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Thursday, 28. March 2024
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 1945-07-02 hh:mm
Montag, den 2. Juli Später war...
Montag, den 2. Juli
Später war mir am Sonntag recht sehnsüchtig, aber ruhig. Auch heute bin ich fröhlicher, obwohl es abwechselnd stürmt, gießt und die Sonne scheint. Ganz bin ich also davon doch nicht abhängig. Gestern Abend hat sich Keinecker mit Papi fast verzankt wegen der Russen. Papi meinte, Stalin sei wohl ein edler Mensch, selbst dann, wenn zur Verwirklichung der Idee er hart sein müsse. Mehr kann man nicht verlangen, als dass ein Mensch die Idee, die er für gut hält, durchzusetzen versucht. K. Meinte er kenne St. Nicht, aber das Benehmen der Soldaten hätte er ja gesehen, und damit hat er Recht. Die Zustände hier, die wir mit der Nachkriegszeit entschuldigen, zeigen die Willkür, der wir auf Gedeih und Verderb ausgesetzt sind. Und das ist nun mal alles andere als Propaganda für den Bolschewismus. Zu schade, dass es so wenige Männer darunter gibt, wie Nikolaus und Berezsal. Da meint man unwillkürlich, das muss gut sein, wofür die kämpfen. – Erfreut war ich heute durch eine merkwürdige Nachricht. Frl. Pimplin bekam einen Brief ihrer Freundin den ein Oberst und ein Oberleutnant brachten. Der Oberst erzählte, er habe in Moskau eine Frau mit 2 Kindern. Ob er die nicht herkommen lassen wolle? Nein, die sollen russisch bleiben. In Deutschland müssten sie ja deutsch lernen. Aber er wolle eine deutsche Frau heiraten. – Natürlich fanden meine Arbeitskameradinnen darin keine Zeichen sehr hoher Kultur, wenn man die Ehefrau mit Kindern einfach so sitzen lassen kann. Und ich finde das ja auch. Aber dass er davon sprach, eine Deutsche heiraten zu wollen, das hat mich schon gefreut. Wenn es mir auch nicht solchen Eindruck machte wie am Sonntag die gegenteilige Meinung.

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