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Tagebuch B.ianca
2007-05-05 15:25
[..:muss es loswerden:..]

Ich muss es jetzt einfach loswerden. Hab mir tausende Anfänge überlegt, da ich folgendes Thema absolut hammerschwer finde und selbst ja nicht weiß, wie ich damit umgehen soll.
Ich kann nur sagen, dass ich weiß, dass ich absolut unpädagogisch und unqualifiziert arbeite.

Es geht um einen Jugendlichen aus dem Internat. Er ist nicht in meiner Gruppe und hat keine geistige und keine körperliche Behinderung, sondern Probleme anderer Art (Depressionen, Suizidalität usw...). Ich kann nicht so genau darauf eingehen, wegen der Angst, jemand könnte hier lesen und bescheid wissen.

Der Jugendliche ist total verliebt in mich und er liegt mir sehr am Herzen. Nicht, dass ich auch in ihn verliebt wäre, nein, aber er ist mir sehr ans Herz gewachsen, mehr als ich eigentlich zulassen dürfte.
Er kommt jeden Tag zu uns auf die Gruppe, nur um mich zu sehen und auch ich denke mir oft während der Arbeit: "Hoffentlich kommt XY heute noch hoch."

Wenn er dann kommt, unterhalten wir uns ewig und ich versuche immer ein bisschen gute Freundin für ihn zu sein.
Gestern ging es ihm wieder schlecht, er kam zu uns auf die Gruppe, wir waren aber gerade beim Essen. Er setzte sich in den Gang und ich musste aus dem Esszimmer raus um die Medikamente zu holen. Er saß da und weinte. Ich verfrachtete ihn ins Büro und ließ ihn erstmal heulen, er nahm meine Hände und beruhigte sich darauf ziemlich schnell.

Vielleicht liegt es daran, dass er mich in seiner Art manchmal an Chris erinnert, vielleicht liegt es an irgendetwas anderem, in jedem Fall geht er mir sehr nahe und ertappe mich oft mit einem Verhalten, dass ich meinen "Schützlingen" gegenüber auf keinen Fall an den Tag legen sollte.

Heute hatten wir Tag der offenen Tür und meine Eltern und mein Bruder kamen um sich die Einrichtung anzusehen. Kevin und Papa sind schon früher gefahren. Ich hab Mama alles gezeigt und natürlich war XY die ganze Zeit bei mir.

Als wir dann gefahren sind, musste ich wie so oft die letzten Tage an ihn denken. Ich will nicht, dass ihr mich falsch versteht, ich bin sicher nicht verliebt, er liegt mir nur sehr am Herzen. Zu sehr. Ich mag ihn als Freund, vielleicht sogar als eine Art kleinen Bruder (er ist ein Jahr jünger als ich), aber dieses Verhalten ist von mir so unqualifiziert wie es nur sein kann.

Jetzt schon freue ich mich auf Montag, wenn ich ihn sehe. Ich möchte für ihn nicht Erzieherin sein, sondern Freundin, möchte für ihn da sein, wenn er mich braucht, ohne jeglichen pädagogischen Hintergrund.
Ich möchte, wenn es ihm schlecht geht, nicht die sein, die seine Probleme mit ihm ausdiskutiert, sondern die, die ihn einfach in den Arm nimmt.
Und ich erahne immer mehr, dass ich diejenige schon mehr bin, als ich bis jetzt geglaubt habe.

Bitte helft mir.

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Kommentare

18:16 05.05.2007
Der Junge ist 17, also ein Jahr jünger als ich.
Ich habe mir jetzt Gedanken gemacht. Vielleicht kann es unter anderem daran liegen, dass er (so doof das auch klingen mag) so "erfrischend normal" ist. Die Jugendlichen in meiner Gruppe sind alle körperlich und geistig leicht bis schwer behindert und er bringt etwas Ansprache in meinen Tag, die ich sonst so nicht gewohnt bin, bei einem Arbeitstag von oft 12 Stunden und Kollegen die an die 30 Jahre älter sind als ich. Ich möchte nicht, dass es falsch rüberkommt. Ich liebe die Arbeit mit mehrfachbehinderten Menschen über alles und hänge mich mit voller Kraft rein, sonst würde ich ja auch nicht ausgerechnet Heilerzieherin werden.
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17:12 05.05.2007
Ich weiß zwar nicht, wie alt der Junge bei dir ist, aber bei mir ging es damals z.B. mal um eine fast 13-jährige. Sie hing total an mir und ist mir sehr oft hinterher gelaufen, um möglichst bei mir zu sein.
Ich habe gleich nach ein paar Tagen die Chance ergriffen und sie zu einem Gespräch gebeten, nur unter 4 Augen.
Ich habe sie gefragt, ob es vielleicht so ist, dass sie mich sehr mag und dass sie sehr an mir hängt. Sie meinte, dass es so ist und daraufhin hab ich ihr gesagt, dass die anderen Jugendlichen/Kinder vielleicht einfersüchtig sein könnten (ein paar waren es tatsächlich hat sich rausgestellt) und hab ihr auch erklärt, wie sie es auch übertreibt. Das Mädchen hat mich nämlich oft umarmt, hat sich an meinen Arm gehängt und war eben viel in meiner Nähe, das hab ich ihr vorsichtig beigebracht und sie hat das auch eingesehen, war allerdings auch etwas traurig, dass ich auch meinte, dass ich sie deswegen, um die anderen nicht zu verletzen etwas auf Distanz halten wollte, eben wie die anderen auch.
Zum Schluss meinte ich noch, dass ich sie wie alle anderen auch sehr mag und hab das Mädel nochmal umarmt und so und dann ging es ihr wieder besser. Danach hat sie auch aufgehört so "klettig" zu sein, wir kamen aber immer noch super miteinander klar und erzählt hat sie mir immer noch alles.
Das war der erste richtige Fall, wo mir sowas passiert ist.

