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Tagebuch Branley
2005-04-16 09:25
Blackout...
Was für ein Tag....

Ich bin nun also Gestern in die Uni. Meine Knie waren schon recht weich, weil ich damit rechnete, dass ich fliege, weil ich keinen einzigen Kurs angeben kann, bei dem ich fest angemeldet bin.
Der Weg von der Haustür bis zum Bahnhof war ein wenig befreiend, aber irgendwie war ich spät dran und musste ich einen Schritt schneller gehen. Da hat man mal wieder gemerkt, was man für eine Ausdauer hat, bzw, nicht hat!
Im Zug hatte ich dann einen Kaffee, aber keine Fahrkarte. Die zweite Hälfte der Strecke muß ich aufgrund des Semestertickets eigentlich nicht zahlen. Leider hatte ich ja noch keins, weil ich mich nicht zurückgemeldet hatte. In meiner Brieftasche befand sich nur ein 50€-Schein und wenn der Schaffner kommen würde, wollte ich ihm sagen, dass der Automat den nicht nehmen wollte und ich von ihm eine Karte bräuchte. Clever, was? Kam allerdings eh keiner!
Mir gegenüber saßen drei Jungs, die Teil eines Klassenausflugs waren und tauschten Yu-Gi-Oh-Karten. Irgendwann fingen sie an darüber zu reden, was sie später mal werden würden. Die Bundesliga scheint Jobs zu vergeben, denn alle drei würden Profifussballer werden. Natürlich in der ersten Liga! Das war noch eine schöne Zeit im Leben: Man war noch nicht völlig desillusioniert!!

Während ich da nun also saß, mit dem heißen Kaffee in der Hand, merkte ich, wie mein Körper endlich mal darauf reagierte, das ich auf dem Weg zum Zug einen Zahn zugelegt hatte. Mir wurde unglaublich warm und ich merkte, dass mein T-Shirt schon an mehreren Stellen klitschnaß an meinem Körper klebte. Jetzt war es natürlich viel zu spät, um den Wollpullover auszuziehen! Verflucht!! Der Kaffee hat mir dann noch den Rest gegeben...

Am Busbahnhof war ich dann so frei für meinen Bus zu bezahlen, denn den bekomme ich ja eigentlich auch bezahlt. Ich hab aber immer Muffensausen, wenn ich schwarz fahre. An der Uni angekommen, war ich eigentlich in einem Zustand, der ganz in Ordnung war, bis auf das rasende Herz, aber das bekomm ich immer von Kaffee.
Je näher ich dann allerdings dem Schalter kam, an dem ich zugeben mußte, dass ich eine totale Pfeife bin und es in vier Monaten nicht auf die Reihe bekommen habe einen Zettel abzugeben, desto mehr zog sich mein Magen zusammen.
„Guten Morgen!“ Ich versuchte meine Unfähigkeit mit Freundlichkeit zu überspielen.
„Guten Morgen!“ Sie schaute in ihrem Glaskasten nicht mal nach oben.
„Bitte sehr!“ Ich schob die Rückmeldung durch den Schlitz unter dem Glas.
„Ah, eine Rückmeldung!?“ Jetzt wurde ich also angeguckt?
„Ja, häh!“ Rote Farbe stieg auf.
„Haben sie denn den Beleg dabei, dass sie die Gebühr bezahlt haben?“
„Den Kontoauszug? Nein, das wußte ich nicht!“
Sie tippte an ihrem Rechner rum.
„Ah, da sind sie ja! Haben sie das Mahngeld mit?“
„Jep!“ Das Geld folgte der Rückmeldung unter dem Glas durch.
„Haben sie es nicht passend?“
„Nein, tut mir leid!“
Sie verschwand nach hinten, um es klein zu machen!
„Bitte!“
„Danke! Ähm ... bekomm ich das dann jetzt zugeschickt?“
„Ja, das bekommen sie dann zugeschickt!“
„Gut! Tschüß!“
„Tschüß!“
Verdammt, dann muß ich ja den Zug bezahlen. Naja, hab ja die Hinfahrt gespart!

