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Tagebuch Awan
2009-01-17 01:29
Die Geschichte(n) der Kerze
Hallo Ihr Lieben

Kennt Ihr das nicht auch…???

Abends setzt man sich gemütlich auf die Couch...vielleicht ein Glas Wein…und damit es richtig gemütlich wird noch eine Kerze, die mit ihrer Wärme und ihrem flackernden Licht eine wohlige Atmosphäre schafft…

Oder man geht an einem schönen Abend zu zweit in ein gutes Restaurant. Der Ober kommt mit der Speisekarte…und zündet die Kerze auf dem Tisch an…

Erfreuen wir uns nicht jedes Jahr zur Weihnachtszeit am Kerzenschein in all den Fenstern…auch wenn die meisten der bunten Lichter mit Strom versorgt werden...? Und da gibt es ja noch den Adventskranz mit seinen vier Kerzen, die wir in dieser Zeit Sonntag für Sonntag entzünden.

Ist es nicht etwas Wunderbares, etwas beruhigendes einfach mal das Flackern des Lichtes zu beobachten…dabei vielleicht ein wenig zu träumen oder einfach nur zu genießen und ein wenig Ruhe zu finden?

Ich find es immer wieder schön. Und es braucht für mich keinen festlichen Anlass, um eine Kerze zu entzünden. Ich tue es einfach so…weil mir in diesem Moment danach ist…z.B. im Sommer abends auf dem Balkon zu sitzen oder im Winter bei einem Gläschen Tee, um die Kälte loszuwerden oder vielleicht auch um ein gutes Gespräch zu führen.

Es gibt so viele Gründe…man findet sie auch hier auf den unzähligen Webseiten...gegen Gewalt...für mehr Toleranz…für ein wenig Glück…zum Geburtstag…zum Gedenken…alles wunderbare und gute Gründe.

Und darum dachte ich mir…ich betrachte das Ganze mal aus der Sicht der Kerze…

Öllampen waren die Vorgänger der Kerzen. Als Zwischenform kamen ab dem Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. Wachsfackeln auf. Erst im 2. Jahrhundert n. Chr. verwendeten die Römer niedrige Wachskerzen. Vor allem der Bedarf der christlichen Kirche führte dazu, dass Bienenwachs als Kerzen-Rohstoff zu einem wichtigen Handelsgut des Mittelalters wurde. Außerhalb der Kirchen und Adelshäuser wurden Kienspäne oder Kerzen aus minderwertigem Talg verwendet, so genannte Unschlittkerzen. Ihr Fett wurde aus Rindernieren oder Hammeltalg gewonnen. Dementsprechend rochen und rußten Unschlittkerzen stark. Bei allen Kerzen dieser Zeit musste der Docht ständig „geschneuzt“ (gekürzt) werden, um Rußen und Tropfen zu vermeiden. Talgkerzen wurden im 17. Jahrhundert mit Arsenik geweißt. Erst ab 1725 gab es mit dem Walrat einen von sich aus weißen Kerzengrundstoff.

Dem Anzünden einer Kerze kommt in den religiösen Vorstellungen vieler Kulturen eine wichtige Bedeutung zu. Eine brennende Kerze symbolisiert - auch, aber nicht nur im Christentum - die Seele, die im dunklen Reich des Todes leuchtet. Durch das Anzünden der Osterkerze wird im Christentum die Auferstehung, d.h. Jesus' Triumph über den Tod, symbolisiert. In nordischen und germanischen Kulturen kam dem Anzünden der Julikerze einige Tage vor der Wintersonnenwende dieselbe Bedeutung zu: Sie sollte die Sonne ermutigen, die Dunkelheit zu besiegen und zurückzukehren. Dieser ehemals nordische Brauch lebt heute im Anzünden der mit einer christlichen Bedeutung versehenen Advents- und Weihnachtskerzen weiter.

Im Mittelalter wurden Kerzen einfach mit dem Wort "Licht" bezeichnet. Den Begriff Kerze gab es dafür noch nicht. Daher hat auch das Teelicht seinen Namen und den zunächst merkwürdig anmutenden Plural "Teelichte" statt "Teelichter".

Tja…das ist die Kurzform über die Geschichte und Entstehung der Kerzen.

Und nun lest doch einfach mal, was eine Kerze zu sagen hat…

"Du hast mich angezündet und schaust - nachdenklich oder versonnen - in mein Licht. Vielleicht freust du dich über mein Licht. Ich jedenfalls freue mich, dass ich für dich brenne. Wenn ich nicht brennen würde, läge ich in einem Karton mit all denen, die nicht brennen. Da liegen wir nur herum, ohne Sinn. Einen Sinn haben wir nur, wenn wir brennen. Aber seit ich brenne, bin ich schon ein Stück kürzer geworden - das ist schade, denn ich kann mir ausrechnen, dass ich so kurz werde, dass ich nur noch ein kleines Stümpfchen bin.

