Zwischen den Jahren
Der Gedanke, daß 40000 Menschen oder mehr in den letzten Tagen durch dieses Erdbeben gestorben sind, während ich Party gemacht und Weihnachten gefeiert habe, ist mal wieder schockierend. Wären die Medien nicht da, ja, ich wüsste von nichts. Und jetzt denke ich doch an Menschen, die ich auf der Reise getroffen habe, und frage mich, wie es ihnen geht.

Eine Woche Winterurlaub liegt hinter mir. Mittwochabend. Obwohl ich „alleine zuhause“ sitze, ist es echt spannend für mich.
Letzten Donnerstag war ich mit meiner besten Freundin und meiner Schwester in Hamm unterwegs. Dort habe ich einen Mann wiedergetroffen, den ich jetzt schon 12 Jahre kenne und wegen dem ich mit zwei verschiedenen Männern in zwei verschiedenen Beziehungen so richtig Streß hatte.
Er, nennen wir ihn Carlo, stand plötzlich vor mir und ich fragte ihn – wie es in meinem Alter so üblich ist – ob er inzwischen Frau, Eigentumswohnung und das zweite Kind hat. Denn ich hatte ihn ziemlich genau viereinhalb Jahre nicht mehr gesehen.
Das Ende der Geschichte war, daß wir die ganze Nacht verquatschten. Als wir aus der letzten Kneipe geworfen wurden, weil sie schloß, gab er mir seine Telefonnummer. „Liebe Marie, bitte verzeih mir und ruf mich an“ stand darauf. Dieser Zettel liegt nun seit dem Abend neben meinem Telefon – wie eine Trophäe.
Ich habe ziemlich viele Gründe, ihn nicht anzurufen. Und einige, es doch zu tun.
Wie die Geschichte weitergeht – erfahrt ihr hier!

Nach einem schnuckeligen Weihnachtsfest mit Schwester und Eltern habe ich dann am ersten Weihnachtstag meinen Exfreund, nennen wir ihn Gabriel ( wie der Erzengel) in Ddorf abgeholt. Er war zwei Tage bei mir in Kleve und wir haben irre viele DVDs geguckt. Dazu hatten wir beide richtig Bock und das können wir auch ziemlich gut zusammen...;)

Es gab:

1. Chicago
2. Kick it like Beckham
3. Fight Club
4. Soloalbum
5. Das Boot
6. Schulze gets the Blues
7. Der Appartment-Schreck
8. Kurz und schmerzlos

Manche dieser Filme fand ich richtig schlecht. Und wenn ich sage „richtig schlecht“, dann heißt das nicht „ein bißchen schlecht“. Trotzdem schau ich mir einfach irre gerne Filme an, besonders, wenn ich sie hinterher mit jemandem bequatschen kann. Fight Club war der erste Film, in dem ich Gewalt und Blut und sowas fasziniert betrachten konnte, zwar war ich geekelt, aber von der Geschichte so fasziniert, daß ich nicht aufhören konnte...
Ich mag Menschen, die Szenen, Handlungen und Filmmotive von verschiedenen Standpunkten aus beleuchten können...
Kaum saß Gabriel am Montagabend wieder im Zug Richtung Ddorf, kam am nächsten Tag auch schon mein Schwesterlein. Mit ihr habe ich einen Abend verquatscht. Wir haben dann auch meine Heim-Cocktailbar eröffnet und den Abend später noch ins Tichelhaus verlegt.
Heute waren wir in Bedburg-Hau, in der Klinik, wo wir einen Bekannten von ihr besucht haben. Ich war zum erstenmal dort und war überrascht, denn ich fand das Gelände und diese alten Häuser echt nett...also nicht das, was man sich unter einer Psychiatrie vorstellt. Ich habe mal gesehen, daß dort auch Logopäden arbeiten...und mein Jahreshoroskop für 2005 sagt die Möglichkeit einer wichtigen beruflichen Veränderung voraus...also, Leute, weiterlesen. Die Geschichte wird vielleicht doch noch spannend....

Achja, und Weihnachten hat mich Rick angerufen! Rick aus Australien! Er hat sich wirklich durchgerungen, und mir etwas von seinem Winterleben auf der Farm seiner Eltern erzählt. In Australien sind ja jetzt „Sommerferien“, und er tauscht sein Leben bei der Air Force gegen sechs Wochen Schaffarm ein...es war witzig, mit diesem Typ zu quatschen, der mal kurz in mein Leben getreten war und jetzt am anderen Ende der Welt weiterlebt...

Oft weiß ich nicht, ob ich dieses Tagebuch hier online weiterführen soll. Manchmal denke ich, ich muß doch nicht noch schriftlich festhalten, wie banal mein Leben ist.
Und manchmal möchte ich die Dinge, die mir wirklich wichtig sind, nicht mit Unbekannten teilen.
Ich würde mal gerne wissen, aus welchen Gründen andere Leute das machen?