke zu werfen. Immerhin ist sein Schlafzimmer auch meines. Ich koche fast jeden Tag bis auf ungefähr einmal die Woche. Nicht weil er es nicht anbieten würde öfter zu kochen. Sondern weil die Küche nach seinem Kochen zehn mal dreckiger ist, als wenn ich es machen würde. Weil in der Spagettisoße plötzlich Senf ist, weil er experimentieren wollte.
Ich zahle fünfizg Prozent aller Rechnungen, esse aber nur ein Drittel von dem was er isst. Ich unterstütze ihn auf seinen Wunsch bei allen wichtigen Entscheidungen, mache Vorschläge und ermahne ihn, wenn sein Ton nicht angemessen ist. Er hört, versucht alles umzusetzen. Er ist ein guter Sohn, aber ein verdammt schlechter Freund.
Alle Regeln des Zusammenwohnens werden von mir aufgestellt, weil er noch niemals mit jemanden zusammengewohnt hat und sich nicht in mich hineinversetzen kann. Alle Regeln der Beziehung werden von mir vorgegeben, weil er mit mir seine erste Beziehung führt und keinen Gedanken daran verschwendet was Kompromisse bedeuten. Wenn ich etwas sage, macht er es, anstatt nach einem Mittelweg zu suchen.
Er ist flexibel, zu flexibel und er raubt mir die Luft zum Atmen. Ich brauche noch kein Kind, will keine Mutter sein. Und ich brauche Freiräume, muss darum betteln, anstatt sie mir einfach zu nehmen, weil er nicht begreift wie wichtig mir das ist. Auch für unsere Beziehung, aber das sieht er nicht.

Also träume ich. Träume von Freiheiten, von der Vergangenheit, während ich im Schlaf immer weiter von ihm abrücke und mich jeden Tag ein bisschen mehr fragen muss, wie ich es verdammt noch mal schaffe diese Beziehung zu erhalten und die Kluft, die uns trennt, zu überwinden.

Tags

leben 

Kommentare

01:31 19.10.2008
das wird nix mehr - und du weißt, schreibst es, noch nicht mal "zwischen den zeilen". obwohl - nach ein paar jahren ehe wird es dir wohl auch mit einem anderen, besseren so gehen. ist es nicht vielleicht wohl eher eine/deine grundeinstellung als "sein" tatsächliches verhalten?
wie auch immer. fühl dich frei für eine alternative, sie wird kommen.
und vielleicht wirst du dich eines tages nach dem flexiblen zurücksehnen. aber so was weiß man immer erst hinterher. oder meint zu wissen
Good luck!
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
Löschen | Abbrechen

Kommentieren


Nur für registrierte User.

Bunny_Hop Offline

Mitglied seit: 29.07.2005
DE mehr...
Wirklich beenden?
Ja | Nein

2008-10-18 16:45