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Thursday, 28. March 2024
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Tagebuch Aus_grosser_Zeit
 1915-02-25 hh:mm
Die Folgen der Blockade zeigen...

Die Folgen der Blockade zeigen sich bereits! Vier engl. Transportschiffe wurden versenkt.

Ein holländ. Kapitän berichtet, daß er bei der Fahrt durch den ganzen Kanal kein einziges Schiff gesehen habe, dagegen viele im Wasser treibende Uniformstücke und Schiffsteile. –

Die engl. Häfen sind voll von Schiffen, welche nicht ausfahren können, da die Mannschaften streiken. –

Hier bei uns beginnt jetzt die Kriegszeit, d. h. wir merken intensiv die Folgen dieses Völkerringens. –

Von morgen ab, werden sog. Brotkarten ausgegeben (wir druckten 80,000) ohne welche man kein Brot bekommt. Jede Person darf tägl. ½ Pfund Brot gebrauchen, dies wird nach der Zahl der Familienmitglieder berechnet u. demgemäß jedem Haushalt. Die Brotkarte ist für die betr. Pfundanzahl zugestellt. Nun heißt es sich einrichten! Wir sind, mit d. Mädchen, 4 Personen – dürfen also tägl. 2 Pf. Brot essen! – Es ist ein eigentümliches Gefühl beim Brotschneiden denken zu müssen: Darfst du auch so viel essen? – Wer hätte das gedacht, daß man noch einmal im Leben kein Weizenmehl verbrauchen dürfte?  Ich helfe mir mit Buchweizenmehl, welches man glücklicher Weise noch zu kaufen bekommt. Wenn dieser Krieg noch lange dauert, werden wir wohl noch vieles lernen müssen! –

Eine gr. Freude erregt die Meldung der Postdirektion, daß vom 1. März an, die Briefe wieder verschlossen werden dürfen. Bis jetzt durften sie (seit Kriegsbeginn) nur offen versandt werden und wurde alle zuerst nach Saarlouis zur Censurbehörde gebracht, wodurch eine große Verspätung entstand. War in den Briefen nur die geringste Mitteilung über Kriegsereignisse etc. enthalten, so „verschwanden“ sie! –

Metz war wochenlang für Personen und Postverkehr gesperrt! –

 

Dienstag, d. 2. März.

Jetzt, nach 7 Monaten, beginnen sich die Folgen des Krieges schwer geltend zu machen. Die Teuerung schreitet weiter fort! Brot und Mehl kann man nur gegen Brotkarten erhalten! Haferflocken, Gries etc. sind nicht mehr zu haben. Fleisch ist knapp vorhanden, alle Lebensmittel steigen täglich im Preise! Das Brot, das früher 55 Pf. kostete wird jetzt für 88 Pf. verkauft. Überall werden Vorträge über „Volksernährung im Kriege“ gehalten. Auch Kaffee, Thee, Kakao sollen bald aufhören. Kartoffel fehlen sehr, sie kosten M. 4,80 pro Centner (früher 3,39 M.)

Der ganze Haushalt ist verändert, wir essen abends immer zuerst Suppe. Man muß ganz anders kaufen, als früher, da alle Augenblicke etwas fehlt. Hier auf dem Lande merkt man dies mehr, in Saarbrücken und Trier sind alle Lebensmittel noch zu haben.

Nach und nach zeigt sich in weiteren Kreisen doch eine gewisse Entmutigung. Die ungeheuren Verluste kommen einmal mehr zu Tage, 2/3 aller Reisenden auf den Bahnen sind

in Trauer – und wie lange wird dieser schreckliche Krieg noch dauern? Wie lange wird, selbst im günstigsten Falle, das Deutsche Reich brauchen, um sich von diesen schrecklichen Zeiten und Opfern zu erholen?

 

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