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Tagebuch blueangel
2006-04-20 01:28
brief an meine schwester
Liebe Andrea,

Ich schreibe diesen Brief,weil ich sonst den Frust über
Dinge, die gesagt und getan wurden, nicht loswerden kann.
Du bist meine Schwester und wirst es ewig bleiben und weil
du meine Schwester bist,werde ich dich lieben,so wie ich dich
lieben kann.Ich habe dich eine zeitlang abgöttisch geliebt,
doch das war ein zustand,der mich krank und abhängig machte.
Du hast dich in den letzten Jahren und vorallen Dingen in den
letzten Monaten sehr verändert, so daß ich merke, daß ich mich
gefühlsmäßig von dir entferne.
Als wir klein waren,da liebte ich dich blind, aber da liebtest du
mich auch noch so, wie ich war.Du warst mein Engel, der mich
tröstete, mir den Schmerz nahm, wenn ich mich einsam fühlte
oder mir weh getan wurde.Ich litt still, wenn alles sich um dich drehte, weil du der einzigste Mensch warst, der mir Liebe und
Zuneigung entgegen brachte, der zu mir auf sah, mich manchmal
Mama nannte und mir das Gefühl gab gebraucht zu werden.

Doch irgendwann war dieser Engel nicht mehr ausschließlich
für mich da.Du wurdest erwachsen und gingst eigene Wege.
Ich kam mir so allein vor mit meinem Kummer, den niemand sah,
auch du nicht.Für alle war es ein tolles Erlebnis, wie du dich
entwickeltest und deinen Weg fandest. Für mich war es grausig
und schmerzhaft immer in deinem Schatten zu stehn.
Meine kleine Welt zerbröckelte Stück für Stück - stetig und unabwendbar.
Also tat ich alles, um deinen heiligen Schein (den Mama dir verpasst hatte) zu zerstören.Ich tat das, um dir den Schmerz zuzufügen
der mich innerlich abtötete, um jemanden zu haben der mit mir litt,
den Schmerz mit mir teilte, den ich alleine nicht aushielt.
Du hast dich nie dagegen gewehrt und damit lebte ich in dem
Glauben, du würdest mich verstehn,meinen Hilferuf verstehn.
Was aber wirklich in dir vorging, das kann ich heute immer noch
nicht klar sagen.

Bedingt durch diese Erfahrungen (innerhalb + ausserhalb der Familie) die ich gemacht hatte, war ich in den Augen meiner Mit-
menschen einfach nur wertlos und so entwickelte sich der Gedanke, je netter und friedlicher man sich verhält,desto einfacher
gestaltet man sein Leben.Also tat ich in meinem Leben genau das,
was ich gelernt hatte. Mit fatalen Folgen für mich, wie ich heute
einsehen muß.

Und so stehe ich heute vor dir: Als kleiner kranker Racheengel,
weil ich nicht mehr als euer Prellbock parat stehe, weil ich gelernt
habe nein zu sagen.Sicher ist es auch nicht einfach für dich und den Rest der Familie damit klarzukommen, welchen Reifeprozess
ich gerade durchschreite, denn es ist schwer einen Menschen
in neuer Struktur anzunehmen und dessen alte Struktur abzulegen.
Zu gerne wehrt man sich dagegen, weil es einfach bequemer ist.
Einfacher ist, ihn so zu sehn wie er immer war und so wird es schier unmöglich für jenen Menschen seine Vergangenheit und alte Muster abzustreifen, was so dringend nötig erscheint.

Für mich bedeutet das einen endlos langen und steinigen Weg
gehn zu müssen, der mit vielen Tränen,Kummer und Trennungen
verbunden sein wird.Denn jeder der sich meiner Entwicklung in den
Weg stellt ist mein Feind.Und so war es auch von Nöten mich von
Euch meiner Familie zu distanzieren, um meine eigene Mitte zu finden.Allerdings habe ich nicht damit gerechnet,wie schwer es
meiner Familie fallen würde damit umzugehn und das ausgerechnet
du, meine überalles geliebte Schwester das größte Problem damit hast.

Ich weiß nicht, was plötzlich geschehen ist, das dein Bild
von mir, so dunkel geworden ist. Nie hätte ich gedacht, das
ausgerechnet du so schlecht von mir denkst, mich nur im
Dunkeln stehn siehst.Das wir uns in zwei gänzlich unterschiedliche
Richtungen entwickelt haben,einander nicht mehr verstehn.
Das mein Engel ein Bild von mir hat das grausiger nicht sein könnte.
Mir das Gefühl gibt ein bösartiger Dämon zu sein.

Ich mache dir keine Vorwürfe.Eher mir selbst,denn ich hätte
schon viel eher die Notbremse ziehen müssen.
Es wäre nur schön,wenn du diesen Brief eines Tages lesen
und auch richtig verstehen könntest.

Ich möchte meinen Brief hier beenden.Es ist gesagt, was gesagt werden mußte. Mehr ins Detail will und kann ich noch nicht gehen.
Es sind alles Dinge, die eben in einer Familie nicht geschehen
sollten und doch immer wieder geschehn.
Ich war damals zu klein, um alle Vorgänge um mich herum zu begreifen, doch ich spüre noch heute die Hilflosigkeit...

Mir bleibt nur noch die Hoffnung, daß wir eines Tages doch
noch einmal zueinander finden werden.Denn du bist meine
Schwester und ich liebe dich so, wie du bist, mit all deinen Fehlern
und all deinen guten Seiten. Bis dahin muß ich stark sein.

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Kommentare

02:46 21.04.2006
@ tyche

mach es ruhig, du mußt ja nicht gleich abschicken...
allein das schreiben befreit ungemein...
lg blue
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02:36 21.04.2006
Hallo Blueangel,
ich muss sagen, dass mich Deine Briefe sehr berühren und ich Deinen Mut diese zu schreiben beneide, weil ich genau diese Art von Briefen selbst schreiben müsste, es aber vor mir herschiebe. Ich habe Angst, dass es irgendwann zu spät ist.
Liebe Grüße
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02:08 20.04.2006
ja der brief geht noch weiter...bin noch nicht fertig damit....
aber ob es ein gutes ende nimmt...wer weiß...
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01:56 20.04.2006
und? geht der brief noch weiter?
da muss doch noch ein positiver schluss dran, der endlich alles wieder zum guten wendet! und vielleicht kann ja noch das eine oder andere raus oder netter gesagt werden?
Good luck! :)
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