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Tagebuch Branley
2005-03-26 13:30
Dänemark - Teil 1

Ich hab es schon beim Früstück gemerkt: Das wird der Anfang vom Ende!!
Frühstück sah zu der Zeit so aus, dass man aufsteht und Muttern hat schon eine Schüssel der zur Zeit favorisierten Kellogg's auf den Tisch gestellt und man mußte nur noch die gewünschte Menge Milch rübergießen. Favorisierte Kellogg's waren natürlich von Monat zu Monat verschieden, denn der Geschmack wechselte nunmal. Meiner Mutter war (oder ist) die Bezeichnung „Sich an etwas satt fressen, bis es einem aus den Ohren rauskommt“ auch nicht geläufig. Wenn man sich nun also darüber beschwerte, dass es seit sieben Wochen Smacks zum Frühstück gab, dann konnte sie einfach nicht verstehen, dass man einfach keine Lust mehr drauf hatte, sondern argumentierte gekonnt dagegen: „Aber die magst Du doch!?“
„Ja, aber auch nicht jeden Tag!“
„Ich mach Dir also jeden Morgen Dein Frühstück und das ist der Dank?“
„Ist schon okay, Mama!“
Und dann sollte man lieber essen und einfach zum nächsten Einkauf mitgehen, um sich eine neue Sorte auszusuchen, die es in den folgenden Wochen galt nicht langsam abstoßend zu finden. Das zog man dann durch, bis man wieder bei Smacks angelangt war und betete jedesmal, dass Herr Kellogg sich mal wieder etwas neues hatte einfallen lassen.

Wie konnte ich mich tatsächlich breitschlagen lassen eine Woche in Dänemark zu verbringen? Lag vielleicht daran, dass ich noch nie Nein! sagen konnte und das vermutlich aufgrund meiner Gene, denn im Vokabular meiner Mutter ist dieses Wort nur vorhanden, wenn man fragt, ob sie irgendetwas hätte:
„Ist irgendwas? Du siehst so genervt aus?!“
„Nein, ich hab nichts! Alles in Ordnung!“
Wer's glauben mag!?

Es ging nun also wirklich in den sogenannten Urlaub? Irgendwas stimmte da doch aber nicht. Fahren Jugendliche nicht eigentlich da hin, wo was los ist und nicht in die Einöde nach Dänemark? Und wenn ich Einöde sage, dann meine ich das auch. Unser Haus stand auf einer freien Fläche, die so weit reichte wie das Sehvermögen unserer Augen...
Außerdem war es auch noch außerhalb jeder Saison. Was wollte man also in der Nichtsaison in einem Haus im Nichts machen? Die andere Mitreisenden hatten darauf eine Antwort: „Saufen!“
Was war meine Antwort? Antworten finden? Suchte ich nach Antworten? Sucht nicht jeder mit 17 nach Antworten?

Wir haben alles auf den letzten Pfenning ausgerechnet und waren sowas von gut vorbereitet, dass ich mir darum wenigstens keine Sorgen machen mußte.
Der Urlaub kostete jeden von uns 200DM. Gut, das war nur die Miete für das Haus. Wir wollten einfach eines der besten haben und so hatten wir dann eines mit Pool, Billardtisch und ... Naja, das war's dann auch schon. Wir wußten, dass eine Kaution hinterlegt werden mußte und zwar in Höhe von 600DM, die wir kameradschaftlich durch uns 6 teilten und somit schon jeder bei 300DM war. Hinzu kamen dann noch die Ausgaben für Essen und natürlich für das hochgelobte 'Saufen'.
Einen Tag bevor wir losfuhren, kauften wir bei Plaza ein... Wir hatten drei Einkaufwagen voll. Alleine zwei davon mit Bier. (Das Bier war für 4 Leute) Ich hatte dann die große Ehre alles zu bezahlen, denn ich war der einzige, der aufgrund seiner großzügigen Mutter stets über genügend Bargeld verfügte. („Kann ich ein bißchen Geld haben?“ - „Wofür denn das schon wieder?“ - „Kann ich?“ - „Wofür denn?“ - „Ja oder Nein?“ - „Warte kurz..:“) Um Essen wollten wir uns größtenteils in Dänemark selbst kümmern, denn das Auto würde mit dem Bier schon voll genug sein. Einige Zutaten mußten wir dann doch kaufen, denn Patrick und Martini wollten uns mit einem selbsterfundenen Gericht bekochen, dass sie schlicht und einfach 'Alles' getauft haben. Warum wird man bei Gelegenheit schon erfahren!