Das Mädchen war auch ein schwierigerer Fall, weil sie zu Hause eine Mutter hatte, die sie schlug und alkoholabhängig war. Deswegen und weil sie schon einen Missbrauch hinter sich hatte, war sie auch ein Fall von Depression, etwas ähnlich deines Jungen. Vielleicht würde ein Gespräch wirklich was bringen (natürlich mit Taktgefühl ^^)
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16:31 05.05.2007
Ich weiß mit absoluter Sicherheit, dass ich den richtigen Beruf gewählt habe, sonst hätte ich nicht so lange durchgehalten, in diesem speziellen Berufsfeld.

Zu meinen eigentlichen Jugendlichen (besagter Jugendliche ist ja nicht in meiner Gruppe) habe ich einen absolut pädagogisch korrekten Zugang, was mir auch von meiner Anleiterin bestätigt wird. Ich behandle alle gleich und alle mögen mich. Von meiner Anleiterin und meinen Kollegen bekomme ich nur Lob!
Aber genau bei diesem einen Jugendlichen setzt es einfach aus!

@Nuit: Wie hast du dich damals verhalten?
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16:10 05.05.2007
Ich muss Starlet eigentlich volkommen zustimmen.
Das ist eine wirklich schwere Situation für dich. Ich bin auch angehende Erzieherin und wurde mit diesem Problem auch schon das eine und andere Mal konfrontiert, aber man darf sich wirklich nicht so sehr in seine Gefühle fallen lassen. Sonst kommt man da nicht mehr so schnell wieder raus und deine Schützlinge werden sich vielleicht, mehr als dir lieb ist, an dich klammern und das ist für dich, ja, gefährlich. Denn dadurch kann es dir passieren, dass du die anderen nicht mehr so gleich siehst und behandelst, wie es eigentlich sein soll, weil du dich zu sehr auf einen fixierst. Und je mehr das passiert, desto mehr wirst du mit seinen Problemen und all dem belastet. Na klar, du bist als Erzieherin dafür da, dass du dich um die Schützlinge kümmerst (auch mit umarmen, wenn er es braucht) und dass sie dir auch ihre Probleme erzählen, aber zuviel des Guten ist bekanntlich schädlich.
Du musst um deiner selbst willen darauf achten, dass du Beruf Beruf sein lässt! Man merkt an deinem Eintrag, dass du dich sehr mit diesem Jungen befasst und eigentlich sehr oft an ihn denkst. Das dürfte in diesem Maße eigentlich nicht sein, so lieb du dich auch um ihn sorgst und dich um ihn kümmern willst (was ich total schön finde übrigens. Wie oft findet man solche Menschen schon?). Und je mehr du zulässt, dass er sich an dich klammert, desto schlimmer wird es ja auch für ihn, weil er immer mehr will und du es ihm eigentlich nicht geben kannst.

Du als Verantwortliche musst wirklich aufpassen Distanz zu wahren, so schwer es dir fallen mag. Das hört sich echt hart an, aber du musst auf euch beide aufpassen!
Ich würde dir raten ihn auf jeden Fall ab jetzt mehr wie die anderen Jugendlichen, Kinder, etc zu behandeln und wenn du das absolut nicht schaffst, dass du dich beruflich vielleicht wirklich anders orientierst. Aber noch davor würde ich auf jeden Fall eine Person in deinem beruflichen Umfeld ins Vertrauen ziehen. Alleine ist das schon schwer durchzustehen und die könnten dir echt helfen dich etwas zu ändern.
(Über ein Gespräch mit dem Jungen (vielleicht auch unter 6 Augen) würde ich übrigens auch mal nachdenken, wenn er noch mehr klammert, je mehr du dich distanzierst.)

Ich hoffe, ich konnte dir wenigstens etwas helfen! Rot würde ich jetzt nicht unbedingt sehen, denn du kannst auf jeden Fall die Situation noch ändern und mit etwas Unterstützung wird das schon Wir sind bei dir!
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16:00 05.05.2007
Hmm .. was genau arbeitest du denn?
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unbekannt
15:35 05.05.2007
naja du solltest dir mal mehr vor augen halten dass es dein job ist, dass du dafür bezahlt wirst und nicht dein hobby. und dass es deshalb auch deine pflicht ist, jeden gleich zu behandeln.....
du sollst dich was arbeit angeht nicht so viel von gedanken und gefühlen beeinflussen lassen. denn das geht gerade in so nem beruf gar nicht. ganz vermeiden lassen wird sichs nicht, aber man darfs nicht zulassen, sein verhalten deshalb nicht ändern..... wenn du das nicht kannst, ist der beruf wohl nicht der richtige...... denn in so situationen wirst du immer wieder kommen.....


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