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2005-05-19 22:51
WGT die dritte: Sonntag
Sonntag

Ich hatte am Vorabend mit meinen drei FreundInnen, die bei mir übernachteten, wegen meines Ausbruchs (oder Zusammenbruchs) ausführlich gesprochen und war, während ich mich ihnen erklärte, selbst dem Verständnis des Geschehenen etwas näher gekommen – nunja, nicht wirklich dem Verständnis, verstehen tu ich es auch jetzt noch nicht, aber dem, was ich in dem Moment gefühlt hatte.
Das Seltsamste, aber auch das Beste, war, daß meine FreundInnen immernoch genauso zu mir standen wie vorher. Selbst A., der das Ganze hautnah und am eigenen Leib miterlebt hatte, sagte mir, daß er mich liebt. Ich hatte niemanden vergrault.
Während ich selbst das Gefühl hatte, mich in ein Monstrum verwandelt zu haben, war ich offenbar für meine FreundInnen noch derselbe Mensch wie vorher.
War es vielleicht okay, daß ein Monstrum in mir wohnte?

Jedenfalls fühlte ich mich am Sonntag überhaupt nicht schlecht. Der Samstag hatte trotz allem gut aufgehört, und die Sonne schien, meine drei FreundInnen waren da. Es ging mir GUT!

Wir pilgerten zum Akustikkonzert von FAUN im Heidnischen Dorf, das ganz supertoll war, aber da ich noch so viel vor mir habe, rede ich nicht so viel davon. Faun ist eine meiner Lieblingsbands, auch wenn sie nicht an Omnia z.B. heranreichen, weil sie mir manchmal ein bißchen zu pseudomystisch sind (vielleicht auch nicht pseuso, sondern wirklich mystisch?) Wie tanzten also und sangen und freuten uns, trafen noch ein paar Bekannte, ließen es uns gutgehen.
Gerade als Klänge von OMNIA an unser Ohr drangen, mußten wir schon wieder los. Wir wollten zum Metalabend im Anker dringend pünktlich kommen, 2 meiner Lieblingsbands spielten da (mindenstens eine davon eine der besten Bands der Welt).

Daß ich hier des öfteren über eine Band sage, daß sie eine meiner Lieblingsbands ist, liegt übrigens nicht daran, daß ich etwa 1000 Lieblingsbands hätte. Nein, es spielten einfach auf diesem WGT extrem viele tolle Bands, und eben auch mindestens zwei der besten Bands der Welt! ;)

Wir fuhren zum Anker, erwartungsfroh, setzten uns bei Einlaß dort in die Kneipe. Der Ort gefiel uns ausnehmend gut: er hatte etwa den Charme eines kleinen irischen Pubs. (voller Metaller und Goten!) Spielten noch ein bißchen Rollenspiel zum Zeit überbrücken.

DARK SUNS
Eine der ands, wegen denen ich gekommen war. Vor einigen Monaten hatte ich in die neue CD reingehört und war beinahe umgefallen, weil es mich völlig in die Musik hineingezogen hatte. Seitdem begleiteten mich die Songs. Außerdem war es eine Leipziger Band, und ein bißchen Lokalpatriotismus konnten wir in diesem Zusammenhang durchaus aufbringen.
Wir wurden belohnt: mitgerissen. (jedenfalls drei von uns vier)
Ich bin keine Musikkritikerin und kann diese Musik nicht beschreiben. (auf dem T-Shirt steht: Emotional Progressive Metal) Hört sie euch an. Wirklich! Ihr werdet es nicht bereuen.

Nach dem Gig hatten wir das Gefühl, es könnte nicht besser kommen (abgesehen davon, daß wir ja wußten, daß DISILLUSION noch spielen würden....). Wir waren von der Musik gefüllt.
Die beiden Bands, die jetzt spielen würden, kannten wir nicht. Wir waren gespannt, doch wir erwarteten nichts. Auch wenn die Bands furchtbar schlecht wären, wir hätten schon mehr als einen lohnenswerten Abend gehabt.

Es kam anders.

