Die Sache mit der Wahlverwandtschaft
„DER MENSCH IST DEM MENSCHEN EIN RÄTSEL: WIE WUNDER, DAß ER IHM DENNOCH FREUND SEIN KANN.“ Otto Michel


Dienstag

Hatte ich gestern eigentlich gesagt, daß es 3 % mehr Gehalt gibt? Na das ist doch fein! Bin zwar gestern in der Besprechung mit einem der Chefs in die Haare geraten, doch das war nur von kurzer Dauer. Es läuft in unserer kleinen Firma recht gut, da kann ich gar nicht klagen! Ach im Büro sind wir übrigens neun Leute (wir haben jedoch auch noch andere Mitarbeiter) und davon sind drei die Chefs. Ob es daran liegen mag???? Nee, nee ist nicht wie bei Dussmann, wo die Spätverkäufer alle Prokura haben, um das Ladenschlußgesetz auszuhebeln (so habe ich zumindest gelesen, ob es stimmt?).

Gestern war ich dann nach der Arbeit gleich bei Ba. Sie ist ja auch eine ganz liebe Person und es war interessant, nun so viel mehr von ihr zu erfahren. Kannte sie ja früher nur aus der Food Coop und aus dem Gartenprojekt. Sie ist irgend etwas über 60 Jahre jung – doch nach wie vor mächtig aktiv. Sie macht nun Mediation in einer Grund-schule und dies bereitet ihr sehr viel Freude. Auch all ihre anderen Projekte füllen sie ganz aus. Das ist schön, wenn „man“ so im Leben steht und sich daran erfreuen kann.

Es war auch erfrischend, wie herrlich unkonventionell es bei den beiden zu Hause zugeht. Bei meiner Verwandt-schaft in diesem Alter wäre das undenkbar. Dort „muß“ alles schön ordentlich, quadratisch, praktisch, gut und somit langweilig sein. Bei B. lag noch Post, die zu bearbeiten ist, auf der Treppe (schon einmal vorsortiert). Das ist keine Unordnung, das ist Kreativität. Auch um was es in der Post vielleicht geht, ist ganz anders, als bei mei-nem Verwandtschaftsbeispiel. Die Post könnte schon allein dort nicht auf der Treppe liegen, denn „was sollen denn die Leute denken?“ Nun, die Leute denken sowieso!!! Mal ehrlich, wir bilden uns nun ein (Vor)urteil, ob es bei jemand ordentlich ist oder nicht. Wichtig ist doch, daß man selbst gut und zufrieden mit sich zurecht kommt. Frau Meyer von nebenan soll ja schließlich nicht in das Haus einziehen und würde ergo auch nicht über die Post auf der Treppe stolpern. Ein wichtiges Kriterium sind erst einmal wir selbst, fühlen wir uns wohl und dann kön-nen wir uns auch überlegen, wie geht es den anderen damit, schaden wir ihnen? Ein Schaden wäre in dem Fall nur, wenn wir die Post auf der Einfamilienhaustreppe der anderen sortieren würden. Und wer tut das schon? Na also... Schluß damit, es den anderen immer recht machen zu wollen!!! Das kann auch keiner. Wichtiger Punkt ist halt nur und doch wichtig, deshalb sage ich es mir nochmals, daß ich keinen anderen schade.

Nun Ba. ist sehr aktiv. Ich denke, jeder kann etwas tun, und zwar genau das, was in einem an Möglichkeiten steckt. Das muß nicht das Riesenprojekt sein, mitnichten. Nur halt etwas, wofür „man“ Leidenschaft entwickeln kann. Das hält jung, das ist das Leben, es ist auch nicht nur gut für einem selbst, sondern auch für andere. Und es gibt auch immer mal wieder Phasen der Ruhe, das ist auch in Ordnung. Schließlich ist es auch wichtig, für sich selbst weiterzukommen. Nur halt ein Leben lang als couch potato auf dem Sofa zu sitzen ist schon schade und glücklich ist man dabei auf Dauer NICHT!.

Ich habe dann ca. 20 Seiten aus unserem Buch vorgelesen, wahllos pickte ich drei Abschnitte heraus.

Gegen 22.00 h bin ich nach Hause gelaufen, die frische Luft in der Mondnacht tat mir wirklich gut, war schneller als der Bus. Zu Hause erwartete mich ein Brief von De aus Edmonton und ein ganz Schwung Briefe über das Schrot & Korn. Ich plane damit ein Projekt und muß dies nach einer ersten Durchsicht gestern Abend erst einmal sortieren. Was vermeintlich paßt und was nicht. Gegen Mitternacht dann zu Bett, so war es ein schöner Montag gewesen, der so hektisch im Büro begann und so ruhig und harmonisch zu Hause ausklang.

Bis morgen