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2007-05-10 20:22
Pläne und Familie
Der heutige Tag neigt sich dem Ende zu und dann sind es nur noch wenige Stunden, bis es endlich losgehen kann. Das Wetter ist nicht berauschend, seit zwei Tagen regnet es unregelmäßig, aber zum Wochenende hin soll es ja besser werden. Es muss einfach.
Vorhin habe ich mit Ben gesprochen, weil ich unbedingt erfahren musste, ob Carola bei unserem kleinen Zeltabenteuer dabei sein wird. Und Ben erzählt mir doch glatt, dass sie versprochen hat mitzukommen. Oh man, seit dem Moment ist mir ganz anders. Ich hätte nur zu gern mein Gesicht gesehen, wie ich wohl ausgeschaut habe, als mir Ben davon erzählte. Na wie auch immer, ich bin jedenfalls völlig durch den Wind deswegen.
Ein paar Tage mit Carola zusammen! Und das werde ich auskosten, so gut ich nur kann. Es wäre ja wirklich traumhaft, wenn wir uns irgendwie näher kommen würden……
Wobei ich mich gerade ernsthaft frage, was Ben ihr wohl erzählt haben mag und wie sie zu ihrem Entschluss gekommen ist. Laut Ben weiß sie bescheid, wer alles mitkommen wird, weiß, dass ich dabei sein werde. Aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wieso ausgerechnet ich der Grund für ihre Zusage sein sollte. Ein paar Male habe ich schon überlegt, ob sie vielleicht auf Ben steht; auf sein charmantes Lächeln und die offene Art, wie er mit Mädchen umgeht. Doch wenn es so sein sollte, hätte sie ihm doch schon früher ein wenig mehr Beachtung schenken müssen. Ich meine, so was passiert doch nicht von einem Tag auf den anderen, oder?
Also verwerfe ich meine Hirngespinste am besten wieder.

Wie es aussieht, kommt aber auch eine Menge Stress auf uns zu und es wird anstrengender, als wir uns das vorgestellt haben. Carola hat nämlich darauf bestanden, ihre Freundin mitzubringen. Doreen. Ich kann es ja nachvollziehen, wenn sie sich etwas unsicher fühlt und jemanden mitbringen will, aber muss es denn ausgerechnet Doreen sein? Dieses Mädchen ist auf einem Campingplatz doch so verkehrt wie ein Pinguin in der Wüste! Sie trägt Make-up, tonnenweise davon, schminkt sich völlig übertrieben und hat eine Stimme, die Milch sauer werden lässt. Ich würde nicht sagen, dass sie hässlich ist, aber ich finde sie nicht schön. Ich finde sie anstrengend und nervtötend. Und ich wüsste gerne, ob sie schon einmal in einem Waschraum auf einem Campingplatz war, und ob sie in Ohnmacht fällt, wenn sie feststellen muss, dass es dort keine Badewanne gibt. Über ihr dämliches Rumgekreische, das einem Lachen nur im entferntesten ähnlich ist, will ich gar nicht erst reden, denn es reicht, wenn man weiß, dass Doreen über alles und jeden lachen kann. Stundenlang.
Überhaupt habe ich nicht die leiseste Ahnung, worüber ich mit ihr reden sollte. Sie ist weder interessant noch in der Lage, ein vernünftiges Gespräch zu führen. Man könnte sie allerdings fragen, mit wie vielen Typen sie letztes Jahr im Bett war. Aber wahrscheinlich weiß nicht einmal sie die Antwort darauf.
Soviel zu unseren Plänen.

Gestern Abend, als mich der Hunger in die Küche getrieben hat, verwickelte mich meine Mutter in ein Gespräch über Dinge, die mich im Grunde gar nicht interessieren. Es ging um meinen Vater, der wieder einmal mit seiner Abwesenheit glänzte und vermutlich zusammen mit ein paar Kumpels in einer Kneipe saß. Sie erzählte mir von früher, und dass er nicht immer so war, wie er jetzt ist.
Meine Mutter, die Architektur studiert hat und nun in der Immobilienbranche arbeitet, lernte meinen Vater auf ihrem Abschlussball an der Schule kennen. Oder besser gesagt danach. Es klang fast schon filmreif, was sie mir da zum Besten gab. Natürlich konnte sich meine Mutter an jedes einzelne Detail erinnern, angefangen bei ihrem Abendkleid, bis hin zur Einrichtung in der Halle und den Liedern, die an diesem einen Abend gespielt wurden. Sie hatte einen wundervollen Tanzpartner, mit einem eleganten Auftreten und einer viel versprechenden Zukunft. Ihrer Erzählung nach hatte der besagte junge Mann schon länger ihre Aufmerksamkeit geweckt, und sie war überglücklich, mit ihm tanzen zu dürfen. Er versprach, sie nach Hause zu bringen, sobald die Veranstaltung beendet sein würde, tauchte dann aber nicht mehr auf. Enttäuscht und niedergeschlagen lief sie dann durch den Regen und traf auf einen anderen jungen Mann, den sie später einmal heiraten würde, der sie erst in sein warmes Auto und später dann auf eine heiße Schokolade einlud. Richtig gefunkt hat es bei ihr dann aber wohl erst ein paar Jahre später, denn mein Vater hatte sie nie aufgegeben. Zu jener Zeit, als meine Mutter dann ihr Studium begann, arbeitete mein Vater als Lehrling bei einem Großunternehmen, das ihn bis heute beschäftigt und bei dem er sich bis zum Bauleiter hochgearbeitet hat.
Mit dem Trinken begann er allerdings erst vor fünf Jahren, als sein Bruder bei einem Autounfall fast ums Leben gekommen wäre. Seit dem ist es immer schlimmer geworden, auch im Zusammenhang mit diesem Fußballwahnsinn. Und heute steht sein Job und unsere Familie auf dem Spiel. Was interessiert es mich also, dass er früher mal ein feiner Kerl war?

Ein echtes Stück Familiengeschichte in meinem Tagebuch.

Mein Schwesterherz, die kleine Celina, ist im Februar übrigens zehn Jahre alt geworden, für die, die es noch wissen wollten.

So, ich muss jetzt noch eine Menge vorbereiten.

Kommentare


unbekannt
07:27 11.05.2007
Ich wünsch dir viel Spaß beim Zelten.
LG Entchen


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2007-05-10 20:22