Aber so ist das! Es gibt nur zwei Möglichkeiten - entweder ich bleibe ganz und unversehrt im Karton, dann werde ich nicht kürzer, dann geht mir überhaupt nichts ab, aber dann weiß ich nicht, wofür ich da bin, dann muss ich auch etwas geben dafür: von mir selbst, mich selber. Das ist schöner als kalt und sinnlos im Karton.

So ist das auch bei euch Menschen - genau so! Entweder ihr bleibt für euch, dann passiert euch nichts, dann geht euch nichts ab - dann seid ihr Kerzen im Karton. Oder ihr gebt Licht und Wärme - dann habt ihr einen Sinn. Dann freuen sich eure Mitmenschen, dass es euch gibt. Dann seid ihr nicht vergebens da. Aber dafür musst du etwas geben - von dir selber, vor allem, was in dir lebendig ist, von deiner Freude, deinem Lachen, deinen Ängsten, deiner Traurigkeit, deiner Sehnsucht, vor allem, was in dir ist. Du brauchst keine Angst haben, wenn du dabei kürzer wirst, dass ist nur äußerlich, innen wird es bei dir immer heller.

Ich bin nur eine kleine einzelne Kerze. Wenn ich allein brenne, ist mein Licht nicht groß, und die Wärme, die ich abgebe, ist gering. Aber mit anderen zusammen ist das Licht groß und die Wärme stark.

Bei euch Menschen ist das genau so. Einzeln für euch ist das Licht nicht gewaltig und die Wärme klein. Aber zusammen mit anderen, da seid ihr viele. Licht ist ansteckend."


Kaum zu glauben…aber nicht nur wir Menschen haben unsere Ängste verschiedenster Art, nein…auch die Kerzen…


Eines Tages kam ein Zündholz zur Kerze und sagte: "Ich habe den Auftrag, dich anzuzünden." "O nein!" erschrak da die Kerze. "Nur das nicht. Wenn ich brenne, sind meine Tage gezählt! Niemand mehr wird meine Schönheit bewundern!" Und sie begann zu weinen.

Das Zündholz fragte: "Aber willst du denn dein Leben lang kalt und hart bleiben, ohne je gelebt zu haben?"

"Aber brennen tut doch weh und zehrt an meinen Kräften", schluchzte die Kerze unsicher und voller Angst. "Das ist schon wahr." entgegnete das Zündholz. "Aber das ist doch auch das Geheimnis unserer Berufung: Wir sind berufen, Licht zu sein. Was ich tun kann, ist wenig. Zünde ich dich aber nicht an, so verpasse ich den Sinn meines Lebens. Ich bin dafür da, das Feuer zu entfachen. Du bist die Kerze. Du sollst für andere leuchten und Wärme schenken. Alles, was du an Schmerz und Leid und Kraft hingibst, wird verwandelt in Licht. Du gehst nicht verloren, wenn du dich verzehrst. Andere werden dein Feuer weiter tragen. Nur wenn du dich versagst, wirst du sterben."

Da spitzte die Kerze ihren Docht und sprach voller Erwartung:
"Ich bitte dich, zünde mich an."

Tja…man mag mich jetzt vielleicht für…sagen wir mal leicht verdreht halten oder so…aber eins ist gewiss…ich kenne niemanden, der sich nicht in irgendeiner Weise an Kerzenschein erfreuen würde…und dieser Schein mag klein sein und nicht sehr viel Licht spenden, doch ist es allemal schöner als jegliches künstliche Licht in den Büros, Werkstätten oder wo auch immer…

Da gebt Ihr mir doch recht, oder?

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Kommentare

01:41 22.01.2009
@ coolgun : lagerfeuer is natürlich auch was schönes...gitarre..fleisch am ast ins feuer halten, die richtigen leute drumherum....gibt es was besseres??
@ traumwölfin . ich geh mal davon aus, dass das gut gegangen ist

danke für eure kommis und liebe grüße
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08:58 21.01.2009
ich liebe Feuer - auch an Kerzen.
Früher hab ich mir mal den (Haar-)pony versengt an einer Kerze, weil ich so nah daran saß!
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19:23 18.01.2009
hi

eine wirklich schöne geschichte. diese metapher - kerzen mit menschen zu vergleichen, finde ich gut. für verdreht würde ich dich auf keinen fall halten, eher für einen romantiker.

es gibt ja nicht mehr viele stellen, an denen man öffentlich ein lagerfeuer machen daf. manchmal machen wir eins mit quatschen, trinken und mucke. ich ertappe mich dann oft dabei, der musik zu lauschen und ins feuer zu starren. psychologisch gesehen bedeutet feuer für uns menschen - ob nun kerze, lagerfeuer oder welches feuer auch immer - leben ganz allgemein. es handelt sich hierbei um ein hereditäres phänomen. über generationen - bis zurück an die anfänge des menschen - war das feuer mit das wichtigste, weil lebensnotwendig im gesellschaftlichen leben der menschen.

ich möchte meinen kommentar schließen mit den worten der micmac-indianer (kanada):

gestern ist holz
morgen ist asche
nur heute brennt das feuer

liebe abendgrüße

gigi
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