Willkommen auf Tagtt!
Thursday, 25. April 2024
Tagebücher » Aus_grosser_Zeit » News, Bilder, Videos - Online
Tagebuch Aus_grosser_Zeit
 1915-01-14 hh:mm
Aus dem Argonner Wald kommen g...

Aus dem Argonner Wald kommen gute Nachrichten. Langsam aber sicher gewinnen unsere Truppen das schwierige Terrain. Die neu hier eingetroffenen Verwundeten berichten von dem Leben in den dortigen Schützengräben. Es regne nun seit 3 Wochen fast anhaltend u. der Regen laufe nicht ab, sondern stehe in den Gräben, sodaß die Soldaten oft bis an die Knie im Wasser ständen! Es sei dort schlammig, das Essen für die Leute hinter der Front abzuholen. Oft schon sei es vorgekommen, daß der Essenträger nicht zurückkehrte, weil ihn unterwegs eine feindliche Kugel traf.

Im Westen liegen die Heere immer noch gegenüber, jetzt 10 Wochen; kleinere Gefechte finden täglich statt und der eiserne Ring um Verdun soll sich immer enger schließen. Man sagt jedoch, daß zuerst eine neue Schlacht in Rußland geschlagen werde, wo unsere Heere unter Hindenburg immer näher auf Warschau zukommen! Die Russen sollen schon über 2 Mill. Todte u. Verwundete haben. Es fehle an Munition und man hat jetzt 18 jährige eingestellt, die jedoch keine Uniformen, sondern nur die gleichen Mäntel bekommen. Das Geld fehlt überall. –

Die Türken kämpfen tapfer und haben dem russischen Heer schon manche Schlappe beigebracht, sodaß immer mehr Truppen gegen sie gesandt werden müssen, wodurch unsere Truppen bedeutend erleichtert werden u. nicht mehr gegen doppelte Übermacht kämpfen müssen.

Wir hören seit 2 Tagen wieder beständiges Schießen, dazu das Regenwetter! Es ist eine schwere, traurige Zeit! Die Engländer haben schon bei Beginn des Krieges die Absicht geäußert, uns durch den Hunger, d. h. durch das Absperren aller ausländischen Einfuhr von Nahrungsmitteln zu bezwingen u. in der Tat ist seit Kriegesanfang der überseeische Schiffsverkehr durch engl. Schiffe unterbrochen. Um nun (da es den Anschein hat, daß der Krieg doch länger dauert, als man dachte) alle Vorräte zu sparen, sind die Zeitungen voll von Erlassen aus Berlin, betr. der Verwendung von Kartoffeln beim Brodbacken. Ferner sind bestimmte Preise für alle Lebensmittel festgesetzt, alles ist sehr teuer. Der Leib Brod, der bisher 55 Pf. Kostete, kostet jetzt 70 Pf; Eier das Dtz. 2 M.—

Soeben kommt von Rom die Nachricht, daß durch ein starkes Erdbeben in Italien 10,000 Tote seien! Auch in Rom selbst ist viel zerstört! Unwillkürlich drängt sich da der Gedanke auf: Gottes Strafe für den Treubruch, welchen Italien am Deutschen Reich verübte! Hätte diese dritte Nation des Freibundes uns die Treue gehalten, wie wir es Oesterreich taten, so wäre der Krieg jetzt beendet – wenigstens mit Frankreich wären wir fertig.

Während ich  schreibe lief vom Wolff-Depeschen Bureau die Nachricht ein, daß unsere Truppen bei Soissonsunter den Augen des obersten Kriegsherrn“ einen schönen Sieg errangen. Es war ein harter Kampf, der vom 72-14 Dt. ….. Tag und Nacht wütete. Über 5000 Gefangene, viele Maschinengewehre etc. wurden erbeutet! Der Sieg stehe an Bedeutung der Schlacht b. Gravelotte 1870 gleich.

 

Kommentare

Noch keine Kommentare!
Kommentieren


Nur für registrierte User.

Aus_grosser_Zeit Offline

Mitglied seit: 09.03.2011
DE mehr...
Wirklich beenden?
Ja | Nein

1915-01-14 hh:mm