AUTUMNBLAZE bliesen uns weg.
Ich sah mich verzückt gen Bühne starren, mein Blick auf dem Sexgott von Gitarristen in jenen Momenten, in denen ich nicht wie verrückt meinen Kopf auf und nieder warf. Ich tanzte. Aber noch war ich bei Bewußtsein.
Als letztes Lied kündigten Autumnblaze an, ein Experiment vorzuhaben, das sie „so noch nicht probiert“ hätten.

Ich bekam das, was ich das ganze Treffen, magisch wie es war, hätte erwarten sollen. Ich versank. Ohne Bilder zu sehen, tanzte ich mich doch in eine Trance, in die mich die Klänge tiefer trieben. Ich konnte noch denken und verlor mich selbst nicht, aber ich ging aufs Neue auf eine Reise, in die Musik und in mich: ich war, das war die Wirkung der Trance, ganz im magischen Anker in den Klängen.
Die Trancemusik endete zu abrupt, ohne Rückholsignal, so daß ich verloren im Raum pendelte und mehr oder weniger zusammenbrach. A., mein Hausschamane, bestätigte meine Annahme „Geistreise“. Er fing mich. Ich fand die Sache ein wenig unverantwortlich von der Band und meinte, sie hätten ein vernünftiges Rückholsignal einbauen können.
Ansonsten war ich hingerissen.

Wieder zurück im Normalkonsens von Welt, waren wir alle gehörig durch den Wind. Mir ging es gut. Ich holte einen Becher Wasser, deklarierte den Plastikbecher, als er leer war, zum Ankerbecher (mit Ankerfunktion) und hielt mich an ihm fest. G. und A. hatten ihren verrückten Tiefpunkt, den ich schon gestern hinter mich gebracht hatte, und hielten sich aneinander fest.
Letztlich ging es ihnen besser (liebe G., falls Du das liest, sorry für die Interpretation, ich verkürze natürlich fürchterlich und bin auf mich konzentriert – aber wie soll ich Deine Reise beschreiben? Ich will euer Erleben nicht kleinreden; ich schlage vor, Du schreibst Deine Version in Dein Blog? *fies grins *)
Also nun, letztlich schien es mir, als ginge es ihnen besser, jedenfalls sagten sie das und sie waren wieder einigermaßen ansprechbar.

Ich hatte etwas Angst vor der nächsten Band. Was, wenn das wieder so ein Hammer werden würde? Hätte ich dafür noch die Kraft? Ich wußte schließlich, daß heute noch eine Hammerband auf mich wartete.

KLIMT 1918 retteten mich. Sie waren wirklich gut (unglaublich, den ganzen Tag keine schlechte Band), und das trotz Grippe des Frontmanns und Sängers und technischer Probleme, doch sie hatten weder Trancen noch sonstiges Kraftzehrendes im Gepäck. Sie spielten einfach ordentlichen Metal und kurierten S. von seinem Italiener-können-keinen-Metal-Vorurteil. (Höhö) So hatten wir Zeit, uns zu erholen.

DISILLUSION waren mal wieder so gut, daß sie sämtlichen krassen Erlebnissen des Tages die Krone aufsetzten. Sie waren aber auch neu, und anders als bei den Auftritten, die ich bisher gesehen hatte.
Ach verflucht, hört euch die CD an!
Sie wird euch die Augen öffnen, und ihr werdet wissen, warum ich mir die Mühe der Beschreibung nicht machen mag.

Wir verließen den Anker traumverloren und voller Ekstase. Kaum konnten wir glauben, was uns geschehen war. In unseren Köpfen hörten wir „Back to times of Splendor“. Wir würden heute nacht den Sleep of Restless Hours schlafen.
In diesem Zustand wandelten wir durch die Stadt voller schwarzgekleideter Leute, fremd, vertraut, gleich uns und verschieden. Wir waren wach. Nachts mochten wir uns nicht trennen, wir, die ich zu den Vier Musketieren erklärt hatte.

Der Höhepunkt, der Gipfel der Reise, war erreicht.

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2005-05-19 22:51