Ein Last von den Schulter ging ich den ganzen Campus zu Fuß runter, um zu meinem ersten Seminar zu kommen: „Die Geschichte Nordeuropas“
Ich war der erste und setzte mich natürlich in die letzte Reihe. Inzwischen hatte ich den Wollpulli ausgezogen und meine Jacke über das T-Shirt gezogen. Der Geruch, der aufstieg war nicht wirklich nicht angenehm (Vermutlich hätten andere das gar nicht gerochen, aber ich bin da sehr empfindlich!). Der Hörsaal füllte sich in einer Viertelstunde und schon kam auch die Dozentin. Das Seminar hatte ich im letzten Semester auch belegt, aber sie mußte ins Krankenhaus und so wurde der Rest auf dieses Semester verschoben. Ich war davon begeistert, denn der ganze Mittelalter- und Wikingerkram interessierte mich einfach nicht und durch diese Pause würden wir dann direkt in den ersten Weltkrieg einsteigen und da ja Erstsemester dabei waren, konnte sie den Kram vom letzten Jahr nicht für die Prüfung nehmen können.
Das erste, was sie allerdings tat, war die Erstsemester rausschmeißen!! Dann kam die Ansprache, bei der es darum ging, dass alles, was vorher behandelt wurde, auch in die Prüfung kommt. Da standen gleich noch zehn Leute mehr auf und gingen. Hätte ich mal auch tun sollen, denn vom letzten Semester wußte ich gar nichts mehr. Ich blieb!
Krampfhaft versuchte ich zuzuhören ... es wollte einfach nicht klappen. Ständig schwirrte mir im Kopf rum, dass ich es eh nicht schaffen würde. Also fing ich an zu lesen!! Ich gab auf, bevor ich es versucht hatte, so wie immer!!
Die Zeit war unglaublich zähflüssig geworden und kroch dahin. In meinem Kopf fing es an zu klingeln und ich merkte richtig, wie er zu platzen drohte und das nicht vor Schmerz, sondern vor Verzweiflung.
Irgendwann kündigte sie das Ende der Sitzung an und ich war der erste, der draußen war und mich schnurstracks auf die Toiletten zu bewegte. Ich war echt froh, dass es eine dieser Uni-Toiletten war, bei der sie nicht mit Toilettendeckeln gegeizt haben, denn so konnte ich mich erstmal hinsetzen und durchatmen. Hier saß ich nun also? Das kleine Zentrum meiner Welt war diese Toilettenkabine in der ich mich eingeschlossen hatte, um der Welt zu entkommen. Draußen hörte man Lachen und Gesprächsfetzen. Mir schossen Gedanken durch den Kopf, doch irgendwann schaffte ich es nicht mehr sie zu greifen, versuchte es aber weiterhin.... Licht aus!!
Das nächste, was ich wieder mitbekam war, dass ich mit meinem ganzen Gewicht in der Hinterhand, mit meinem Kopf gegen die Verkachelung der Kabine schlug und nach vorne sackte. Völliger Bewußtseinsverlust für ein paar Sekunden!!

Es dauerte eine Ewigkeit, bis ich endlich genug Mut gefasst hatte, um aus der Kabine zu kommen. Es war still. Die nächsten Seminare hatten schon längst begonnen.
Ich würde zu meinem nächsten nicht gehen können, denn ich konnte kaum gehen. Mehr wie ein Betrunkener torkelte ich durch die Gänge...
Irgendwie schaffte ich es trotzdem in den Bus. Bin dann doch schwarz gefahren, aber das war mir dann wirklich egal. Aus meinen Kopfhörern schrie mir Danko Jones entgegen, dass er alle seine Feinde ans Kreuz nageln will. Langsam kam ich wieder zur Ruhe, denn die Uni entfernte sich...

Was war mit dem Geschenk für Joe? Ich wollte heute eine Kette kaufen ... Schaffe ich das?
Ich muß einfach!!
So schleppte ich mich durch die ganze Stadt! Nichts! Absolut nur Mist! Dem normalen Volk mochte das gefallen, aber Joe ist einfach was Besonderes...
Was tun? Erstmal eine Karte kaufen!!
Also hab ich eine Karte gekauft!
Soll ich sie als Gutschein umfunktionieren?
Für was?
Das erste, was mir einfiel wäre eine Busreise nach Paris!
Irgendwie schön, aber zumuten konnte ich mir das nicht. Ich gebe zu, dass das eigentlich nur an meiner derzeitigen Stimmung lag.
Im Laufe des Tages fiel mir allerdings etwas anderes ein:
„Dies ist ein endloser Gutschein zum Aufraffen! Wenn ich irgendwann mal auf der Couch liegen sollte und Du möchtest etwas machen, dann kannst Du versuchen ihn einzulösen...

Leider hatte ich die Idee nicht früher, denn so taumelte ich noch immer durch Kiel und war völlig planlos.
Leider kommen mir in solchen Situationen die dümmsten Ideen hoch. Das erste, was ich jetzt wollte, war Schuhe kaufen!! Zum Glück gab es keine Chuck's die mir gefielen, obwohl die dunkelblauen schon recht nett waren, aber die gehen denn unter, wenn ich immer blaue Jeans trage.

