Björn, das Schaf
Es ist halb zwei Uhr nachts und ich habe nichts besseres zu tun als vor meinem Computer zu sitzen. Ich sollte packen oder noch besser schlafen. Eigentlich schläft man doch um zwei Uhr nachts oder nicht? Man schläft, man feiert, man kuschelt sich an den Liebsten...
In meinem Fall ist das momentan ein graues Wollknäuel. Ein Schaf, genau genommen ein Niki-Schaf der mittleren Größe. Im Kaufhaus preislich vollkommen überteuert, aber eigentlich jeden Cent wert. Sein Name ist Björn und nein, ich bin kein verrücktes Mädchen, dass in einem Bett voller Tiere, die alle einen eigenen Namen haben, schläft. Die Verrückte ist meine Freundin Eve, die ihr Bett nicht nur mit ihrem Freund, sondern außerdem mit zwölf Kuscheltieren teilt. Eigentlich ist Björn auch nicht mein Tier, sondern ihres, ich gewähre ihm nur Asyl und soll mich ein bisschen um ihn kümmern.
Björn ist ein Stofftier und auch wenn ich mir manchmal einbilde, dass er mich entweder anlächelt oder traurig ansieht, so bin ich mir doch ziemlich sicher, dass er über kein eigenes Gefühlsleben verfügt. Es geht also weniger darum eine Vernachlässigung des Tieres zu vermeiden. Björn soll auf mich aufpassen, für mich da sein. Ich hatte niemals ein "Kuscheltier", zumindest keines an das ich mich erinnere und erst recht keines, dass heute noch existiert. Kein Teddybär und auch kein Schmusekissen. Am ehesten gebührt wahrscheinlich meiner Spieluhr diese Bezeichnung, denn die habe ich vom Tag meiner Geburt und sie befindet sich auch noch heute in meinem Besitz. Außerdem hat sie die Form einer Schildkröte und ist mit Stoff ummantelt. Sie nächtigt Tag ein Tag aus unter meinem Bett und wartet wohl auf eine aktivere Rolle, vielleicht in dem Leben meiner Kinder. Aber das nur am Rande... was ich eigentlich sagen möchte ist, dass Stofftiere toll sind. Ich meine, manche umarmen ihren Freund, klammern sich an ein Seitenschläferkissen mit Armen und ich halte eben Björn das nordische Schaf im Arm.
Björn ist ein guter Zuhörer und immer für mich da. Vor ihm halte ich nichts zurück und brauche mich meiner Gefühle nicht zu schämen. Björn versteht mich wie kein anderer.

Das Fazit dieses Eintrages?
Vielleicht handelt es sich einfach um eine belanglose Geschichte? Vielleicht spinne ich gerade ein bisschen rum, um diese Uhrzeit ist ein bisschen Spinnerei ja nicht unbedingt ungewöhnlich... Vielleicht will ich auch einfach nur sagen, dass jeder Mensch jemanden braucht. Jemanden, der nach einem langen Arbeitstag zu Hause ist, wartet. Jemanden bei dem wir uns ausweinen können. Jemand, der zu hört und ja, einfach da ist...
Idealerweise natürlich ein Lebewesen aus Fleisch und Blut und noch viel idealer ein Lebewesen derselben Rasse, Gattung, Art... Wenn dieses Lebewesen allerdings noch nicht gefunden wurde und das ist ja auch wirklich nicht leicht, dann vielleicht ein graues Schaf namens Björn.