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Tagebuch Bunny_Hop
2006-10-02 10:55
Men around
Er ist also wieder da. Nicht moi malad Manuel, sondern Michi, der für ein halbes Jahr auf Weltreise war. Manuels Ankunft und unser erstes Treffen steht mir noch bevor, ich rechne täglich damit.
Michi, der Altmeister der "Hot-Spots", eine meiner oberflächlichsten, aber zugleich auch längsten Affären. Das erste Mal als wir sozusagen aneinander geraten sind war, man glaubt es kaum, sogar vor Chris. Letztes Jahr irgendwann im Sommer, Sylvester, auf diversen Partys und gestern stand er dann wieder vor mir. Ich hatte damit gerechnet ihn zu sehen, genauso wie ich nun jeden Tag mit Manuel rechne, ich wusste, dass Michi in dieser Zeit zurückkommen muss. Er steht da, lächelt mich an, ein bisschen Überraschung in seinen Augen, weil ich hinter der Bar stehe und nicht mitten im Partygetümmel. Ich arbeite mal wieder für Chris, was nur einmal mehr bezeugt, wie eng der Kreis wirklich ist. Michi drückt mir zwei Begrüßungsküsse auf die Wange, ich bin nervös, es ist ein komisches Gefühl ihn wiederzusehen, ein Stück dramatische Vergangenheit, denn meine Beziehung zu Michi war seit jeher komplex. Immer schwankend zwischen grenzenloser und knisternder Anziehung und tiefster Ablehnung. Entweder jeder dachte wir kommen im nächsten Moment zusammen oder wir haben kaum ein Wort miteinander geredet, Mittelmaß gab es bei uns eigentlich nie, immer nur Extreme. Im Laufe des Abends besuchen mich so ziemlich alle Exfreunde und Exaffären und auch alle wirklich alten Schulkameraden an der Bar, stets in der Hoffnung einen Sonderpreis abzustauben, irgendwann bin ich die Verhandlungen wirklich leid. Michi ist betrunken und wie, er besucht mich an der Bar, zieht mich an seine Seite, ergreift meine Hand und hält sie fest. In diesem Fall eine intime Geste, weil wir einfach so dastehen und hinter dem Händegreifen keine Intention, wie zum Beispiel Festhalten steht. Sein Gesicht ist ganz nah an meinem, wir berühren uns auf ganzer Länge und ja, es wäre so leicht in alte Verhaltensmuster, in eines der Extreme zurückzufallen, aber ich gebe mich dem Moment nicht hin. Stehe einfach da, weil es eh keinen Sinn hat meine Hand zu entziehen, weil er zu betrunken ist und warte ab. Irgendwann lässt er von mir ab, geht weiter und sucht sich wahrscheinlich eine andere Hand, die er halten kann. Ich bin eine Zynikerin! Aber was solls? Meine Männergeschichten haben mich zynisch werden lassen und vielleicht ist das zum Selbstschutz gar nicht schlecht. Oh ja, die Geschichte zwischen Michi und mir wurde niemals erforscht und sein Name stand immer auf diversen geistigen Listen. In diesem Moment hinter der Bar mit einem blutenden Finger, weil ich mich an einer Limesflasche geschnitten habe, stelle ich fest, dass ich heute keine Liste mehr habe und so frage ich mich, ob mich das nun reicher oder ärmer macht. Reicher weil ich nun über allerlei Vorurteile und Schablonen für die Männer in meiner Umgebung erhaben bin und ärmer, weil das Fehlen einer Liste nun eben auch bedeutet, dass es in meiner Umgebung keine Männer gibt, die es wert sind auf einer Liste zu stehen. Ich gehe zu Chris und frage ihm nach einem Pflaster, denn mittlerweile habe ich eine ganz schöne Sauerei verursacht, er sagt mir wo ich welche finde, blickt mir dabei nicht in die Augen. Derselbe alte Chris wie immer, der Feigling, der nicht zu dem stehen kann, was er getan, gewollt, verbrochen hat und immer leugnet.
Dominik wandelt mit seiner Freundin über die Party, die beiden sind ein schönes, großes und passendes Paar. Ich stelle mich an seiner Seite vor, auch wenn ich mir diesen Platz schon lange nicht mehr wünsche, unser Bild ist so anders. Ein Freund von Dominik kommt zu mir und fragt mich, warum das mit mir und Dominik nicht geklappt hat. Ich erzähle ihm, weil wir beide einander nicht wollten und auch wenn es nur die halbe Wahrheit ist, denn eigentlich wollte vor allem Dominik mich nicht, so läuft es doch auf dasselbe hinaus. Ich will schließlich keinen Typen, der mich nicht voll und ganz will....
Ich sage, dass wir beide so ja wohl auch besser dran sind, er fragt mich wieso. "Sieh ihn dir doch an, die beiden sind ein schönes Paar!"
"Ich fand dich auch immer sehr nett.."
"Nicht nett genug," antworte ich, auch wenn ich es eigentlich nicht so meine, ich war einfach nicht die Richtige für Dominik und das hat nichts damit zu tun, wer nun netter ist.
"Und warum bist du ohne ihn besser dran?"
Ich schweige für einen Moment, was soll ich dazu sagen? Was für tolle und gute Sachen sind in den letzten Monaten schon passiert, die nicht passiert wären, wenn ich mit Dominik zusammen gekommen wäre? Ich denke an moi malad Manuel und zahlreiche Männergeschichten, die nichts hinterlassen haben außer Zynismus und die Erkenntnis, dass ich erstens zum Glücklichsein keinen Mann brauche und zweitens ohne Männer auch irgendwie besser dran bin. Weniger Stress, weniger Dramatik und Herzschmerz und die Möglichkeit meine Zeit wirklich frei einzuteilen, weil da niemand ist an den ich denken, auf den ich Rücksicht nehmen muss. So arbeite ich, arbeite wann immer sich mir die Möglichkeit bietet, der Tag an welchem die Sache mit der freien Zeiteinteilung vorbei sein wird kommt schließlich noch früh genug!

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leben 

Kommentare

13:27 13.10.2006
Man du schreibst echt gut. Hab dich mal favorisiert.
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03:15 03.10.2006
im moment kommst du dir abgeklärt vor, weil du die alten lieben nachträglich gut analysieren kannst.
aber warte nur, bis du dich wieder verliebst, dann ist die ratio wieder der loser. aber das macht ja dann erstmal auch gar nix
Good luck! :)
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2006-10-02 10:55