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Tagebuch Bunny_Hop
2006-01-13 14:50
Schattenlicht
Sie haben seine Mum nach Hause gelassen, erster Gedanke, geht ihr wohl besser, aber Manuel belehrt mich eines besseren. Seine Mutter hat geregelt, dass, falls es ihr so schlecht geht, keine Therapie mehr anschlägt usw. sie nach Hause gehen darf. Tja und da ist sie jetzt und Manuel ist bei ihr, ca. vierzig Kilometer entfernt und er wird bei ihr bleiben. Bis zum Ende oder bis es ihr besser geht, aber das wäre ein Wunder, sagt er. Er klingt gefasst, aber in so einer Situation kann man gar nicht gefasst sein. Ich erinnere mich an meinen Opa, als ich bei ihm am Bett saß, seine Hand hielt während er starb. Es war gut, dass wir damals alle da waren, er war nicht alleine, dennoch, es war einer der schlimmsten Tage meines Lebens. Ich erinnere mich an die widersprüchlichen Gefühle, die mich an jenen Tag erfüllten. Der Wunsch, dass er von seinen unerträglichen Schmerzen befreit wird und dann die Erkenntnis, dass dieser Wunsch bedeutet, dass er uns verlässt. Und dann kam ich mir egoistisch vor, weil ich ihn da behalten wollte und weil er doch so entsetzlich litt.
Ich denke an Manuel, er wollte sich Mittags melden, aber hat das bis jetzt noch nicht getan. Es kann vieles bedeuten, vielleicht schläft er, vielleicht hat er keine Zeit, sitzt bei seiner Mutter am Bett. Vielleicht aber, ist das schlimmste bereits eingetroffen. Ich wünsche ihm Kraft, ganz viel Kraft, denn das was da auf ihn zukommt ist nicht leicht, wird lange nicht leicht werden. Noch immer schnürt es mir die Kehle zu, wenn ich an Stefan denke. Ich kenne Manuels Mutter nicht, werde sie jetzt wohl niemals kennen lernen und das finde ich traurig. Genauso wie es mich traurig und wütend macht, dass sie niemals miterleben wird, wie Manuel seinen Abschluss macht. Wie er eine Familie gründet, heiratet, Kinder bekommt.
Auch wenn es in meiner Familie oft und heftige Differenzen gab, so kann ich wohl dennoch sagen, dass wir eine Familie sind. Momentan vielleicht hauptsächlich auf den Papier, aber es bessert sich. Wir werden älter, Dinge verändern sich mit etwas Abstand und ich bin zuversichtlich, dass wir irgendwann wieder zueinander finden werden.
Aber das ist jetzt unwichtig, momentan sind meine Gedanken bei Manuel und seiner Mutter.

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leben 

Kommentare

16:12 13.01.2006
ganz wunderbar gedacht und geschrieben von dir.
es ist wirklich nur egoistisch gedacht, wenn man alle so lange wie möglich um sich behalten will, irgendwann ist für jeden die zeit gekommen und leiden sollte niemand, nur damit man noch ein wenig länger für die anderen da ist.
der erde dreht sich und in 100 jahren ist eine ganz andere bevölkerung präsent.
deshalb sollte man sich immer fragen: was ist wirklich für mich wichtig? was will ich erleben in der kurzen zeit, in der ich die chance habe, etwas zu entscheiden und zu lenken?
alles gute für dich und ihn!
Good luck! :)
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2006-01-13 14:50