Seifenblasen-Zauber
Wir reden. Wir reden über unsere Zukunftspläne, die selbstverständlich nichts miteinander verbindet. Er ist auf Job-Suche, vielleicht geht er nach Wien und ich, ich habe schon ziemlich genaue Vorstellungen von den nächsten drei Jahren.
Er hat eine kleine Flasche mit Seifenblasen dabei und lässt ein paar in der Gegend herumfliegen, bläst sie mir gut gelaunt ins Gesicht. Er sollte so etwas nicht tun. Er sollte nicht so nett und süß sein. Er hätte verlangen sollen, dass ich mir die Umzugskisten selbst hole, anstatt sie vorbeizubringen. Er hätte gleich danach in sein Auto steigen sollen, anstatt ein Gespräch mit mir zu beginnen. Er sollte einfach nicht so sein, wie er ist. Er sollte gemein sein und alles zwischen uns auf Sex reduzieren...
Er trägt eine dunkle Sonnenbrille. Marco Polo. Ich kann seine Augen nicht sehen, aber ich weiß, dass er verlegen ist. Es ist immer eine heikle Angelegenheit, wenn wir uns nüchtern treffen. Nicht, dass wir immer so betrunken waren, aber Alkohol war immer im Spiel. Wenn auch nur ein Gläschen Prosecco, als Rechtfertigung, um das Gewissen auszuschalten.
Ohne Alkohol verstehen wir uns genauso gut, halten uns aber an die Grenzen. Er hat eine Freundin und ich bin eine alte Bekannte, die keine Ansprüche hat. Ich frage mich, ob er mich zurückhalten würde, wenn ich mich nach vorne beuge, um ihn zu küssen?
Selbstverständlich teste ich es nicht aus. Meine Gewissensgrenzen sind wie die seinen an ein Minimum Alkohol oder zumindest die Dunkelheit der Nacht gebunden.
Es ist hellichter Tag. Kein Platz für Sünden.