Eisige Kälte
Er kommt mich nicht besuchen und auch ich melde mich nicht bei ihm. Ich finde es seltsam, irgendetwas stimmt da nicht. Normalerweise gibt er täglich schon ein Lebenszeichen von sich und wenn nicht, dann hat er am Tag davor schon angekündigt, dass er es vielleicht nicht schafft.

Natürlich geht es mir deshalb dann nicht besser.

Wir sind auf der gleichen Schule, in derselben Stufe, wir sehen uns am nächsten Tag. Er weicht mir aus.

Natürlich geht es mir dann noch ein bisschen schlechter. Ich will das er mir direkt sagt, was los ist, denn irgendetwas stimmt da nicht, das fühle ich ganz deutlich. Ich vergesse beinahe, was ich ihm sagen möchte, falls er Melanie nicht von uns erzählt hat.

Ich gehe zu ihm hin, frage ihn was das soll. Er schaut mich nur an, mit einem Gesichtsausdruck, so seltsam, wie ich es noch nie an ihm gesehen habe. Da ist Schock, da ist Ungläubigkeit und irgendwo auch Bedauern.

In Gedanken sehe ich ein Bild von ihm und Melanie, wie er mit ihr ins Bett gefallen ist. Hat er mich womöglich betrogen? Bin ich jetzt die Affäre, weil er von uns beiden nicht lassen kann?
Mir wird ganz schrecklich übel.

„Was ist los, Andi?“
„Wir müssen reden.“

Wie er das sagt, lässt mir die Knie weich werden, solche Sätze hören sich nicht gut an, gar nicht gut!

„Jetzt?“
„Später!“

Er kommt nach der Schule zu mir, er folgt mir einfach, wir reden nur über die Schule. Es ist ein angespanntes Gespräch, meine Pausensemmel liegt mir wie ein schwerer Klumpen im Magen. Meine Hände zittern, als ich die Tür aufschließe. Ich habe Angst, denn auch wenn ich heute morgen noch beschlossen hatte, mich von Andi zu trennen, so erkenne ich jetzt, dass ich es wohl niemals getan hätte und ihm alle Zeit der Welt gegeben hätte. Er ist mir wichtig und ich kann Warten, mir kommt der Gedanke, dass dies jetzt vielleicht gar nicht mehr von Bedeutung ist. Meine Hände fühlen sich eiskalt an.

Wir setzten uns auf die Couch, ich sehe, dass er sich unwohl fühlt. Andi ist blass im Gesicht, er schaut mich eine Weile an, der Blick ist Bedeutungsschwer, aber ich erkenne erst nach dem Gespräch, was er bedeutet.
Andi fängt an zu reden. Der Klumpen in meinem Bauch wird immer größer. Er erzählt mir von seiner Unterredung mit Melanie, ich fühle mich hundeelend. Als er fertig ist, gehe ich auf die Toilette und übergebe mich jämmerlich.

Melanie behauptet, dass sie schwanger ist, schwanger von Andi