Anders komme ich sonst nicht durch diese Zeit. Ich weiß noch immer nicht, ob wir an den Bodensee fahren können oder nicht. Man will uns dem Laufenden halten, aber so ganz befriedigt mich das nicht. Auf der anderen Seite will ich auch nicht jeden Tag schreiben und fragen, wie der Stand der Dinge ist. Man wird sich schon melden und gut ist. Irgendwie nervt mich das alles und das nicht zu knapp. Ich werde das Gefühl nicht los, daß der Lagerkoller von Tag zu Tag größer wird. Wen wundert das denn noch in der Situation? Eigentlich niemanden. Wenn es nach mir ginge, würde ich die nächste Zeit im Bett bleiben und erst dann wieder aufstehen, wenn der ganze Mist vorbei ist. Aber da es nun mal nicht nach mir geht, werde ich wohl auch in der nächsten Zeit ins Büro müssen. Eine andere Wahl habe ich ja doch nicht. Und sonst so? Sonst ist fast alles okay. Mit fast alles okay meine ich die Tatsache, daß mein Vater heute beim Arzt war. Er hat einen erneuten Harnwegsinfekt. Die Tabletten, die er beim Notdienst bekommen hat, waren wohl nicht stark genug. Die Tabletten, die ihm sein Arzt jetzt verschrieben hat, sind um einiges stärker. Ich konnte mich natürlich nicht beherrschen und habe gesagt, daß er viel trinken soll. Er trinkt doch schon, er hat heute eine Flasche Wasser getrunken. Wenn er noch mehr trinkt, platzt er. Wenn ich gut drauf bin, trinke ich zwei Liter am Tag und ich bin nicht geplatzt. Meine Mutter hat am Tag drei Liter getrunken. Meine Mutter ist auch nicht geplatzt, sie ist nur an einem Herzinfarkt gestorben. Wenn ich so was höre, könnte ich mich aufregen. Da kriege sogar ich eine Latte und ich bin eine Frau. Mein Vater ist alt genug, er muß selber wissen, was er macht. Sehe ich das falsch? Ganz bestimmt nicht. So bin ich halt.