Als ich dann am Bahnhof ankam, hatte ich das neue Buch von Chuck Palahniuk in einer Tüte dabei. 'Shaun of the dead' auf DVD konnte ich mir gerade noch so verkneifen.
An meinem Bahnsteig warteten einige Schüler auf den gleichen Zug. Ich schaffte es endlich meine Jacke auszuziehen... Mir war einfach alles egal, denn die Sonne knallte mir voll auf den Rücken, als ich da so saß.
Aus dem Kopfhörern versicherte mir der Sänger von Seether jetzt unentwegt, dass er gebrochen war und das schon seit einer halben Stunde. Plötzlich eine Durchsage... Verpasst, doch einige der Wartenden liefen plötzlich woanders hin!? Ich versuchte zu sehen wohin und entdeckte dann einen Zug nach Hamburg. Gut! Bevor ich mich zurückdrehte, bemerkte ich ein Mädchen im Augenwinkel. Ich sah direkt in ihre Richtung und sie sah mir direkt in die Augen. Ich erstarrte irgendwie und sie anscheinend auch. Sie war erst 13 oder 14 Jahre alt, aber es war wie ein Wunder, denn ich hatte plötzlich so ein warmes Gefühl in mir, kaum zu beschreiben.
'Ich werde bemerkt!', schoß es mir durch den Kopf. Ich lächelte, um mich so ein wenig zu bedanken und sie tat es ebenfalls. Dann sah sie weiter in ihr Buch und las weiter.
Hellere Gedanken stiegen in mir auf und ich dachte wieder daran, wie ich gegen dieses Gefühl der Antriebslosigkeit und Verzweiflung vorgehen sollte... Danke, Fremde!!

Zu Hause stopfte ich dann erstmal eine Packung MilchMäuse in mich rein und packte mich auf die Couch. Ich schreib Julia, denn sie war die einzige, die ich an der Uni kannte und sie hatte zum Glück auch Filmanalyse belegt und so hoffe ich, dass sie mir alle Informationen zuschickt, die ich verpaßt hatte.
Ich habe gelesen und versucht zu schlafen. Hat nicht funktioniert.
Irgendwann kam dann Joe nach Hause. Ich erzählte ihr alles und sie nahm mich wie immer in den Arm. Was würde ich nur ohne sie machen?!

Am späten Nachmittag rief mich dann Hugh an! Er wollte mit mir ein paar Körbe werfen. Genau das, was ich in dem Moment brauchte. Er sackte mich ein und wir fuhren zu unserem Stammplatz. Im Kofferraum hatte er eine kleine Überraschung für mich: Er hatte uns, für eventuelle Filmaufnahmen, ein Maschinengewehr besorgt!! Natürlich eine Softgun!
Unser Stammplatz war eine Spende des DRK an die Jugendlichen der Stadt und bestand aus einer Hälfte Fussballfeld und einer Hälfte Basketballplatz. Zum Glück trieben sich Gestern Abend nur Fussballer da rum , sonst hätte uns noch jemand zu einem Match rausgefordert! Dazu muß man wissen: Wir sind grottenschlecht!!
Plötzlich tauchten zwei Mädchen auf. Die waren auch 13-14 Jahre alt, aber irgendwie total gaga. Sie nahmen unsere Bälle an sich und wollten mitspielen. Hugh und ich waren wie vor den Kopf gestossen und wußten gar nicht, was wir sagen sollten. Die kleinen Mädchen (denn das waren sie nunmal für uns) fingen an auf den Korb zu werfen und ständig zu schreien: „Ich bin dran!“ Wir haben sie ignoriert, wo wir konnten, aber Bälle springen manchmal nicht in die Richtung in die sie sollen. Die waren von der Körperlänge die Hälfte von Hugh!
Irgendwann kam dann eine mit einer Frage:
„Habt ihr ein Auto?“
Hugh und ich sahen uns an und mußten beide lachen!
„Ja!“, sagte Hugh schließlich „Wir haben ein Auto!“
„Könnt ihr uns dann kurz zum Imbiss fahren? Wir haben auch zehn Euro!“
„Ähm ... Nein!“, stieg in mir hoch!
„Warum sind denn heute alle so unfreundlich?“, waren die letzten Worte der Nervensägen und schon waren sie weg.

Hugh und ich haben uns den Rest der Zeit nur über die lustig gemacht und rumgeflapst, was wir am besten zu den gesagt hätten, wenn sie wiedergekommen wären...

Zu Hause gab es dann einen Anruf von meinem Bruder, der sich wiedermal DVD's ausleihen wollte. Ich versuchte den Besuch so kurz wie möglich zu halten und war ihn nach 10 Minuten auch schon wieder los.
Den Rest des abends haben Joe und ich dann mit Fight Club gucken verbracht....

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2005-04-16 09:25