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Tagebuch atropos
2005-05-17 11:37
die zähne in der hand
Der Morgen dämmert leise,
Ich klopfe viermal
An die Tür.
Meine Finger
Umschließen sanft die Klinke,
Ich kann doch nichts dafür.
Ich setze meinen Fuß ins Zimmer,
Und schleich mich an das Bett heran.
Dort liegt sie,
Zwischen zerwühlten Laken
Und fleht mich
Mit geschloss'nen Augen an:

Spül mir den Mund
Mit Seifenwasser aus,
Streue meine Asche
In ein kleines Schneckenhaus,
Nimm meine Hände,
Und hacke sie mir ab,
Bedecke mit Vergissmeinnicht
Und Kornblumen mein Grab.

Am Tag als ich geboren ward
Verbrannten die Weltmeere,
Der Racheengel Heere
Entstiegen schwarzem Sand.
Ich schneid Dir
Meinen Namen ins Gesicht,
Ein Datum, das du nie vergisst,
An jenem Tag
Flogen die ersten Motten
Lebend aus dem Licht.

Gleich neben ihr schläft friedlich
Eine bleiche Gestalt,
Mit Augen schmal wie Mandeln;
Bei ihrem Anblick wird mir kalt.
Der Körper ist von Narben
Und Brandmalen bedeckt.
Das Etwas hat die Arme
Um das Mädchen gestreckt.

Meine Gedanken,
Dieser Mensch hast sie gedacht,
Über fast ein ganzes Jahr hinweg
Gewährte ich ihm Macht
Über mich und mein Leben,
Was hätte ich gegeben
Um mich eine Stunde lang nur
Über mich selbst zu erheben.

Dort liegt mein Körper,
Meine Liebe, meine Seele;
Sie allein ist es, die ich mit meinen
Worten immer wieder quäle.
Wie besessen stürz ich
Blindlings in den Wahn:
Was haben wir uns,
Gott verdamme mich, nur angetan?

Nimm seine Zunge,
Und schneide sie ihm ab,
Bereue seine Sünden,
Leg ihn zu ihr in das Grab
Leg dich zu ihr in das Grab.

Wach endlich auf und kämpfe,
Mit dem Rücken an der Wand
Schlage ich noch fester zu,
Mit meinen Zähnen in der Hand.
Auf mich wartet schon die Hölle,
Ich kann dir niemals verzeihn,
Mit dem letzten Atemzug
Will ich dir Hass entgegenspein.

Wach endlich auf und kämpfe,
Mit dem Rücken an der Wand
Schlag ich fester auf dich ein,
Mit meinen Zähnen in der Hand.
Meine Wut ist unersättlich,
Heute werden wirs beenden,
Ich hör nicht auf, bevor ich hab
Was ich will:
Deine Zähne in den Händen.

An meinen eig'nen Regeln
Hab ich meine Schuld zu messen,
Vor lauter Zorn in mir hab
Ich die ganze Zeit vergessen:

Sprichst du von mir,
So meinst du dich,
Der Weg zu dir
Führt über mich.

All das Unrecht beging ich,
Um, einsam und allein,
Zum Schluß mit meinem größten Feind,
Mit mir selbst konfrontiert zu sein.

Die Zeit ist abgelaufen,
Deine Willkür währte lang.
Will ich weitergehn, verlangt das
Leben deinen Niedergang.
Der Morgen dämmert leise,
Dieses Ende gehört mir,
Von draußen drischt der Tod
Mit meinen Fäusten an die Tür.

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