Das 1. Treffen
Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, die Erinnerungen. Ja, das ist so eine Sache. Irgendwie fällt es einem leichter, sich an die schönen Dinge zu erinnern als an die schlechten. Unser erstes Treffen zum Beispiel. Kennengelernt haben wir uns im Internet. Auf der Internetseite eines lokalen Radiosenders. Ich schaute mir sein Profil an, woraufhin er mich anschrieb. Wir haben ein wenig miteinander gechattet, E- Mails geschrieben, ein paar Tage vor unserem ersten Treffen haben wir miteinander telefoniert. Er hatte eine warme, freundliche Stimme. Ich war nervös, hatte bereits schlechte Erfahrungen mit Internetbekanntschaften gemacht, war daher nicht darauf aus, ihn so schnell persönlich kennen zu lernen. Er jedoch drängte auf ein Treffen. An einem Abend im November 2002, wenige Wochen nach unserem ersten Kontakt war es dann soweit, wir trafen uns in seiner Stadt. Da er noch einkaufen musste, sind wir in die City gegangen. Er lief immer drei Schritte voraus und redete ununterbrochen. Ich überlegte bereits nach zehn Minuten, wie ich möglichst schnell wieder nach Hause komme. Irgendwann sind wir dann nur noch durch die Gegend gelaufen und haben uns richtig unterhalten. Wir haben viele Gemeinsamkeiten entdeckt, in der Familie, in Alltäglichkeiten, in Einstellungen und Sichtweisen. Irgendwann sind wir in einem Cafe gelandet, haben dort weitergeredet, über Musik, Filme, Familie, das Leben. Es war schön, angenehm. Alles war am richtigen Platz. Richtiger Ort, richtige Zeit. Es wurde spät, mein Zug fuhr. Er beschloss mitzukommen, zu mir nach Hause. So fuhren wir gemeinsam eine Stunde. Und redeten und redeten. Gegen Mitternacht waren wir bei mir. Wir gingen auf mein Zimmer, er setzte sich auf das Sofa, ich daneben auf einen Gymnastikball, ich holte Fotoalben raus, wir redeten weiter. Irgendwann wollte ich ins Bett, musste am nächsten Morgen wieder zur Uni. Er legte sich aufs Sofa. Im Dunkeln redeten wir weiter. Irgendwann stand er auf, um etwas in den Mülleimer zu werfen. Er kam zu mir und legte sich neben mich ins Bett. Wir redeten wieder und schliefen irgendwann ein, ich in seinem Arm liegend. Minuten später klingelte der Wecker und wir standen wieder auf. Gemeinsam sind wir mit dem Zug zurückgefahren.

Es regnet. Den ganzen Tag hängen graue Wolken am Himmel, lassen meine Stimmung noch düsterer werden. Diesmal ohne Kopfschmerzen aufgewacht, aber wieder viel zu spät. Der Tag ist irgendwie schon halb vorbei, wenn man nicht spätestens um acht aufsteht. Am Nachmittag habe ich mich mit B. getroffen. Auch ihn habe ich im Internet kennen gelernt. Er war im Mai auf meiner Party. Seitdem – behauptet meine Freundin – würde er Interesse an mir haben. Ich hoffe, dass dem nicht so ist. Es war ganz nett heute. Manchmal lustig, manchmal anstrengend. Zwei Stunden später habe ich meiner Mutter beim Putzen geholfen, obwohl ich heute eigentlich nicht dran bin. Danach war ich dann ne Stunde bei meinem Ex-Freund. Naja, Ex-Freund ist wohl übertrieben, immerhin waren wir nur drei Wochen zusammen, aber immerhin war er der erste, den ich geküsst habe – glaube ich zumindest. Er hat mir von seiner Ex-Freundin erzählt, die sich vor ein paar Wochen von ihm getrennt hat. Es war angenehm. Weniger Schweigen als mit B. Ich mag Schweigen nicht. Manchmal ist es angenehm. Mit Menschen, mit denen man sich auch ohne Worte versteht. Meistens hat Schweigen jedoch einen unangenehmen Beigeschmack. Anschließend war ich noch bei einer Freundin, habe ihr von dem gestrigen Streit erzählt. Danach ging es mir besser. Sie ist schon ein lustiger Vogel.
Ach ja, und ich habe heute noch einmal die Verabredung für das Konzert von Rosenstolz bestätigt. Freue mich sehr. :)