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2018-09-07 08:35
Ich will einfach wieder weg.
So. Das Wochenende ist jetzt da. Worauf ich mich eigentlich die ganze Zeit gefreut habe. Solange bis A. gesagt hat, dass er gerne mit in mein Heimatdorf will. Dann fing das ganze Nachdenken in mir an. Mit meinen Eltern habe ich darüber nicht gesprochen. Die werden das ganz bestimmt nicht toll finden. Sie wollen ihn nich mehr sehen. Ich bin wieder zwischen den Stühlen. Ich hasse wie sie ihn behandeln. Und dass sie immer so vorgefertigte Meinungen haben. Dass sie stur sind und mein Vater ein sozialisolierter Choleriker. Und meine Mutter egoistisch ist. Hauptsache die Entscheidungen ihrer Kinder machen sie glücklich. Und manipulativ ist sie auch. Sagt mir, dass meine Katze im sterben liegt nur damit ich aus Kanada wieder nach Hause komme. Und sie nicht einsam ist. In ihrer "Ehe" und in ihrem "Leben". Mein Freund hätte mich ihnen weggenommen. Dabei war es meine Entscheidung wegzugehen. Was sie falsch gemacht hätten? Nichts. Zu dem Zeitpunkt. Außer mich zu erdrücken. In meinen Entscheidungen. Der ganze Konflikt kommt wieder hoch. Der große Streit an meinem Geburtstag (natürlich), der auch unser Abreisetag war. Warum kann man mich nicht einfach in Ruhe lassen? Warum will jeder was von mir? Warum stellt jeder Ansprüche und hat Erwartungen, was ich zu tun und zu lassen habe - nicht damit ICH glücklich bin, sondern immer SIE. Wurde an mich gedacht, als ich als Kind terrorisiert wurde? Als ich angeschrien wurde? Als mir gedroht wurde? Die Szene spielt sich immer wieder vor meinen Augen ab. "Ich verlier gleich mich selber", hat mir mein Vater ins Gesicht geschrien, als er sich runterbeugte und sein Gesicht nur wenigen Zentimetern von meinen entfernt war. Woran ich denke in dieser schwierigen Zeit? Ich denke daran, dass ich gerne meine Sachen packen und nach Schottland gehen würde. Alleine. Ich möchte die Menschen, die sich hier wie Gift auf mich einwirken, zurücklassen und glücklich werden. Brauche ich nicht meine Eltern um glücklich zu werden? Die Liebe meiner Mutter? Ich vermisse sie... Ich hab meine Familie schon so lange nicht mehr gesehen. Aber sie waren nicht zufrieden mit meinen Entscheidungen. Ich war für ein Jahr ins Ausland gegangen. Ich hatte Englisch auf Lehramt studiert und war bestimmt die schlechteste in meinem Studiengang, weil alle schon Vorerfahrungen hatten. Und ich war krank gewesen. Ich hatte einen Tumor in der Wirbelsäule (bzw. hab ich immer noch) und hab mein ganzes Leben lang das Leben von anderen gelebt. Zum Beispiel das von meinen Eltern. Mit meiner Mama saß ich am Fenster und hab geweint, weil ich Angst hatte, dass ich bald nie wieder laufen und ein Pflegefall werden könnte. Keiner kann sich vorstellen, was das in mir gemacht hat. Das Visum hab ich nur durch ein Losverfahren bekommen und es dauerte nur 3 Monate bis meine Mutter anfing mich jeden Tag anzurufen und zu weinen. Und dann fingen die Geschichten an. Meine Katze würde im Sterben liegen. Ich wäre so egoistisch. Auch meine beste Freundin fing an zu sagen, dass ich doch jetzt mal an das wichtigste in Leben denken sollte. Meine berufliche Zukunft. Sie verstanden mich alle nicht. Ich lernte diesen Menschen kennen, der mich endlich wieder zum Lachen brachte. Mit dem ich träumen konnte. Von Freiheit und das nichts wirklich von Bedeutung war. Es tat gut mit ihm unterm Sternenhimmel zu sitzen oder Berge mit ihm zu erklimmen. Er ist mein Seelenverwandter. Oder war er. Er besteht jetzt nur noch aus Angst. Und dann zu Weihnachten (nachdem ich nur 9 von 12 Monaten da war) beschloss ich zurück zu kommen. Und er kam mit. Der erste Monat war okay. Wir suchten Jobs da, aber ich wusste tief in mir drin, dass ich da momentan noch nicht glücklich werden konnte. Es war mir zu klein. Beim Einkaufen zum Beispiel traf ich Bekannte. An einem Tag drei und alle drei fragten mich, wie es jetzt für mich beruflich weitergehen würde. In meinen Augen hatten sie nichts verstanden. Meine Mutter hatte auch nichts verstanden. Diese Dorfmenschen nahmen mir die Luft zum Atmen. Dieses Leben und mein altes Ich, das es jedem Recht gemacht hat nur um komfortabel leben zu können. Ich war schon immer so scheißens harmoniebedürftig. Wir suchten nach Jobs in Berlin. Natürlich bekam A. nachdem er nie wirklich in Deutschland gearbeitet hatte ALGII. Das hatte aber nichts mit ihm als Person oder seiner Arbeitsmoral zu tun. Meine Mutter sah das anders. Sie fing an ihn mir schlecht zu reden. Erst mich und ihn herholen. Ihn damit ich auf jeden Fall komme. Und dann ihn schlecht reden, nachdem er seinen Traum von einem Leben in Kanada aufgegeben hatte. Für mich. Als ich dann sagte, dass ich mein Studium abbrechen würde und wir wegziehen, folgte darauf der Weltuntergang und das Ende von Harmonie. Sie redete A. in meiner ganzen Familie schlecht. Ich würde schon noch zur Vernunft kommen. Jeder müsse Fehler machen. Sie hat ihre Fußpflegepraxis neben unserem Zimmer. Ich konnte jedes Wort hören, dass sie zu ihren Patienten sprach. Und A. auch. Es tat mir so leid für ihn. Er konnte da nichts für. Er war doch nur für mich hier. Und er gab sich Mühe einen Job zu finden. Aber hier konnten wir nicht glücklich werden. In dieser Enge. In diesem kleinen Dorf. Das, was er studiert hatte, passte nicht hier hin. Es gab zu wenig Aufstiegsmöglichkeiten für ihn. Und ich konnte nicht tun, was ich wollte.
Ich will nicht mit A. runterfahren. Ich will es keinem mehr Recht machen müssen. Ich will weg. TagsKommentare |
2018-09-07 08:35 |