Geständnisse oder Bekenntnisse?
Es ist nur ein Traum, aber was unterscheidet den Traum von der Wirklichkeit, denn zumindest einen Moment ist er Realität für mich.

Ich liege in meinem Bett und er steht vor mir. Ich sehe ihn an und mir wird ganz warm ums Herz, ich lächle und dieses Lächeln kommt ebenfalls von innen. Ich habe höllische Bauchschmerzen, Frauenprobleme, aber für den Moment vergesse ich sie. Denn ich sehe ihn. Er ist schön und auch wenn ich es ihm schon oft gesagt habe, so empfinde ich es heute ganz anders wie in den Momenten davor. Heute leuchtet er für mich, er sucht etwas am Boden. Ich glaube es ist seine Hose, ich sehe an mir hinunter und bemerke, dass ich im Schlafanzug bin. Er hat in meinem Bett geschlafen und dieser Gedanke, ist ein weiterer, der mich beglückt. Er richtet sich auf und dreht sich dann zu mir. Unsere Augen begegnen sich, er sieht das Lächeln in meinem Gesicht und erwidert es. In diesem Moment kommt es mir vor, als wäre gerade tief in meinem Inneren eine Kerze entzündet worden. Was so lange ungewiss war, ist nun Gewissheit. Ich liebe ihn, liebe ihn wie ich noch keinen anderen geliebt habe. Mit Herz und Seele, wie man so schön sagt. Ich schließe die Augen und lehne mich zurück, warte auf den Kuss, den er mir mit Sicherheit geben wird und so sicher, wie ich in Kürze seine Lippen auf den meinen spüren werde, weiß ich, dass er für mich so schön bleiben wird. Er kann schwitzen, er kann schmutzig sein, am ganzen Körper kleben und ich werde mir dennoch wünschen, dass er mich umarmt. Er kann am ganzen Körper salzig schmecken und ich werde dennoch nicht aufhören mit meinen Lippen seinen Hals zu küssen. Vielleicht werde ich ihn nicht immer so schön finden, vielleicht wird es Momente geben, in welchen ich mich von ihm abwende und vielleicht wird der Augenblick kommen, in welchem ich ihn gänzlich vergesse. Wie dem auch sei, ich bin mir meiner tatsächlichen und momentanen Gefühle vollauf bewusst und lege mich entspannt zurück.

Ich erwache am nächsten Morgen, sehe sein Bild auf meiner Kommode und werfe dem Abbild darauf eine Kusshand zu, beginne meinen Tag und zum ersten Mal warte ich nicht auf seinen Anruf, seine SMS. Zum ersten Mal mache ich mir keine Gedanken, ob er mich wohl betrügt, ob er über mich lästert, ob er überhaupt jemals an mich denkt. Ich denke an ihn mit einem Lächeln im Gesicht und freue mich auf den Moment wo wir uns wiedersehen.

Ich hatte immer angenommen, dass ich auf ein Geständniss seinerseits warte, dass mir das Wissen über seine Liebe ein Gefühl von Sicherheit und Ruhe vermittelt. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass es eigentlich um meine Gefühle geht, mein Eingeständnis. Und während ich hier sitze und versuche mein Verhalten aus der Sicht eines Psychologen zu erfassen und zu ergründen, denke ich nur immer wieder daran, wie anders ich mich heute fühle, wie befreit. Und so lasse ich meine Gedanken zur Ruhe kommen und schließe einfach damit, dass man Gefühle nicht erklären kann und warum sollte man dann versuchen, dass was mit ihnen in Verbindung steht zu erklären?