3. Tag - Das ALERT
Auf dem gleichen Gelände wie die Büros des GLRA befindet sich das staatliche Krankenhaus von Addis – das ALERT. Am Nachmittag besuchen wir dieses Lepra-Krankenhaus. Früher wurde es vom DAHW unterstützt. Heute finanziert der Staat das Krankenhaus. Der leitende Arzt, dessen Namen ich nicht verstanden habe, begrüßt uns und führt uns durch die Anlage. Zu Beginn werden wir in die Rehabilitationsräume geführt. Eine Gruppe von 8 bis 10 Männern sitzt rund um einen großen Tisch. Sie walken ihre Hände um Sie beweglich und geschmeidig zu mache. Dazwischen sitzt eine junge einheimische Ärztin oder Krankenschwester und gibt die Anweisungen. Im gleichen Raum, an einem anderen Tisch, trainiert eine junge japanische Ärztin mit einer Gruppe Frauen. Der Chefarzt zeigt uns die simplen Geräte, mit denen die Patienten ihre Hände und Finger trainieren müssen, damit sie nicht verkrüppeln. Da gibt es ein Brett, an dem viele verschiedene Griffe geschraubt sind. Eine Schüssel mit Sand, in der Murmeln versenkt sind oder ein simples Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel. Die Patienten müssen immer wieder greifen, greifen, greifen. Im nächsten Raum trainiert eine Krankenschwester mit einem Patienten, der einen Fuß stark verbunden hat. Er übt mit schmerzverzerrtem Gesicht mit einer Gehhilfe zu laufen. Der Arzt erklärt uns, dass die Leprapatienten immer wieder an ihre Schmerzgrenze gehen müssen um Fortschritte zu erzielen.

Wir werden durch einige Krankenzimmer geführt. Die Zimmer sind voll mit Patienten und Besu-chern. Alles scheint ein wenig schmuddelig zu sein. Die Menschen schauen uns an mit ihren trauri-gen und leeren Gesichtern. Ich fühle mich nicht sehr wohl, fühle mich unerwünscht. Ein kleiner Junge, vielleicht 8 Jahre alt hat Lepra. Er ist mit dem Bus gekommen, 200 km weit war die Fahrt. Ein junger Mann sitzt im Rollstuhl. Er fuhr 400 km um hier behandelt zu werden. Seine Gelenke sind dick und man sieht ihm an, wie sehr sie schmerzen. Jetzt ist er im ALERT und wird geheilt werden. Seine Augen schreien vor Schmerz, aber auch ein wenig Erleichterung und Zuversicht ist im anzusehen.