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Tagebuch Branley
2005-03-20 23:35
Vor der Tür und noch ein Stück weiter.
Heute war ein schöner Tag!

Ich hab mich endlich mal aufgerafft und bin mit Joe vor der Tür gewesen und noch ein Stück weiter. Generell bin ich ja leider ein Couchmensch. Man kann ruhig 'leider' schreiben, denn ich hätte gern so etwas wie ein Bedürfnis mir die Welt anzuschauen und das nicht im 16:9 Format, aber ich habe es einfach nicht. Joe besitzt dann auch nicht den Elan sich gegen mich aufzulehnen, doch manchmal sehe ich, dass sie schon ein wenig traurig ist und dann gehe ich mit ihr in die große weite Welt.
Heute konnte ich meiner Mutter das Auto abschwatzen (mein Bruder hat zum Glück noch geschlafen) und wir sind bis an die Ostsee gekommen. Das ist dann wohl die Stelle, an der ich zugeben muß, dass die nur 20 Minuten mit dem Auto entfernt ist!
Wir schlenderten also durch ein Küstenstädtchen und ich fing an Stumpfsinn von mir zu geben. Ein Gespräch in Gang zu bringen fällt mir immer schwer, weil ich Angst habe dabei in Bedrängnis zu geraten. In was für eine Bedrängnis weiß ich nicht, aber es ist halt das Wort, was mir bei diesem Gefühl als erstes durch den Kopf geht. So fing ich an Wortfetzen von den Leuten, die an uns vorbeikamen, aufzuschnappen und das durch den Kakao zu ziehen. So bin ich! Falls einer von Euch mal an mir vorbeigeht, möchte ich mich an dieser Stelle schonmal bei demjenigen entschuldigen.
Keine Partnerschaft ist perfekt und bei uns mangelt es manchmal an Kommunikation. Aber auch nicht immer, denn es gibt Tage, da können wir gar nicht aufhören zu reden. Liegt dann allerdings an meiner Laune. Manchmal merke ich einfach nicht, wie schwer ich Joe vieles mache.
Heute habe ich es bemerkt, aber dann aktiviert sich ein Automatismus, den ich nicht unter Kontrolle habe. Ich fange an noch mehr Müll zu reden. Oder ich fange an mich zu beklagen.
Auf unserem heutigen Spaziergang habe ich beides gemacht. Erst Müll geredet und mich dann darüber beklagt, dass sie nicht zuhört. Unglaublich! Gekrönt habe ich das dann mit meiner legendären Arie über die Kälte, die mich ja fast umgebracht hätte.
An einem gewissen Punkt habe ich dann zum Glück doch noch die Kurve bekommen und wir sind dann noch Arm in Arm am Strand entlang gegangen.
Für viele ist dies vermutlich Alltag, aber es gab einen Moment, an dem habe ich mich so frei gefühlt wie selten: Wir haben laut miteinander gelacht (bin eigentlich kein lauter Lacher) und ich hab so getan, als würde ich sie ins Wasser werfen. Das Gefühl, das ich dabei hatte, sollten Psychologen gegen Depressionen verschreiben. Es war einer dieser Momente, in denen alles gestimmt hat...

Heißt ein solcher Moment, dass ich auf einem guten Weg bin endlich frei und glücklich zu sein? Joe ist die erste, die mir das erlaubt, aber wenn man seine Freiheit über Jahre (10-13 waren es bestimmt) hinten anstellt, kann man nicht so einfach umschalten. Davon bin ich allerdings immer ausgegangen. Jetzt fang ich langsam wieder an zu denken. Natürlich hab ich schon vorher mein Gehirn benutzt, aber schon lange nicht mehr, um über mich selbst nachzudenken. Das ist eines der wenigen Dinge, die ich seit der Pubertät vermisse. Die ganzen jungen Mädchen, die hier ihr Tagebuch haben machen sich so viele Gedanken und einige wünschen sich, dass sie das nicht tun würden, aber das ist das einzige, was sie von den ganzen anderen Zombies dort draußen unterscheidet. Verliert das nicht, denn dann werdet ihr es vermissen.

Ich habe tatsächlich eine rekordverdächtige Zeitspanne ausgehalten, dann sind wir zuück gefahren. Eigentlich wollten wir uns noch in ein Café setzen und ein Eis essen oder einen heißen Kakao trinken, aber mir war nicht danach. Hab dann immer ein schlechtes Gewissen, weil ich weiß, dass sie das gerne machen würde. Hab ihr das dann aber erklärt und sie ist da sehr verständnisvoll. Stattdessen gab es dann einen Eisbecher vom Italiener eine Straße weiter und eine Runde Fernsehen mit Bettdecken auf der Couch.
Ein gelungener Tag...

Leider kam nichts im Fernsehen zur PrimeTime, also hab ich wieder mal zu viel Zeit am Rechner verbracht, während sie ihre Fahrschulbögen ausgefüllt hat.
Ein gelungener Tag, aber ein missratener Abend...

Morgen muß ich wohl zum Zahnarzt, denn mir ist ein Stück von einer Plombe rausgebrochen. Man hab ich Bammel...

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