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Tagebuch Bunny_Hop
2005-09-19 19:45
Mein Herz, gebrochen
Andi kommt in das Badezimmer, während ich mir die Seele aus dem Leib kotze. Bestimmt ein charmanter Anblick, aber es war nicht der Moment sich zu schämen. Mir ging es beschissen, körperlich und psychisch. Diese Eröffnung hat mir den Rest gegeben.

Andi macht einen Waschlappen nass und streicht mir damit über den Nacken. Er setzt sich neben mich, mein Kopf ruht auf der Kloschüssel. Er legt einen Arm um meine Schultern und bettet meinen Kopf an seine Schulter. Bequemer, aber besser wird es dadurch natürlich nicht.

"Melanie bekommt von Andi ein Kind," geht es mir andauernd durch den Kopf. Ich muss mich erneut übergeben, diesmal spüre ich Andis Hand auf meinem Rücken, er streicht besänftigend darüber.

"Bist du krank?"
"Ja," sage ich, eine Lüge, die zum Himmel schreit, aber was soll ich schon sagen? ("Nein, ich bin nicht krank, aber der Gedanke, dass Melanie ein Kind von dir bekommt, hat mich zum Kotzen gebracht?")
"Warum hast du das nicht gesagt?"
"Was?"
"Na, dass du krank bist."
"Was hätte das genützt?" Ich verstehe nicht auf was er hinaus will. "Hätte das Melanie weniger schwanger gemacht?", hake ich nach.
Er schweigt, was soll er auch sagen.

"Und?", frage ich.
"Was und?"
"Nun, was will sie tun, was tut ihr?" Das ist schließlich das entscheidende oder nicht? Es kommt drauf an, was jetzt passiert!
Mein Magen ist eigentlich schon lange leer, ich drücke auf die Spülung, die Antwort wird mir nicht gefallen, dass weiß ich schon jetzt.
Ich erkenne die Bedeutung seines Blicks aus der Schule. Ich weiß, was dieses Bedauern zu bedeuten hatte.
Dennoch übergebe ich mich erneut, als er mir mitteilt, dass Melanie das Kind aus religiösen Gründen auf jeden Fall behalten will. Sie kam mir nie besonders religiös vor, schießt es mir sofort durch den Kopf, aber ich kann den Gedanken in diesem Moment nicht weiterverfolgen.
Denn eine Spalte tut sich zu meinen Füßen auf und ich stürze hinein. Andi kann mich nicht aufhalten, er reicht mir keinen rettenden Arm, denn er ahnt nicht, was er mir gerade angetan hat. Vielleicht hat er es niemals geahnt, wie stark meine Gefühle für ihn sind.

"Ok." Ich blicke auf den Klodeckel, der an den Spülkasten gelehnt ist, er ist schwarz und spiegelt meine Gefühlslage wieder. "Das wars dann also?", frage ich ihn mit einer schwachen Stimme. Ich drehe mühsam meinen Kopf und blicke ihn an, sehe in seine blauen Augen und ich lese die Antwort darin, bevor er sie aussprechen kann.
Die Spalte schließt sich über mir.
"Ja."

Ein schlichtes einfaches Ja, dass alles beendet.

Ich weine nicht und ich übergebe mich auch nicht wieder, mein Magen ist leer. Der Gedanke, dass ich jetzt endlich weiß woran ich bin, schießt mir durch den Kopf. Meine Stimme klingt rau, aber nicht weinerlich, als ich entgegne: "Dann ist es wohl besser, wenn du jetzt gehst!"

Er schaut mich an, sagt kein Wort. Steht auf, zieht seinen Pulli gerade. Ein dunkelblauer Baumwollpulli fällt mir auf, einer meiner Lieblingspullis. Es herrscht Stille, ich starre auf meine Hand, die auf der Klobrille liegt, weiß, dass er mich anschaut. Dann kommt er zu mir und fährt mir mit seiner Hand über den Kopf, dann geht er und ich höre wie die Tür hinter ihm ins Schloss fällt.

Andi, den ich liebe, der mich mit dieser letzten Abschiedsgeste verlässt. Aus meinem Leben entschwindet, wie Stefan, stelle ich verbittert fest. Ich lege mich auf den kalten Fließenboden, meinen Kopf auf den Teppich vor meiner Dusche gebettet.

Mein Herz, gebrochen..

Tags

leben 

Kommentare

19:41 23.09.2005
ach scheiße!!
ich bin sprachlos und wütend
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
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2005-09-19 19:45