Nacht der Nettigkeiten
Ich kann es eigentlich nicht fassen, dass ich jetzt schon wieder wach bin, seit über einer Stunde wach in meinem Bett lag. Immerhin war ich erst um vier daheim und dass heißt sechs Stunden Schlaf in 48 Stunden und ich muss sagen, so fühle ich mich gerade auch!
Gestern war irgendwie cool. Da stand ich, umringt von lauter Betrunkenen und hatte jede Menge Spaß.
Gestern war definitiv die Nacht der Nettigkeiten.
Chris Mum kommt zu mir her, wir reden lange und sie meint dann ich soll ihr unbedingt schreiben ob und wie ich mein Abi geschafft habe. Ist doch nett, dass es sie interessiert!
Ich gehe zu Chris Dad und er ist voll begeistert mich zu sehen. "Gut siehst du aus und du bist noch immer unsere Liebste", sagt er zu mir. Da denkt man sich, ist natürlich nur so dahin gesagt, sein Sohn hat ja jetzt doch seit über einem Jahr eine andere! Auf der anderen Seite, waren die damals eigentlich immer recht begeistert von mir. Ich hatte einen guten Einfluss auf Chris. "Unsere Liebste bist du noch, der Chris sieht das ein bisschen anders, aber unsere Liebste bist du noch!" Er lacht und dreht sich zu seiner Freundin: "Das hätte ich jetzt eigentlich nicht sagen dürfen oder?" Irgendwie nett!
Der nächste ist einer aus meiner Clique: "Gestern, also die Aktion vom Manuel, die fand ich verdammt scheiße und überflüssig." Und auch wenn ich beschlossen habe, mir darüber absolut keine Gedanken mehr zu machen, also über diesen Egoisten, so finde ich es irgendwie nett, dass er zu mir kommt und mir das sagt!
Dann kommt einer aus der Stufe und wir reden über die Liste. Zur Aufklärung: Die Liste ist so eine Sache für die Abizeitung, dabei geht es um bestimmte Titel die unter den Kollegiaten vergeben werden und zwar per Nominierungsverfahren. Manuel hatte mich ja derzeit, als das aktuell war, als wir noch zusammen waren, nicht als Mrs Knackarsch usw. nominiert. Also frage ich den aus meiner Stufe: "Hey, hab ich auch irgendeinen Titel bekommen?" "Warte, lass mich überlegen, ich glaube Mrs Knackarsch!" Ich lache, denn das ist unmöglich, so gut wie alle haben eine andere gewählt: "Das glaube ich nicht, alle haben doch ... gewählt!" "Echt? Das wusste ich gar nicht, ich hab dich gewählt!" :) Und irgendwie finde ich das natürlich nett!
Dann kommt Tarik, Tarik ist der beste Freund von meinem Ex-freund, also von Manuel. Tarik begrüßt mich herzlich, umarmt mich und wie schon davor, als ich noch mit dem Bunghole zusammen war, verstehen wir uns super. Irgendwie finde ich das nett, vor allem weil Manuel leicht irritiert aus der Wäsche guckt!
Die nächste Begegnung ist irgendwie "Ironie des Schicksals", ich treffe zum ersten Mal Tariks Freundin und wir verstehen uns auf Anhieb super. Man muss dazu sagen, dass es Tarik und auch Manuel niemals für nötig hielten uns vorzustellen. Sie waren die besten Freunde, ich war oft dabei, aber man hat mich nicht seiner Freundin vorgestellt. Wir reden fast eine ganze Stunde miteinander, über Männer im allgemeinen, im besonderen, über die Beziehung Tarik - Manuel und wie Manuel mit mir umgesprungen ist und Tarik noch immer mit ihr umspringt. Es stellt sich heraus, dass wir beide die gleichen Probleme mit unseren Freunden hatten bzw. haben und für einen Moment bedauere ich ehrlich, dass ich sie nicht früher kennen gelernt habe. Wir reden über Tussis und das wir sie nicht ausstehen können, wir reden darüber, dass unsere Freundeskreise fast ausschließlich aus Männern bestehen und fragen uns beide, warum unsere Freunde so blöd waren uns nicht einander vorzustellen. Am Ende tauschen wir vor den Augen von Manuel Handynummern und umarmen uns zum Abschied. Vielleicht werden wir uns außer auf Parties niemals wieder treffen, aber ich fand es wahnsinnig schön mit jemanden zu reden, EINEM MÄDCHEN, dass auf meiner Wellenlänge ist. Also irgendwie eine verdammt nette Begegnung!
Um halb vier in der Nacht verabschiede ich mich also mit zwei Männern im Gepäck, dass Taxiunternehmen "Bunny Hop" ist gegründet .
Dabei sind alle, also bei der Verabschiedung total herzlich und ich fühle mich so verdammt wohl. Als ich mich von Tariks Freundin verabschiedet habe, stand Manuel daneben und meine Mitfahrer haben sich von ihm verabschiedet. Ich gehe an ihm vorbei als würde er nicht existieren, wir haben uns heute auch nicht gegrüßt. Wenn ich das so lese, dann klingt das kindisch, irgendwie. Aber es ist anders, Manuel und ich haben einfach den Punkt erreicht, an dem man sich nichts mehr zu sagen hat. Das lag für mich natürlich an der Situation gestern, ich lege seit dem nicht einmal auf seine Freundschaft oder nur einen entspannten Umgang mit ihm wert. Und irgendwie geht es mir damit verdammt gut!
Ich fahre nach Hause, lege mich in mein Bett und bemerke, dass ich mich an diesem Abend kein einziges Mal nach im umgedreht habe und niemals das Bedürfnis hatte ihn zu sehen. Und diese Erkenntnis macht mich verdammt froh. Ich glaube der Name Manuel wird nicht mehr allzu häufig in diesem Tagebuch fallen, es sei denn über irgendwelche Fauxpas, die er wieder begangen hat!