Nach meinem mulmigen Frühstück, bei dem ich mir immer wieder durch den Kopf gehen ließ, was passieren würde, wenn ich jetzt noch absagen würde, fuhr meine Mutter mich zum Haus von Olli's Vater, das eigentlich nur um die Ecke lag. Meine Mutter wollte wie immer, dass ich nichts schweres Hebe, denn ich hatte mit 15 Jahren mal ein Rückenleiden, weil ich im Grunde keine Muskulatur besaß und die dann überstrapaziert habe.
Dieses Verhalten hält bis heute an und bei jedem Umzug oder beim Umräumen wird dann vor versammelter Mannschaft von meiner Mutter folgender Satz rausgehauen: „Aber lasst der Jungen nicht so schwer tragen, denn sein Rücken ist nicht so gut!“ Das spornt natürlich an mehr zu tragen als die anderen...
Olli wohnte zu dieser Zeit bei seiner Mutter, da aber seine Stiefschwester mit auf diese Reise gehen würde, lagerten wir alles, was man nicht anziehen konnte schon vorher bei Wolle (Olli's Vater) im Haus.
Ich kannte Olli seit der achten Klasse, denn da ist er sitzengeblieben und bei uns gelandet. Er ist zwei Jahre älter als ich und eigentlich nicht zu beschreiben. Man muß ihn einfach mal erlebt haben. Er fuhr in seiner Pubertät so sehr auf Videospiele ab, dass ihm das vermutlich noch heute hinterher hängt. Er war der älteste von denen, die bei Plaza immer an den Spielen stand und den Grundschülern gezeigt hat, wie man bei Super Mario Bros. einfach mal komplett durchspielt, bevor der Laden wieder schließt. Wenn er nicht in der Schule war, war uns klar, dass er wieder ein neues Spiel bekommen hatte und das jetzt erstmal drei Tage spielen mußte.

Ich war wie immer der erste. Bis auf Grit natürlich, denn die wohnte schließlich da. Ich stand im Zimmer mit dem Bierschrein, den die Jungs einen Tag vorher erichtet hatten. Ich habe seitdem nie wieder so viel Bier ausserhalb von einem Geschäft gesehen. Meine Reisetasche bunkerte ich also auch in dem Raum und sah plötzlich Patrick vor dem Fenster vorbeigehen, doch er schien zu gehen und nicht zu kommen!? Als ich ihn dann eingeholt hatte, stellte sich raus, dass er mich abholen wollte, denn er hatte keine Lust mit Grit alleine zu sein.
Er hatte wohl was mit ihr laufen, aber mir wurde ja nie etwas erzählt.

Als wir zurück kamen, waren die anderen schon da.
Martini wurde von seiner Mutter gebracht und Koddi ist mit dem Wagen gekommen, denn er war schließlich der einzige mit Führerschein und eigenem Auto und mußte somit fahren. Olli tauchte irgendwo auf und hatte wohl da geschlafen. Bei dem wußte man nie was war.

Eine erste Lagebesprechung neben dem Bierschrein wurde einberufen. Der Plan war folgender:
Patrick, Stefan, Koddi, Olli und ich würden mit dem Kadett von Koddi und dem Gepäck fahren, während Grit ihren Vater angeheuert hatte, um sie zu fahren. Ihm wollten wir dann den ganzen Alkohol zustecken, der aus etlichen Paletten Bier und etlichen Flaschen Hartstoff bestand...
Unser erstes Problem trat dann allerdings schon bei dieser Besprechung auf. Grit's kleiner Bruder erzählte mir, dass sein Vater aussehen würde wie ein Indianer und ich dachte mir nichts dabei, aber wie ich jetzt weiß, hatte das wohl etwas mit seinem roten Gesicht zu tun: Grit's Vater war Alkoholiker und würde uns vermutlich den ganzen Vorrat leer machen, bevor er die Grenze erreicht hätte. Außerdem bat uns Grit's Mutter dann noch den ganzen Alkohol auch aus seinem Blickfeld fern zu halten.
Jetzt wünschte ich mir, dass meine Mutter um die Ecke kommen würde und sagen würde: „Aber lasst der Jungen nicht so schwer tragen, denn sein Rücken ist nicht so gut!“ Sie tat es leider nicht und so mußten wir in wenigen Minuten alle Taschen, die schon längst im Kadett waren, wieder rausheben und alle Paletten Bier in den Kofferraum verladen. Die Flaschen mit dem Hartstoff waren plötzlich verschwunden. Nun ja, eigentlich war es so, dass wir die hätten verzollen müssen und so packten wir sie in unsere Reisetaschen, die dann ja im Auto des Indianers verschwinden würden. Da die beiden Autos nicht zusammen fahren würden, fühlten wir uns sicher.

Als der Indianer dann endlich eintraf, trugen wir die Taschen vorsichtig, damit man nicht das Glas aneinander schlagen hörte, zum Auto. Wir waren tatsächlich aufbruchbereit.
Der Kadett würde nun zum Hausverleiher fahren, um die Kaution zu hinterlegen und die Schlüssel zu holen, während der Indiander und seine Tochter zum Haus fuhren und dort warteten.

Martini fiel zum Glück noch kurz vor Reiseantritt auf, dass wir den CD-Player vergessen hatten und hechtete ins Haus, um ihn zu holen. Dann öffnete er den Kofferraum und ..... Mir schwante Übels! ...„Oho! Da ist aber gut gepackt! Hehehe...“ Der Indianer stand hinter ihm und hatte ein gruseliges Leuchten in seinen Augen, das wir alle von drinnen sahen. Keiner sagte ein Wort und die Zeit streckte sich... Stille! Panik!
RUMS! Martini warf die Klappe zu und sagte nur „Ja, hehehe!“ und sprang in den Wagen. Wir fuhren endlich los!
Mit fünf Mann über fünf Stunden in einem Auto....

...und es wurde wirklich ein Urlaub, den ich nie vergessen werde!

Patrick
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Olli
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Martini
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Koddi
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Grit
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Ich
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